So 04.08.2024
Joh 6:24-35 Dialog über die Speise vom Himmel
Ein gewaltiger Text, vor dem ich mich sehr klein fühle.
Wirksamkeit
Jesus sagt, sie kommen nicht wegen eines Wunders. Sonders wegen der Brote.
Besonders die Freikirchen glauben an die Wirksamkeit des Wortes allein. Dabei besteht die Gefahr, dass es immer mehr zu Rhetorik und Ethik wandert. Die „Performance“ des Redners, die Inszenierung und Glaubwürdigkeit der Person auf der Bühne steht im Vordergrund der Wirksamkeit. Es muss einleuchten und zudem emotional berühren. Ich „begreife“ es, das heißt, es steht in meiner Macht (greifen ist nahe am Bemächtigen).
Die Hl. Eucharistie ist auch gestaltet – aber immer gleich und kaum abhängig von der Qualität des Priesters. Dass Eucharistie eine Wirkung hat, leuchtet zunächst kaum ein. Was soll sie ändern? Weder Einsicht noch Vernunft des Menschen wird angesprochen.
Jesus aber sagt: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr suchet mich nicht darum, dass ihr Zeichen gesehen habt, sondern dass ihr von dem Brot gegessen habt und seid satt geworden.”
(Johannes 6:26, Lut)
Die Eucharistie überbietet nicht nur die ethische Wirkung der Predigt oder emotionale Wirkungen eines gut inszenierten Gottesdienstes – sondern sogar gewaltige Wunder, wie die Brotvermehrung.
Wer braucht also noch Wunder – wir haben die Eucharistie.
Logik
Das Volk argumentiert logisch und theologisch. Jesus redet davon, dass die Menschen „Speise wirken sollen, die nicht vergänglich ist“. Das Volk fragt, welche Werke sie dafür tun sollen.
Jesus aber verlässt die Ebene des Gespräches und redet plötzlich von Gottes Werk des Glaubens. Es scheint ein Widerspruch.
Vielleicht ist die Betonung aber nicht auf dem Glauben an sich, sondern auf den Glauben an den Sohn.
Das Volk hat Glauben an Gott – kennt aber den Sohn nicht.
An den Sohn glauben zu können, an die Leiblichkeit Gottes im irdischen Menschen Jesus, ist weder den Juden noch sonst jemand von sich aus möglich.
Jenseits von Theologie und Ethik
Es ist Offenbarung. Kein Mensch kann von sich aus an Jesus Christus glauben, es werde ihm denn vom Vater offenbart.
Denn es hat mit Sohnschaft zu tun und ist außerhalb des durch den Baum der Erkenntnis erlangten Wissens von Gut und Böse.
Zwei Angebote
Die Schlange flüstert es Eva ins Ohr: „Iß“.
Iß vom Baum der Erkenntnis. Das essen macht es. Ich sage es dir.
Und Eva wird Kind der Schlange, denn sie vertraut ihr.
Kein Werk des Menschen macht ihn zum Sünder, sondern der Wechsel zum Vater der Lüge, der Rebellion.
Und darum kann auch kein Werk und nicht die Summe aller Werke ihn erlösen. Sondern nur das Vertrauen auf den, der sagt: „Iß“, aber iß dieses Mal vom Fleisch meines Sohnes, denn Er ist der Baum des Lebens. Vertraue mir, deinem Schöpfer.
Jeder kann es
Jeder kann den Leib Jesu essen.
Es ist die enge Pforte. Das Ende der Eitelkeit, ein guter Mensch zu sein.
Ich bin auch nicht in der Lage, aus mir selbst Energie zu erhalten – ich brauche die Nahrung aus der Natur.
Ebenso braucht mein Leib geistige Nahrung vom Baum des Lebens.
Mein Leib!
Denn ich bin mein Leib. Und am Leib widerfährt mir Fluch und Segen. Am Leib erkennen die Mächte und Gewalten, wessen Sohn ich bin.
Eucharistie ist keine Magie
Sondern demütigte Annahme des Mysteriums.
Ich verzichte auf „Wissen“ und glaube dem Wort Gottes.
Denn ich bekenne den Mangel, der in der Autonomie und der Selbstliebe liegt.
Niemand lebt aus sich oder aus seiner Erkenntnis von Gut und Böse.
Ich kehre zurück in das Geheimnis (Mysterium) der Gottessohnschaft.