Di 20.08.2024
Mt 19:23-30 Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr.
Wer hindert den Reichen?
Der Text schließt an den von gestern an. Dort hat ein Mann, der ganz richtig gelebt und ganz nach Gott gefragt hat, den Weg nicht gehen können.
ER hat ihn nicht gehen können. Jesus hat ihn nicht ausgeschlossen.
Ein Reicher kann von sich selbst her nicht in den Himmel kommen. Niemand schließt ihn aus.
Nur der Reiche?
Ich aber sage: Auch anderes hält mich ab, Jesus in letzter Konsequenz zu folgen. Delbrêl sagt es in dem Text, auf den ich gestern verwies. Denn sie spricht von den Brüchen, die im Leben notwendig sind. Ein gerader Weg führt zumeist nicht in den Himmel (Evtl. ist Carlos Acutis eine Ausnahme?).
Ich provoziere: Wer auf Instagram ist, kann nicht in den Himmel kommen. Jedenfalls wenn er so dort ist, wie ein Reicher reich ist. Mit einem gewissen Maß an Aufmerksamkeit.
Konzentriert arbeiten
In dem von mir oft zitierten Buch macht Newport deutlich: Konzentriert arbeiten ist für die normalen Wissensarbeiter heute rein biologisch zumeist nicht möglich.
Denn Ablenkung, besondern durch soziale Kontakte, ist für das Gehirn so viel attraktiver, dass es dort besonders leistungsstark ist. Und durch den Vollzug der Ablenkung entsteht ein „neuronaler Muskel“, der, anderes als der normale Muskel, sich selbst verstärkt.
Sehen des Anderen
Für den Fall des Reichtums geht es jedoch um mehr – wenn auch nach einem ähnlichen Prinzip.
Es geht um die Fähigkeit, den je anderen ALS ANDEREN wahrzunehmen.
Die meisten Menschen, die ich treffe, sehen den Anderen in Bezug auf sich – aber nicht als ihn selbst von ihm her.
Das führt sogar zu einer kämpferisch aggressiven Form der Behauptung, das könne man garnicht. Ein kluger, lieber Professor hat mich einmal zusammengeschrieen, als es um dieses Thema ging.
Relevante Wahrheit
Es geht um das Thema relevante Wahrheit für den Anderen.
Wenn ich von dem Anderen nicht weiß, was für ihn relevant und gültig ist, dann gibt es auch keinen gültigen Grund, sich seinen Mangel zu Herzen zu nehmen.
Denn wahrer Mangel ist nicht leiden, also das leiden des anderen, sondern sein irren.
In die Irre gehen verpasst das ganze Leben.
Wenn ich nicht weiß, dass dein Weg, Freund, in die Irre geht – warum sollte ich dann für dich leiden?
Jesus Christus starb für etwas, was ich nicht erkannte und nicht wusste, dass es den Tod bedeutet.
Es geht nicht darum, dass ich aus Schwäche einen Fehler mache – es geht um ein Leben der Rebellion. Eine Rebellion, von der ich nichts weiß!
Dafür starb Jesus.
Jesus sieht mir ins Herz – tiefer als ich es kann.
Dort war Rebellion – nicht Schwäche.
Zum Teil ererbt, zum Teil erworben.
Dies möchte ich gern an anderer Stelle weiter ausführen.
Alltag
Der Ort, an dem mein Herz ist, ist der Ort, an dem ich sein werde.
Gott ist ein eifersüchtiger Gott.
In dem zentralen „Schma Israel“ sagt Gott:
„Höre, Israel! Der Herr ist unser Gott, der Herr ist einzig.
Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein.“
Was muss mehr gesagt werden?
Praxis
Jesus sucht Menschen, die ganz mit Ihm sind.
Die bleiben, wenn es schwer wird.
Die annehmen, was keiner annimmt.
Deren Herz eingenommen ist von dem, was den anderen betrifft. Auch seiner Rebellion.
Dann wird es geschehen, dass der Friede des anderen auch mein Friede ist. Denn so deute ich den Satz, dass wir 100 fach Äcker, Häuser etc. erhalten. Nicht eigene Äcker, sondern Teilhabe an dem Schatz im Anderen.