Selektives Lesen

Mo 01.07.2024

Mt 8:18-22 Jesus hat weder Nest noch Höhle.

Ein Schriftgelehrter will Jesus folgen, wohin Er auch geht.

Ein Mann, der schon Jünger ist, will nur noch seinen Vater begraben.

Selektives Lesen

Menschen lesen die Bibel und hören auf Gott, indem sie das lesen und hören, wonach ihnen die Ohren jucken: Heilungen, Wunder, Erfolge, Gnade, Himmel.

Aber was steht da für den Jünger geschrieben?

  • Schwachheit und Seuchen liegen auf ihm, denn er ist nicht besser dran als sein Meister.
  • Zumeist besteht Nachfolge darin, dem Erfolg, den großen Massen auszuweichen.
  • Klugheit und theologisches Vorwissen bringen keinerlei Vorteile – das Leben wird kärglich und unsicher.
  • Jede Anhänglichkeit wird aufgedeckt und wenig nett abgeschnitten.
  • Der Sturm der Welten wird Angst und Lebensgefahr mit sich bringen.

Bei Mose war es einfacher

Das Alte Testament scheint streng.

Aber es war einfacher und leichter.

Richtiges Handeln hatte irdische Segensverheißung.

Und es war auch zumeist so, dass Israel und die Menschen, die Gottes Ordnungen hielten, in großem Segen lebten – anderes waren Ausnahmen.

Gott versorgte Israel – den Jüngern verspricht er nicht einmal eine Höhle, wie sie die Füchse haben.

Welt der Ordnungen, Welt der Existenz

Gott befreit Israel aus der Gefangenschaft. Er gibt Israel Ordnungen.

Alles hat zwar mit Gott zu tun – scheinbar aber nicht mit Seiner Existenz.

Ich kann mich in eine Ordnung geben und bin dabei immer noch ich selber.

Arbeite ich in einer Firma, bin ich nicht die Firma, sondern arbeite nur nach dessen Ordnung.

Übernimmt die Firma z. B. im Rahmen einer Abwerbung meine Schulden – ich gehöre doch nicht der Firma. Bin ich Beamter, übernimmt der Staat viel und ich bin ihm sehr verpflichtet – aber ich gehöre ihm nicht.

So ähnlich fühlt es sich vielleicht unter dem Gesetz an.

So ist es aber nicht mit Jesus Christus.

Er fragt nach viel mehr – und Er gibt viel mehr.

Sein Sterben am Kreuz ist nicht nur ein juristischer Akt, um Gottes Gerechtigkeit zu erfüllen oder um irgendwie Liebe auszudrücken.

Gott macht keine Spiele und steht doch selbst am Rande und bleibt souveräner Beobachter.

Es ist mir möglich

Vielleicht scheint das Ganze wenig attraktiv – ja unmöglich.

Aber ist es so?

Ist nicht, teils tief verborgen in uns, in mir, eine Sehnsucht, genauso zu leben?

Ich spüre es in mir.

Nicht laut, nicht dränglerisch – oft mit ungenannten Vorbehalten in der Hand.

Aber doch – sie ist da.

Und: Es ist nicht so schwer

Wenn ich auf mein Leben schaue und sehe all die Bemühungen um mich selbst – wie töricht. Was habe ich heute davon? Ein Gespräch beim Arzt und ich höre von meiner Sterblichkeit. Ich halte inne und sehe die Zeit, wie sie mich gegen die Wand des Todes schiebt.

Ich kann sagen „noch nicht“ – aber es ist eine Lüge.

Mein ganzes Leben begleitet mich die Geschichte von Robert Louis: „Der Flaschenkobold“. Ich füge die Geschichte im Anhang als Auszug (Wikipedia) bei.

Es lohnt, sie in ganzer Länge zu lesen. Für mich eine Lebensprägung. Ein Licht, dass ich nicht mehr löschen kann.

