Jesus verlässt die Jünger

Do 09.05.2024 „Christi“ Himmelfahrt

Mk 16:15-20 Abschied Jesu

Müsste es nicht Jesu Himmelfahrt heißen? Es ist ja gerade das letzte, das Jesus als Jesus tut – Kyrios ist Er beim Vater.

Jesus verläßt mich.

Genau das erlebe ich gerade und erlebe es hin und wieder.

Die Wucht der Einsamkeit will mich überwältigen.

Wenn Jesus mich nicht von sich aus berührt – ist es dann nicht alles ein Konstrukt?

Streit zwischen der Vorstellungskraft und dem Glauben

Eigentlich ist es ein Streit mit der Liebe – sie ist aber nicht unmittelbar beteiligt.

Was sagt mir meine Vorstellungskraft:

Die Leiblichkeit Jesu, gerade in der Himmelfahrt: Wo ist Er denn nun? Hat Gott einen Thron und Jesus sitzt neben Ihm?

Geistigkeit ist leichter zu glauben – sie ist so schön unkonkret.

Wenn schon nicht Erfahrung, dann doch mindestens Vorstellbarkeit – so ruft es in mir.

Aber es ist unvorstellbar.

Genauer muss ich sagen:

ICH kann es mir nicht vorstellen.

  • Mein Glaube tut es aber einfach.

Stellt es vor mich hin als etwas, was nicht aus mir kommt.

Und ist dass nicht gerade, was ich ersehne? Das „von woanders her“?

Und ist Liebe nicht genau das:

Ich weiß etwas von dem Geliebten. Ich weiß so viel, dass ich mich auch für das entscheiden kann, was ich von Ihm nicht kenne und mir nicht vorstellen kann.

Ich liebe diese geheimnisvolle Person auch in seiner Freiheit ein anderer zu sein.

Ist meine Vorstellung Bedingung?

Ich kenne Dinge, die ich mir nicht vorstellen kann, die aber offenbar sind.

Da ist zumeist das Sein selbst.

Warum sollte etwas sein, als nicht vielmehr nichts?

Die Erfahrung meint, sie könne die Vorstellung verdrängen – es bleibt aber so.

Aus nichts kommt nichts. Das nichts ist, ist viel logischer, ja zwingend.

Es ist aber etwas.

Dann gibt es noch andere Dinge, die nicht sein sollten aber sind.

Israel. Mit nur wenig wachen Augen ist Israel und all das herum unvorstellbar.

Sehnsucht. Ich sehne mich nach Gott. Die Vorstellungskraft schüttelt den Kopf.

Liebe. In bestimmten Formen gegen das eigene Überleben gerichtet. Aber es ist möglich und geschieht.

Von anderer Art:

Sinnlosigkeit des Seins. Die Sterblichkeit gepaart mit dem Person-sein, also dem Selbst sein, macht mein Sein sinnlos.

Als Sein des Geschlechtes, der Art scheint es eher möglich – aber auch Geschlechter und Arten sterben aus.

Vergänglichkeit macht das Sein sinnlos – das aber scheint mir unvorstellbar.

„Eine kleine Weile fröhlich sein“ ist ein Spott auf mein transzendentes Denken. Es negiert meine Würde als Person.

Es drängt mein Gewissen in die Absurdität. Wozu?

Nur in zerstreuter Betäubung kann ich Endlichkeit eine Weile ertragen. Indem ich mir die Ohren des Herzens zuhalte.

Aber ich schäme mich dabei.

Es schreit also ein Wissen um die Wirklichkeit des Unvorstellbaren gegen das andere.

Ich kann mir Nicht-Jesus genauso wenig vorstellen wie Jesus, den leiblichen Gott.

Ich entscheide mich für Jesus.

Weil ich ahne, dass Jesus sich freut.

Im anderen Fall würde sich niemand freuen.

Und die Freude Gottes ist ein guter Grund zu sein.

So ist es gut, dass Du manchmal nicht spürbar bist, Herr Jesus.

Die Bande zwischen Dir und mir sind von anderer Art, als die Welt sie kennt.

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