Abschied, Traurigkeit, Dunkelheit

Fr 10.05.2024 Loccum, Konvent des Brüderlichen Kreises

Joh 16:20-23a Ihr werdet weinen und klagen.

Fortsetzung von gestern.

Es ist wichtig, die Situation der Jünger aus ihrer Perspektive zu sehen. Das ist schwer, weil wir die Auflösung kennen.

Wenn ich jedoch eine ähnliche Situation erlebe, schaue ich in eben jene Welt.

Jesus gibt – und nimmt.

Der Weg mit Dir beinhaltet Verlust von Dingen, die ich schon gehabt habe.

Allgemein ist das Leben so.

In allem werden steckt schon das vergehen.

Es ist nicht ein einfacher Weg nach oben, ins Bessere.

Wenn ich eine Sprache lerne, wie ich es gerade tue, bin ich in vier Wochen weiter als heute.

Wenn ich dagegen die Nähe Jesus spüre, kann es sein, dass Er sich mir schon morgen entzieht. Mich in Einsamkeit zurückläßt. So hat Er es mit den Jüngern getan.

Je mehr ich auf Dich baue, je mehr mein Leben in Dir ist, umso mehr schmerzt Dein Weggehen.

Heute ist der Tag nach Himmelfahrt – und es ist den Jüngern unbekannt, dass es Pfingsten geben wird.

Gedenktag der Shoa

Vor ein paar Tagen war Gedenktag der Shoah.

Ein Volk scheint völlig ausgelöscht worden zu sein.

Wer im Warschauer Getto verzweifelt gekämpft hat, und Stunde für Stunde die Aussichtslosigkeit näher kommen sah – was war dem seine „Auserwählung“?

Kann es einen größeren Fluch geben, als auserwählt zu sein?

Warum glauben Christen eigentlich, sie kämen ohne Leid und Tod in den Himmel?

Ohne Dunkelheit, Abschied, Weinen und Wehklagen?

Material zum herrlichen Gebrauch muss geläutert werden.

Im Feuer.

Zwischen Amboss und Schmiedehammer.

Zwischen Hitze und Kälte.

In Freude, Nähe, Wärme und in Trauer, Abschied und Kälte.

Und die Tür geht nicht von innen auf.

Elia geht in der Kraft der Wüstenspeise

Und er geht 40 Tage.

Er geht weg vom Erfolg, für den er sich jahrelang bereitet hat.

Ja, am Ende war es gar kein Erfolg mehr.

Die Schule ist zu Ende, wenn sie zu Ende ist, nicht wenn ich meine, ich kann nicht mehr, ich mag nicht mehr.

Der Erfolg Gottes liegt in der Niederlage, im Zerbrechen deren, die zu Ihm gehören. So wie es bei Jesus war.

Annahme des zerbrochen werdens – vielleicht nur: Stille halten und sich vom Röstbrot des Raben wecken lassen.

„Steh auf und iß, denn es ist noch ein langer Weg“.

So sagt es der Engel zu Elia.

Und vielleicht sagt es Elia auch zu Jesus, als er mit Ihm auf dem Berg der Verklärung spricht. Denn sie sprechen über den Weg nach Jerusalem, den Weg in die Hand der Menschen.

Versuche

Meine Gedanken über eine Annäherung dazu haben zwei Ebenen.

Da ist der Weg der Reinigung, der Läuterung. Die Jünger werden z. B. in ihren konkreten Erwartungen, wie das Reich Gottes aussieht, enttäuscht.

Also verlieren ihre Täuschung.

Und nach und in aller Reinigung ist schon das Geheimnis des schwachen Gottes. Gott erhöht das Werk Seiner Hände, indem er sich schwach macht und in die Hände der Menschen gibt.

Weniger kann auch für Seine Jünger nicht gelten.

Ganz anders als all die Götter der Welt.

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