Wer ist das Kind?

Di 13.08.2024

Mt 18:1-5,10,12-14 Der Größte und das Kind, das verlorene Schaf

Auch: dieses Kind

Bei Kindersegnungen und Taufen wird oft an diese oder die Parallelstelle gedacht. Kinder sind Jesus wichtig, so sagt man.

Ich denke an meine Zeit als Kind, in der ich so selbstverständlich mit dem Vater und mit dem Himmel vertraut und verbunden war.

Ich denke überhaupt an Kinder – und das steht auch da.

Was aber hat es mit dem verlorenen Schaf zu tun? Was mit dem Glas Wasser? Was mit der Aufnahme im Namen Jesu?

Welches Kind ist noch gemeint?

Vieles könnte man denken – dann aber lese ich Vers eins. Die Jünger fragen, wer der Größte im Reich Gottes ist.

Ich hatte gestern Abend ein schönes Gespräch. Ein Freund erzählte mir von seinem Gespräch mit einem früheren Studienkollegen. Der hatte es weit gebracht als Psychologe und konnte sich vor Anfragen kaum retten.

Mein Freund dagegen arbeitet ganz unauffällig in einer Einrichtung für geistig behinderte Kinder.

Er hat zehn Jahre studiert (Philosophie und Psychologie) und arbeitet in etwa wie ein Sozialarbeiter.

Was willst du mit all deiner Klugheit machen, was soll daraus werden? So etwa fragte ich. „Was willst Du werden?“ – er schwieg. Dann sagte er „Nächster“.

Mehr sagte er nicht.

Diesen schwer behinderten, kognitiv sehr eingeschränkten Menschen der Nächste – und dann allen anderen Menschen auch.

Den ganz kleinen ein kleiner – und selbst den Großen ein recht kleiner.

Es geht um das, was ich dem anderen bin

Denke ich über Groß-sein nach, bin ich dem Kind kein gegenüber. Dann orientiere ich mich an anderen Großen. Nehme sie als Vorbild. Eifere um etwas in mir selbst.

Ich werde das Kind nicht sehen, nicht sehen können.

Das Reich Gottes ist nicht das Reich der Welt.

Es geht nicht darum, groß oder klein zu sein. Es geht darum, vor dem anderen so leer von mir selbst zu sein, dass er bei mir Wohnung nehmen kann.

„Wer einen von diesen geringsten aufnimmt, der nimmt mich auf.“

Der Geringe steht vor der Tür und klopft an. Ich höre ihn nur, wenn Raum in mir ist. Raum, der nicht sowieso schon von mir selbst gefüllt ist.

Jesus

Und mehr noch.

Es ist Jesus, der da steht.

Indem ich Raum mache für den anderen und ihm Nächster bin, übe ich vielleicht sogar, Raum auf meinem Thron zu machen. Platz für Jesus.

Mein Thron muss leer sein, damit ich Jesus darauf einladen kann.

Er kommt unscheinbar. Wie in der Geschichte vom Schuster, die uns Tolstoi erzählt.

Ich mache also nicht einem größeren Platz auf meinem Thron, sondern dem Kind.

Kein Spiel

Es ist kein Spiel. Es ist auch nicht einfach eine Prüfung Gottes.

Gott gibt uns Menschen vor die Tür (und oft sind sie schon im Haus, wie Frau und Kind) deren Engel direkt vor Ihm stehen.

Und obwohl Sein Herz blutet, schreitet Er nicht ein, obwohl Er die Härte unseres Herzens gegen diese uns anbefohlenen sieht.

Er geht für diese auf alle Berge um sie zu sammeln – und stellt sie mir vor Augen.

Was sehe ich?

Sehe ich nur mich in allem, meine Ehre, mein Recht?

„Kümmere dich selbst um deine Angelegenheiten“ –

Gott aber hat selbst Seine Angelegenheit vor meine Füße gelegt.

Sein Kind ist es, sei es klein oder groß, anvertraut an mein Herz. Lasse ich es draußen liegen?

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