Einüben in Ohnmacht und Verlust

Sa 08.06.2024 Gedenktag des Unbefleckten Herzens Marias

Lk 2:41-51 Der 12-jährige Jesus im Tempel

Die Unterordnung unter die Periskopen (Leseordnung) meiner Kirche ist ein Segen. Von mir aus hätte ich Maria aktuell nicht als Thema genommen.

Segen der Kirche ist auch der Segen der Leseordnung.

Pubertät Jesu?

Spontan scheint es mir immer wieder schwer, Jesu Verhalten zu verstehen – ja, es gefällt mir nicht. Er muss doch wissen, was Er seinen Eltern damit antut.

Wende ich mich davon weg und finde mich mit dem Nicht-verstehen ab?

Jesu Kindheit

Wie war es da in der Familie?

Jesus hatte einen Stiefvater. Aber Sein wirklicher Vater war irgendwie auch da. Der Heilige Josef hat vermutlich alles gut gemacht. So hat er Jesus in die Thora eingeführt und war Ihm ein Vorbild im Gehorsam gegen Gott und in der Demut.

Aber doch vielleicht in Jesu Herz: Wer ist mein Vater? Wie soll ich mich zu wem stellen? Josef ist ganz präsent – mein himmlischer Vater kommt mir zu kurz.

Einmal nur ganz auch beim himmlischen Vater sein, vielleicht im Tempel, dem Haus Gottes. Einmal klar nur dieser Vater, nichts anderes.

Maria ist Jesus ganz Mutter. Aber sie lebt irgendwie mit einem Mann, der nicht der Vater des Kindes ist. Ist es nicht eine andauernde Anspannung? Keine perfekte Familie.

Und all die Dinge, von denen sie im Blick auf ihr Kind gehört hat. Die Zeiten, in denen ihr ihr Kind genommen werden wird. Sie ahnt es, weiß es. Aber jetzt bitte noch nicht.

Nun aber: die erste Erfahrung von Verlust im Blick auf ihren Sohn.

Wie später, am dunkelsten Tag der Welt, wird ihr ihr Sohn entrissen und scheint verschollen. Drei Tage. Dann erst ist Er wieder bei ihr.

Eine Art Vorübung der anderen drei Tage. Tage des Schmerzes.

Für die, dessen Herz ganz bei diesem Sohn ist, ein umfassender Schmerz.

Josef war da. Aber stand er nicht auch irgendwie im Weg? Zwischen Jesus und Seinem Vater. Wie kann er DIESEM Sohn Vater sein? Und inwieweit soll er es, ohne sich zwischen irgendetwas zu drängen?

Er, der da ist – aber immer nur abnimmt, ähnlich wie der Täufer es von sich sagt. Und dann im Tempel: „Muss ich nicht in dem sein, was meines Vaters ist“.

Ja, ich tue alles, um diesem Jesus Vater zu sein – aber ich bin es nicht und heute ist es ganz deutlich. Meine Zeit läuft ab.

Maria erlebt in diesen Tagen einen Vorgeschmack ihrer Ohnmacht. Am Ende wird sie ihren toten Sohn in ihrem Schoß halten – unter dem Kreuz. Sie hat Verantwortung – aber kaum Macht, ja das Ende ist völlige Ohnmacht.

Sie lernt unter Schmerzen, ihren Sohn in dessen eigene Aufgabe zu entlassen. Auch in Seine Fremdheit und Heimatlosigkeit in der Welt. Er hat hier keine bleibende Stätte. Selbst sie, die Mutter, kann Ihm nicht Heimat genug sein.

Und zudem: Sie weiß um das Herz auch ihres Mannes Josef. Denn sie sagt: „Dein Vater und ich haben Dich mit Schmerzen gesucht“. Ja, auch der Vater – dem hier attestiert wird, dass da ein anderer Vater ist, in dessen Haus der Sohn sein muss.

Gottes Ohnmacht

Gott selbst ist dem Menschen gegenüber ohnmächtig. Jedenfalls dem Menschen, den Er zu seinem Bild schuf – dem freien Menschen.

Er, Gott, steht hier und wartet in dem Schmerz der Ohnmacht, die nur dem Liebenden ein wahrer Schmerz ist.

Alle hat Er getan, um Seine Liebeswürdigkeit zu zeigen – nun bleiben Ihm nur Tage des dunklen Wartens. Des Wartens, ob ihm diese Menschen zurückgegeben werden. So wie Maria am Ende ihr Sohn zurückgegeben wurde.

Bin ich wie Jesus und komme zu meinem Vater zurück? Wenn ich vielleicht nicht verstehe, was es für mich ist – für Ihn ist es alles.

Größer als Allmacht ist nur die Ohnmacht der Liebe.

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