Macht und Manipulation

So 23.06.2024 💐 Micha

Mk 4:35-41 Jesus stillt den Sturm auf dem See

Der Text kann auf verschiedenen Ebenen betrachtet werden. Hier das, was mich heute berührt.

Beinahe hätte ich „bewegt“ geschrieben – das wäre aber schon zu nahe an meiner Frage, der Frage, ob der fremde Beweger mich bewegen darf, soll.

Um es einmal deutlich zu sagen: Ich bemühe mich immer auf der Grundlage der katholischen Theologie zu bleiben und prüfe dies auch hin und wieder nach.

Wieso darf Luzifer solch einen Sturm entfesseln?

Darf er Jesu Weg verhindern?

Oder kann ich immer ruhig sein, wenn ich Jesus folge?

Jesus schläft im Boot.

Ist dies das eigentliche Vorbild? Ruhig bleiben, egal was passiert?

Sollten die Jünger einfach nur vertrauen?

Oder sollten sie selbst den Sturm stillen?

Was meint Jesus, als Er fragt, ob sie keinen Glauben haben?

Schweig, sei still

Darf Jesus solche Macht anwenden, ohne die Freiheit des je anderen zu verletzen, auch die Luzifers?

Manipuliert Jesus mit solch einem Spektakel nicht die Jünger – und die anderen Bootsfahrer, die mitgekommen sind?

Muss man nicht glauben, ob solcher Wunder?

Jesus befiehlt.

Wie passt das zur Freiheit?

Warum befiehlt Er so selten?

Unser Wille

Unser Wille hat nicht nur für uns Konsequenzen, sondern auch für andere. Und unser Wille darf und wird skaliert werden, das heißt, die Folgen können viele größer sein, als nach einer einfachen Rechnung scheinbar gerechtfertigt wäre.

Die Folgen meiner Lieblosigkeit für andere können vielleicht durch einen anderen aufgehoben werde (Jesus kann den Sturm stillen).

Allerdings nicht für mich. Meine Lieblosigkeit kann an mir nicht aufgehoben werden – das würde meine Freiheit aufheben.

Nur ich selbst kann um Vergebung bitten und mich mit aller Kraft darum mühen, Folgen zu mildern oder aufzulösen.

Und: Ich kann die Folgen der Lieblosigkeit anderer abmildern, indem ich sie trage. Und damit kann Raum entstehen, der es leichter macht, Beziehung zu leben.

Was lerne ich?

Ich kann und soll Berge versetzen. Wunder sollen geschehen.

Aber sie haben keinen Einfluss auf den freien Willen.

Genauso kann ich Gott um Segen bitten, ja um Wunder in meinem Leben oder dem Leben anderer. Und es kann Räume öffnen.

Das hat aber keine entscheidende Bedeutung für die je freie Wahl des anderen. Jesu Wunder manipulieren nicht meinen Willen. Sie inszenieren keine Manipulation, sondern sie sind Ausdruck von Erbarmen und räumen Folgen (nicht Ursachen) anderer Inszenierung weg.

Es ist eine Illusion zu glauben, wenn das Leben einfacher wäre, könnte ich ein besserer Mensch sein.

Schaue ich auf Menschen, die Böses tun, sehe ich zumeist Frucht von vielleicht genauso kleinen Entscheidung, wie ich sie in dieselbe Richtung treffe.

Bei mir ist eine Eskalation vielleicht ausgeblieben – oder ich sehe sie nur nicht. Ein harmloses Leben sagt nichts über meine inneren Entscheidungen aus.

Warum gibt es Eskalation von „kleinen“ Fehlern.

Weil wir auf dem Weg zu absoluten Wesen sind.

Luzifer hat, als absolutes Wesen, eine Wahl der Trennung vom Vater getroffen. Und es gibt kein Zurück, er muss mit allen Konsequenzen leben.

Wenn wir Wesen mit himmlischer Herrlichkeit sein werden, werde unsere Entscheide ebenso groß sein.

Das lerne ich also gut daran, dass meine scheinbar kleinen Entscheide auch große Wirkungen haben können.

In der Eheberatung ist es oft gut sichtbar. Die Selbstbezogenheit war immer da. Aber in den ersten Jahren war ihre Wirkung kaum erkennbar.

Eines Tages wird aber der Kredit ein Limit erreicht haben und meine, vielleicht ebenso kleinen, Egoismen wirken unbegreiflich groß.

Auch die Macht der Gnade muss und hat ein Ende – sonst wird sie zur Manipulation. Ich werde eingesetzt in die Verantwortung.

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