Wie ich alles verstehen kann

Sa 01.06.2024

Mk 11:27-33 Jesu Gegenfrage an die Oberen ob der Taufe des Johannes

Heute will ich nicht weniger wagen, als einen Weg zu betrachten, mit dem ich alles verstehen kann.

Ich widerstehe der Versuchung, das Wort alles in Anführungsstriche zu setzen. Das wäre schon die erste Methode, nicht verstehen zu wollen.

Was macht Jesus mit den Oberen?

Diejenigen, mit denen Jesus redet, sind die Klugen, Gelehrten und Weisen des Volkes. Sie aber wissen nicht, woher die Taufe des Johannes kommt.

Jesus zeigt, warum sie nicht weise sind.

Die Oberen haben drei Möglichkeiten Jesu Frage zu beantworten:

a) Pro Johannes. Die Taufe ist vom Himmel.

b) Anti Johannes. Die Taufe ist nicht vom Himmel.

c) Pro sich selbst. Kalkül, welche Antwort ihnen nützt.

Scheinbar sagen sie nichts – aber es ist nicht wahr.

Ich habe es schon oft gesagt: Neutralität ist der sichere Weg in den Untergang.

Nicht zu Entscheiden, nicht zu wagen, ist der Tod der Freiheit – so schrieb ich gestern.

Neutralität offenbart sich als Selbstsucht.

Mut ist der Anfang des Verstehens.

Ohne Selbstoffenbarung keine Gottesoffenbarung

Die Möglichkeiten a und b wären eine Selbstoffenbarung.

Weisheit kommt nicht durch das Vertrauen auf mich selbst.

Im Gegenteil.

Wenn ich niemandem Vertraue, kann ich nur wissen, was in meinem System schon angelegt ist.

Nicht wirklich Wichtiges wächst in mir ohne ein Opfer an Selbsthabe.

Wer viel hat, hat es da schwer – so wie die Klugen, Gelehrten und Weisen.

Wenn ich „nicht weiß“ – warum nicht? Was wehre ich ab? Wo schütze ich mich?

Selbstschutz schützt zwar etwas – verhindert aber Befruchtung.

Bewahren allein ist der Vorbote des Todes.

Sich beeindrucken lassen

Die erste Bedingung alles zu verstehen ist die Bereitschaft, sich beeindrucken zu lassen. Den Panzer abzulegen. Die eigene Verletzlichkeit anzunehmen. Die sichere Krücke loslassen zu wollen. Nicht leichtfertig, aber mit der Sehnsucht, den Offenbarenden zu prüfen, um sich ihm zu öffnen!

Hier scheitern wir alle.

Es ist nur eine Frage des Maßes.

Bei den Oberen kann ich es sehen. Wo verberge ich mich?

Jesus darf sich ihnen nicht offenbaren

Denn sie würden alle Offenbarung in den Panzer der Selbstigkeit einbauen. Jede Offenbarung, ohne dass ich bereit bin, mich beeindrucken, ja verletzen zu lassen, wird mir Gericht werden.

Und nach den Gesetzen der Würde der Person ist es übergriffig jemanden gegen sein Fragen, gegen seine Offenheit mit Wahrheit zu bedrängen.

Warum rede ich davon, dass man alles verstehen kann?

Man kann zu einer Zeit nur an einem Ort stehen.

Nur eine Offenbarung ist jetzt für mich relevant.

Etwas verstehen zu wollen, worin ich dann nicht „stehe“ ist kein Verstehen.

Das ist ein Informiert sein. Recht wenig wert – ja vielleicht ein weiterer Weg mich von dem Wesentlichen, dem Wichtigen abzulenken und mich in Information zu verbergen.

Man „kann“ ja nicht wissen.

Je mehr ich wissen will, was mich nichts angeht, desto leichter fällt mir die Ausrede, die mich vom Handeln abhält.

Und letztlich im Tod endet.

Was ich nicht tun will, soll ich nicht wissen wollen.

Summa: alles, was ich verstehen soll, worin ich wirken soll, kann ich auch verstehen.

Und ich?

Jetzt ist die Zeit die Dinge anzuschauen, die ich an mir nicht verstehe.

Zu schauen, wo und warum ich mich verberge und beschütze.

Wo ich misstrauisch um mich selbst sorge.

Wo verschließe ich meine Ohren mit rechtfertigenden Fragen?

Ist mir der kleine Komfort wichtiger als die große Wahrheit?

Ich weiß doch, dass das kleine Tun vielleicht klein ist in der Welt – aber genau das ist, was mich zu dem macht, der solches tut. Auf mich ist die kleine Tat prägend wirksam.

Eine Ausrede ist bei mir: Die, die es besser machen als ich, tun es offenbar aus falschen Motiven.

Warum sollte ich es nicht gerade dann aus rechten Motiven tun!

Puh – die Fesseln der Gewohnheit zur Ausrede. Der törichten Angst um den Bestand.

Jeder prüfe nun sich selbst.

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