Di 18.06.2024
Mt 5:43-48 Liebt eure Feinde, seid vollkommen.
Wenn ich eine Kastanie in eine kleine Pappschachtel tue und dort in Watte lege. Und diese Pappschachtel mit rotem Papier einpacke. Nun füge ich noch eine Schleife hinzu – und schenke sie jemandem.
Dieser jemand nimmt das Geschenk an – indem er alles entfernt und die Kastanien in die Erde tut. Es wird ein herrlicher Baum daraus werden.
Aber alles außer dem Wesen der Kastanie wird dabei vergehen.
Nur was dem Wesen Gottes entspricht, hat ewiges Leben in sich. Wir aber beschäftigen uns mit dem Pappkarton des Lebens.
Wo ist mein Aufmerken?
Ist es bei dem Karton? Den Bedingtheiten des Lebens – meines Lebens?
Alles was Selbstliebe ist, wird sterben.
Allein, was ich dem neuen Baum überlasse, der in der dunklen Erde wachsen will, ist bleibend – und erfüllend.
Eine Kastanie, die nicht in der schmutzigen Erde „sterben“ will, weil sie doch so wunderbar aussieht und glänzend ist – die verliert ihren Sinn und wird am Ende nutzlos vermodern oder von den Würmern der Selbstsucht zerfressen werden.
Ist mein Aufmerken in dem, wie es mir geht, ist kein Raum, kein Erdboden für dass, was es auch in mir gibt: Als Sohn des Vaters zu leben.
Dieser Sohn geht „straks“ auf Jerusalem zu – das heißt in den persönlichen Tod.
Nur so entsteht Frucht für den Vater – am Menschen.
Der Strom einer Batterie ist nicht für sie selbst da. Es gilt, den Auftrag zu finden und zu vollziehen, für den er da ist.
Eher abschneiden als retten
Wenn ich versuche ein guter Mensch zu sein, geht es weiter um mich. Es ist wie der Versuch eine Rose möglichst wenig zu beschneiden, weil man ja die Rose so liebt. Kann ich nicht diesen „Trieb“ oder jenen Ast noch retten?
Ich erlaube meinem Vater abzuschneiden, was nur Wildwuchs ist. Mehr als 2/3 wird das bei einer Rose oft sein.
Bei mir vielleicht mehr – denn es sind so viele Gedanken um mich selbst in mir. Um grünes Blattwerk ohne Knospe, guter Nährboden für Läuse.
Natürlich
Natürlich ist es, zu leben, weil ich mich durchsetze – auch mal gegen den Anderen. Leben heißt Siegen – mindestens jedoch, das seine zu schützen. Koste es, was es wolle.
Der Vater aber bietet mir Seine Vaterschaft an.
Leben aus Sterben.
Leben aus einem neuen Leben am anderen.
Es ist möglich, weil die berechtigte Sorge um mich selbst schon in Christus geborgen ist. Das Wort „geborgen“ in dem Sinne, wie man einen Verschütteten aus dem zusammengebrochenen Haus herausbirgt.
Was und wer bin ich für dich, Mensch
Gott sorgt sich nicht um sich selbst. Aber Er sorgt um mich.
So sorge ich nicht um mich, sondern meine Sorge ist, wer ich für dich, mein Bruder oder mein Feind, sein soll.
Ein Puzzle zeigt es. Ich gehöre an dieser oder jener Stelle an dein Leben – und dann auch an andere Teile des Ganzen. Vielleicht bin ich das Teil, das dich erkennbar ins Bild einfügt und du nicht mehr lose hin- und her-geschoben wirst.
Alle haben dich gering geachtet, weil sie deinen Sinn im Ganzen nicht erkennen konnten. Nun aber ich: Ich erlöse dein Leben zu einem eingefügt sein in das Ganze.
Was in meinen Händen, Freund, ist dies, was du mit deinen Händen nicht erreichen kannst.
Du siehst an mir etwas, was ich nicht sehe – und ich sehe an dir etwas, von dem du nicht weißt, wie wertvoll es ist. Für mich, für je andere.
Feindesliebe
Sie ist keine Leistung von mir, sondern eine Annahme des Wesens Gottes in mir. Anderes muss unter Schmerzen abgeschnitten werden – aber ich muss mich nicht „Wachsen machen“. Ich wachse in mir von selbst – wenn das Unkraut mich nicht erstickt, die Sorgen und die Versuchung des Reichtums, wie Jesu noch sagen wird.
Niemand weiß, wie ich wachse – siehe das Gleichnis vom Sämann aus Markus 4:26 ff.
Schneid ab – dass das Gute wachsen kann.