Die Gebote Jesu

Do 02.05.2024

Joh 15:9-11 Wenn ihr meine Gebote haltet.

Ist es lebbar?

Ein Leben, das ausschließlich in der Liebe ist, ist nicht lebbar. So etwa höre ich es aus dem jüdischen.

Es gibt einen gewissen „grauen“ Bereich, wo die Totalität nicht wirksam ist und wir ein leibliches, menschliches Leben führen können.

Augustinus sagt: „Liebe nur, und dann tue, was du willst“.

Michael Wyschogrod (siehe 27.04.) kritisiert ihn dafür.

Jesus redet in Vers 10 zunächst von Geboten im Plural. Später, beim Gebot die Brüder zu lieben, steht es im Singular.

Auf dem Weg

Mir scheint, es gibt eine Dynamik.

Ein auf dem Weg sein.

Die vollkommene Hingabe könnte schnell eine Autosuggestion, eine Illusion sein.

Ein Glauben an die Hingabe der entweder von einer Verzweiflung der Unvollkommenheit getrieben wird, oder in einer Illusion vernebelt wird.

So scheint mir der Weg zur Hingabe das „normale“ Leben zu sein. Die Hingabe selbst bleibt ein andauernd neuer Akt.

In Vers 12 ist vom Lieben die Rede.

Das ist kein Zustand, sondern ein unabgeschlossener Akt. Ein tun (nicht ein getan haben).

Einfühlung braucht das eigene Leben

Meinen Bruder, meinen Nächsten zu lieben braucht unsere Gabe der Einfühlung.

Ich fühle mich in dich ein und benutze dabei, was ich von mir selbst weiß, erlebe.

Wenn ich z. B. kritisiere, prüfe ich mein Herz, wie es sich anfühlt, kritisiert zu werden. Dabei kann es sein, dass ich dankbar bin, dass jemand mir auf den Weg hilft. Oder (und das ist oft ein „und“) ich spüre eine Missachtung, eine Ungerechtigkeit, eine Lieblosigkeit.

Ich erkenne den anderen zwar als Fremden, aber doch anhand von mir selbst.

Eine andere Qualität

Dennoch kommt mit Jesus, dem Christus, eine andere Qualität hinein.

Die Verheißung der Auferstehung.

Die Verheißung des je eigenen Lebens von woanders her – vom Vater her.

Die neue Möglichkeit mehr loszulassen als ich natürlicherweise könnte.

Die Rückseite des Spiegels

Im 5. Mose 19,21 steht das bekannte „Auge um Auge, Zahn um Zahn“.

Anders als viele denken geht es nicht um Rache!

Wenn ein Mensch einen anderen vorsätzlich für etwas anklagt, dass er nicht getan hat, um ihm so zu schaden, dann soll die Strafe, die dem Beschuldigten droht, den Beschuldiger treffen. Ziel ist die Verhinderung dieses Verhaltens!

Bitte nachlesen.

Es ist also eine Aufforderung zur konkreten Einfühlung.

Etwas, dass wir unbedingt lernen sollten – auch in der Thora genauso heilig wie hier im Johannesevangelium.

Die Wurzel und der Zweig

Mir scheint, dass Augustinus auf Rabbi Akiba (Großer Rabbi des 1. Jahrhunderts) hören sollte, und Wyschogrod auf das, was an Augustinus als Klärung doch hilfreich ist.

Das Unverzichtbare in Jesus als Christus und das Unverzichtbare des Christus als Jesus.

Mit anderen Worten: Es sind nicht zwei Wege oder zwei Wegabschnitte. Es ist, solange wir auf der Erde sind, immer das sowohl als auch.

Nicht in statischer Weise, sondern in lebendiger, zu Christus hin gerichteter Weise.

Eben in der Heiligung.

Der Läufer ist der Heilige – nicht jemand, der auf einem Siegertreppchen sitzt.

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