Geist der Wahrheit

Mi 08.05.2024

Joh 16:12-15 Die Wahrheit, die der Geist gibt, könnt ihr jetzt noch nicht ertragen.

Und das nach drei Jahren Jüngerschaft „24/7“. Immer waren sie bei Ihm. Und nun, im Abendmahlssaal spricht Jesus davon, dass sie die Wahrheit noch nicht ertragen können?

Welche Wahrheit soll das denn sein?

Existenziell

Wyschogrod spricht davon, dass das Judentum ganz und gar untheologisch ist. Es ist stattdessen existenziell auf Gott bezogen.

Der Jude „weiß“ nichts über Gott – er geht mit ihm den Weg.

Wissen schafft Objektivität und damit Souveränität.

Wie kann ich in Bezug auf Gott souverän sein, ohne in die Situation Adams zu fallen?

Wenn ich „über“ Gott etwas weiß bin ich an der Stelle unabhängig von ihm.

Nach der Geschichte im Garten Eden kann dies nur Rebellion bedeuten. Eine Einschränkung Gottes vom Menschen her.

Wahrheit

Ist Wahrheit „Wissen über“?

In dem „über“ steckt es schon drin.

Beispiel:

Nach dem „Big-Five“ Persönlichkeitsmodell muss ich über die wesentlichen fünf Eigenschaften eines Menschen nur genug wissen, um sein Verhalten in sehr vielen Lebenslagen gut vorhersagen zu können.

Ein „Wissen über“, das Macht, ja Übermacht verleiht.

Im Judentum geht es deshalb um das Gesetz – nicht um Wahrheit. Das Gesetz lässt Gott Gott sein.

Ich bin die Wahrheit

Das sagt sich so leicht – aber was heißt das für das Leben?

Wie kann eine Person, deren wesentliches Merkmal Freiheit ist, zugleich Eigenschaften haben, die ich mit dem Begriff Wahrheit verbinde?

Das Thema gab es schon mal.

Dort hieß es „Baum der Erkenntnis“.

Was ist der Unterschied, vom Baum der Erkenntnis der Wahrheit zu essen – und von Jesus „zu essen“?

Warum gab es diesen Baum? Nur als „Test“ der Treue des Menschen? Als Prüfstein?

Hatte der Baum der Erkenntnis nicht eine eigene Bedeutung, einen darüber hinausgehenden Sinn?

Söhne wissen, was der Vater tun will

Hier ist es offenbar.

Es gibt dieses so sehr in Gott sein, dass Erkenntnis keinerlei Distanz oder Machtmissbrauch beinhaltet.

Das geht deshalb, weil das Wesen des Menschen Gott ähnlich ist.

Und hier geht es besonders um das Merkmal der Bezogenheit.

Gestern nannte ich die Bezogenheit als wesenhaft für den Hl. Geistes.

Der Ausdruck Gottes ist Bezogenheit – darum ist Seine Macht als Hüter der Wahrheit doch eine Macht, die Er mit uns verbinden möchte. Solange und soweit dies nicht für Autonomie missbraucht wird.

Gottes Macht kann und darf nicht außerhalb von Ihm stattfinden.

Jesus spricht zu Juden

Und nur im jüdischen Denken kann ich der Wahrheit nahekommen.

Wahrheit als wissen-über ist darin an sich Symbol für getrennt sein von Gott.

Ich wandle stattdessen im Gehorsam als Bestandteil des Volkes, das Ihm gehört.

Und mir scheint, in dem Maße Israel Erbschaft und Gegenwart zusammenbringt, vollzieht es göttliches Werk.

Mit diesem Blutsbund Gottes mit Israel können wir nur durch Blut verbunden werden. Am Blut des Juden Jesus wächst frisches Grün. Wir.

Blut Jesu

Das äußere Blut wäscht uns rein.

Aber erst, wenn Jesu Blut in meinen Adern fließt, bin ich Fleisch von Seinem Fleisch und Blut von Seinem Blut.

Nun, als Sohn, will ich, was Er will.

Kein Gebot ist mir Mühe, sondern es ist Ausdruck meines Lebens.

Die Ethik darf mich prüfen – aber sie ist nicht die Quelle meines Handelns.

Ich werde vollkommen, nicht weil ich keine Pickel mehr habe, sondern weil ich vom Geblüt Gottes bin.

Eine Wahrheit außerhalb des Blutes Jesu ist Anmaßung.

Mit Blut meine ich das pulsenden Leben Jesu bis hin zum Geheimnis der Eucharistie.

Ich verstehe nicht, was ich hier sage – ich höre es nur.

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