Di 23.07.2024
Joh 15:1-8 Jesus ist der Weinstock, wir die Reben
Zwei Seiten der Geschichte
Es gibt die Seite, die vom Abschneiden der trockenen Reben durch den Vater handelt.
Und die von Reinigung und Fruchtbarkeit.
Vom Wegwerfen und Verbrennen.
Ich höre selten, dass heute darüber gesprochen wird.
Jesus tut es.
Ist es eine Peitsche? Soll hier Liebe durch Angst erzeugt werden?
Ich spüre das nicht. Ich spüre den Schmerz des Dritten.
Jesu Schmerz um diesen Menschen. Jesu Angebot, diesen Schmerz mit mir zu teilen. Denn das Vertrocknen des anderen geschieht an dem Weinstock, an dem ich auch hänge. Ich bin lebendig an diesem Weinstock, wenn ich den Schmerz Jesu um jede Rebe annehme.
Vielleicht das deutlichste Merkmal der Nähe zu Dir.
Vom Frucht bringen – Reinigung
Die Reben sorgt nicht um ihr eigenes Wachstum – sondern um ihre Verbundenheit.
Denn jede Rebe, die Frucht bringt, wird vom Vater gereinigt. Vom Vater.
Der Vater reinigt den, der sich reinigen lassen will.
Wenn ich sehe, wie viele in meiner Familie sich der Welt hingeben, auch viele Freunde – dann sehe ich, dass ich der Reinigung bedarf.
Ich!
Denn ich kenne Dich und darum lade ich Dich ein, mich zu reinigen.
Sie wissen wenig von Dir – wie sollen sie Dich einladen?
Ohne Wegschneiden kein Wachstum des Guten.
Ich habe mir erklären lassen, wie das beim Wein ist. Wie der Rückschnitt der Triebe, auf drei, auf zwei – ja bis auf einen Trieb zwei Dinge bewirkt:
Es gibt jeweils weniger Wein, und: Dieser Wein ist umso besser.
Zu welcher Sorte Wein will ich gehören? Zum billigen Wein?
Denn es ist nicht nur Wein, es ist auch Medizin für die Welt.
Verheißung auf die Köstlichkeit des Himmels.
Und: Verherrlichung Gottes (Vers 8). Wein an der Tafel des Königs. Hochzeitswein.
Frucht bringen – Zustimmung
Jesus erzählt diese Geschichte nicht, als wenn wir unbeteiligte Dritte wären. Eine fatalistische Erzählung vom Lauf der Welt – das ist es nicht.
Was nun?
Betrachtung zur Praxis
Woran erkenne ich den Unterschied, ob ich verbunden bin oder nicht?
Startbedingungen
Ich bin nicht oder wenig verbunden, wenn ich mich selbst liebe, selbstbezogen bin. Dies ist zwar die Vorfindlichkeit, der Ausgangspunkt. Darum heißt es auch Liebe, wenn ich mich daraus aufmache zu Dir hin. (1)
Was sind Merkmale des Selbst:
Lust und Unlust. Trägheit und Zerstreutheit. Kurzfristigkeit und Provisorien. Unordnung und Gleichgültigkeit. Selbstmitleid und Schwärmerei.
(Sicher noch vieles mehr).
Bereiten
Wie kann ich mich bereiten?
Zunächst: Entschlossene Entschlossenheit. Die Bereitschaft, Reinigung anzunehmen.
(Beichte, Buße, Umkehr).
Dann: Ordnung. Dienst. Gehorsam. GGG.
Verzicht auf eigene Absicherung. Reinigung des Gewissens.
Kontinuierlichkeit
Der Saft fließt allezeit. Ein ununterbrochener Strom – hin und zurück.
Es ist weniger Erkenntnis und Wissen als vielmehr Präsenz und Gehorsam.
Der Herzschlag des Gehorsams. Der ist gegenüber dem, was mir präsent ist – sei es aus der Ordnung und Gewohnheit oder aus der Vertrautheit der Worte Jesu, der täglichen Betrachtung und Bewegung Deiner Worte.
In jedem Atemzug will ich Räume der Beliebigkeit reduzieren oder gleich ganz verlassen.
Das Blut Deines Willens, Deiner Liebe soll durch meine Adern fließen.
Praxis
Meine Willenskraft ist begrenzt.
Darum will ich mit dem Willen den Wassern des Alltages neue Bahn geben – also Ordnung und Gewohnheit etablieren.
Nicht das Großartige, sondern das je bessere.
Nicht die eine Idee, die alles ändert, sondern die Einübung der Ordnung durch treue und genau Wiederholung des kleinen Richtigen.
Das Ziel ist Gottes – mein ist die Bereitstellung der Mittel.
(1) Am Anfang liebt jeder Mensch sich selbst.
„Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ nimmt von dem Vorhanden und richtet es auf den Nächsten.