Dies weiß ich: Ich selbst werde mein Leben nach seinen ewigen Werten beurteilen, wenn es zu Ende geht.
Schon am Abend tue ich es manchmal und möchte es immer öfter machen.

Auch getreu dem Gedanken: Habe ich die Zeit für meine Provisorien verwendet, also z. B. für Geld oder Genuss?

Oder war ich Mensch – also Bild Gottes, Bild Jesu.

Ich muss nichts machen – es nur zulassen.

Mir selbst zu dienen ist ein Willensentscheid – keine Schwäche.

Ebenso kann ich klug sein und dem Geist gehorchen, der doch ewige Werte kennt. Ich habe sie oft beschrieben. Es ist eigentlich nur das Ende der Selbstbetäubung (Rumflasche des Lebens). Ich weiß doch, dass ein Leben ohne die Selbstbetäubung der Selbstliebe erst eigentlich Leben ist.

Jeder Alkoholiker weiß auch, dass „ein letzter Schluck“ niemals ein letzter Schluck ist.

Darum: „Lass die Toten die Toten begraben – du aber komm und lebe“.

Hier die Geschichte aus Wikipedia

Das Flaschenteufelchen

Der Protagonist Keawe, ein hawaiischer Matrose, erwirbt für knapp fünfzig Dollar eine mysteriöse Flasche, die ihrem Besitzer jeden Wunsch erfüllt. Ihm wird aber geraten, sich beizeiten wieder von ihr zu trennen, denn wer sie im Augenblick des Todes noch besitzt, fährt unweigerlich zur Hölle. Auch ist sie unzerstörbar, man kann sie nur durch Verkauf loswerden, und zwar nur gegen Bargeld und billiger als zum Einkaufspreis, anderenfalls kehrt sie zurück. Außerdem müssen dem Käufer alle diese Bedingungen offenbart werden.

Nachdem Keawe sich ein schönes Haus gewünscht und prompt erhalten hat, verkauft er die Flasche an seinen Freund Lopaka. Wenig später begegnet er dem schönen Mädchen Kokua, das seine Zuneigung erwidert, und so ist sein Glück vollkommen, doch leider nur kurz. Keawe entdeckt, dass er von der unheilbaren Krankheit Lepra befallen ist. Leprakranke werden von der Gesellschaft gemieden und ausgestoßen, meist vegetieren sie dann kümmerlich auf der abgelegenen Halbinsel Kalaupapa auf Molokaʻi. Keawes einzige Hoffnung, diesem Schicksal zu entgehen, besteht darin, noch einmal in den Besitz der Flasche zu gelangen. Er macht sich auf die Suche, denn die Flasche ist inzwischen durch viele weitere Hände gegangen. Als er sie endlich ausfindig gemacht hat, kostet sie nur noch einen Cent. Um seiner Liebe willen kauft Keawe sie dennoch und wird geheilt, versinkt danach aber in Verzweiflung, weil er sie nicht mehr billiger weiterverkaufen kann. Nach einiger Zeit kommt seine Frau Kokua hinter sein Geheimnis und schlägt vor, auf die französischen Südseeinseln zu fahren, wo die noch kleinere Währungseinheit Centime kursiert, mit der einige weitere Verkäufe möglich wären. Dort will jedoch niemand auf den Handel eingehen, worauf Kokua sich opfert, indem sie über einen Strohmann die Flasche heimlich selbst erwirbt. Als Keawe durch Zufall die Täuschung bemerkt, zögert er nicht, für Kokuas Rettung dasselbe zu tun, wenngleich der Preis dadurch bis auf einen einzigen Centime fällt. Doch der von Keawe vorgeschobene Scheinkäufer, ein roher und trunksüchtiger Bootsmann, will die Flasche nicht mehr herausgeben. Vergeblich warnt Keawe ihn vor der drohenden Verdammnis. Damit rechne er sowieso, meint der Bootsmann, und wankt mit der verhängnisvollen Flasche davon. Keawe und Kokua aber leben seitdem glücklich und zufrieden.

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