Mi 28.08.2024
Mt 23:27-32 Jesus nennt die Schriftgelehrten Prophetenmörder
„27 Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr gleich seid wie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totengebeine und alles Unflats!”
Bin ich das?
Bin ich ein Heuchler, von außen hübsch, aber innen voller Totengebein?
Wenn ich dies weit von mir weise – dann bin ich es.
Ich sage: Jedes Mal, wenn ich über jemanden den Kopf schüttele, bin ich ein Sohn dessen, der auch der Vater dieser Prophetenmörder ist.
Ich bin aus dem Hause der Ankläger, die sich selbst für besser halten.
Jesus sagt es klar: Wer meint, er wäre kein Prophetenmörder gewesen erweist sich gerade darin als genau so einer. Er sagt: „So gebt ihr über euch selbst Zeugnis, daß ihr Kinder seid derer, die die Propheten getötet haben.“
Wer will denn sagen, er wäre wirklich anders?
Weiß ich nichts zu beichten?
Weil mir meine unscheinbaren, teils innerlich verborgenen Gedanken so milde, so wenig nach solch schlimmen Dingen erscheinen?
Ach, jenes leise innere denken „wie kann man bloß so sein?“.
Es ist Sohnschaft – so sagt es Jesus. Sohnschaft und Familienzugehörigkeit zum Verkläger – ja letztlich zum Vater der Anklage: Lucifer.
Und nun? Wie komme ich da heraus?
Propheten
Wer will schon Prophet sein.
Klingt überheblich und viel zu from.
Vielleicht ein anderer – aber dem traue ich dann auch nicht.
Propheten sind die Opfer der Prophetenmörder. Was ist genau der Unterschied, noch bevor das geschieht?
Ein „Kopfschüttler“ stellt sich über den anderen – außerhalb von Gott. Denn Gott ist immer mit dem anderen, auch wenn er ihn kritisiert. Gott leidet zuerst und lange – und so auch Sein Prophet. Weil Er das Opfer ist. Das Kritikwürdige ist die Lieblosigkeit und die Selbstsucht. Die Verletzung des Leibes Christi. Du und ich, wir sind Leib Christi.
Der Kopfschüttler stimmt denen zu, die eine Last auf andere legen. Die Mühlstein sind und zerreiben.
Der Prophet ist dort, wo zerrieben wird, wird selbst zerrieben.
Der Prophet schreit den Schmerz hinaus als Stimme des verletzen Gottes, als Mund Jesu.
Kann ich denn nicht über das Böse den Kopf schütteln?
Nein.
Das Böse ist am Guten, am Menschen.
So ist das Kopf schütteln Distanz und innerliches Richten. Es ist ein Rückzug und eine Ablehnung der Mitverantwortung. Ich tue so als wenn ich nicht zum selben Leibe gehöre.
Was ist stattdessen der positive Umgang?
Werde bereit Prophet zu sein
Wie oft gesagt, gibt es keinen neutralen Ort. Es ist nicht möglich, nicht falsch zu sein. Sondern ich bin immer Mitglied der einen oder der anderen Familie. Der Familie der Kopfschüttler oder der Familie Gottes.
Ich vollziehe diese Mitgliedschaft, indem ich so handle, wie es Söhne, Väter, Ehemänner etc. tun: Ich vergesse das meine und eile herzu.
Weichliche Lauheit
Die Angst als Angehöriger der Familie erkannt zu werden und in all das hineingezogen zu werden lässt mich oft stille sein.
Dies Stille sein, sich Heraushalten, führt zu leisen, meist unterdrückten Schuldgefühlen. Ich sollte – aber ich tue nicht.
Nun brauche ich eine Ausrede.
Und eine übliche Ausrede ist die Übertragung des Fehlers, des Mangels auf jemand anderen. Den Pastor, die Kirche, die Politiker.
Mein Kopfschütteln ist Ausdruck meiner Verantwortungslosigkeit, meiner Feigheit.
Und Feigheit ist letztlich Kleinglaube, wenn nicht Unglaube.
Mut ist ein Glaubensindikator.
Ein Prophet teilt den Schmerz des Vaters an den Leiden seines Sohnes – der Kirche.
Weil er dazu gehört.
Es ist kein distanzierter Ekel, sondern ein Erleiden der missbrauchten Freiheit des je anderen am eigenen Leib.
Wer will wirklich Sohn sein?