Mo 10.06.2024
Mt 5:1-12 Die Seligpreisungen
Der Jude Matthäus folgt biblischer Tradition. Im ersten Satz steckt der ganze Inhalt in Kurzform. Und hier ist eine zweite Stufe – in den Seligpreisungen steckt die ganze Bergpredigt.
Deshalb schaue ich insgesamt – und auch auf den letzten Satz.
Dort steht, dass die Hörer sich entsetzten.
Sie entsetzten sich, denn Jesus redete mit Vollmacht – nicht wie die Schriftgelehrten.
Vollmacht
Vollmacht ist transparenz für Gott. Den Gott, der gegenwärtig ist. Der ganz Akt (Tat) ist. Ganz Beziehung und der mich und jeden genau kennt – in diesem Moment.
Wenn ich rede, was „man“ sagen kann, bin ich nicht an der Tür des Herzens meiner Hörer.
Es geht darum zu sagen, was gesagt werden soll, was jetzt und hier zu sagen ist.
Was der Sagende mit seiner ganzen Person offenbart – nicht nur „berichtet“ (wie eine Nachricht).
Ganz verbunden
Vollmacht verbindet Gott mit dem Hörer durch mich als ganz Hörenden und ganz mit Dir (Vater) und dir (Bruder) verbundenen.
Was du nicht hörst, Bruder, fällt auf mich zurück. Denn was der Hörer nicht hört, trägt zur Verhärtung bei. Was nicht durch die Tür des Herzens tritt, das wird direkt auf den Wall des „kenn’ ich schon“ geschaufelt. Es verhärtet das Herz und macht es taub und einsam.
Denn Taubheit ist Einsamkeit.
Es geht nicht um mich
Die Bergpredigt ist kein Coaching, dass die Hörer zu besseren, frommeren Menschen machen soll.
Sondern sie offenbart, dass niemand als einzelner gerettet werden kann. Niemand.
Nur an der Hand eines anderen geschieht solches.
Heiligung ist Heilung der Beziehung, der Gemeinschaft.
Nichts, was ich mit mir selbst ausmachen kann.
Nichts, was ohne dich, Bruder, möglich ist.
Es geht nur insoweit um mich, als der, dem ich dem Bruder bin.
Wer bist du, Andreas, für deinen Bruder?
Bist du der, in dem er mit Gott verbunden ist?
Gott wird mich am Ende fragen: Wo ist der, der bezeugt, dass du dazu gehörst?
Du, Gott, fragst immer nach dem Zeugnis meines Bruders über mich.
Nicht wer ich war – sondern wer ich dem Bruder war.
So lese ich die Seligpreisungen
In Bezug darauf, wer ich meinem Bruder bin.
Bin ich jemand, der nicht „hat“, sondern hungert (geistig arm ist) und so Gott in mir durchscheint – dem Bruder sichtbar wird?
Bin ich jemand, der das Leid meines Bruders trägt? Nicht ausweicht oder übergriffig abnimmt – sondern trägt?
Bin ich ihm „Gottes-mächtig“ ohne ihm schroff zu sein?
(Diese schwierig zu übersetzende Wurzel (pra) meint mehr als „sanftmütig“. Sanftmut in der Bibel bedeutet nicht Schwäche, sondern bezieht sich eher darauf, die Stärke Gottes unter seiner Kontrolle zu üben, d. h. Macht zu zeigen ohne ungebührliche Schroffheit.(Strong Bibel))
So lese ich diesen Text als einer, der nicht seine eigene Heiligkeit im Blick hat, sondern der die Gott-zugehörigkeit seines Bruders will.
Ich intendiere nicht mich auf Gott hin – sondern ich ziele darauf Gott mit mir und den Bruder mit Gott in mir zu verbinden.
Matthäus nennt das Handwerkszeug dazu.
Wie stelle ich meinen Bruder Gott dar?
Will ich sein Gutes für ihn selbst im Lichte des Vaters?
Indem ich mich an ihn verschwende, sammelt Gott mich auf.
Und dann werde ich Sohn Gottes heißen.