Denn dann ist keine Zeit mehr

Mi 04.09.2024

Lk 4:38-44 Jesus in Kapernaum, Vollmacht zu Predigt und Heilung

Die dritte Phase

Dieser Text gehört zu denen der letzten beiden Tage. Ein Dreiklang ist vollendet. Das ganz rein sein mündet in eine klärende Krise und Aussonderung. Das wiederum lässt den Pfeil von der Sehne schnellen – in die gewaltige Wirksamkeit, hier und jetzt in Kapernaum. Ganz nah, bei den ersten Jüngern.

JETZT erst ist Jesus als der erkennbar, der bereitet ist zu ebendiesem.

90 % des Lebens

90 % des Lebens Jesu waren still. Waren Bereitung. Waren ein langsames Spannen des Bogens.

Genau genommen sind auch die kommenden drei Jahre noch eine Vorbereitung auf den Paukenschlag selbst – die Peitsche der Söldner und die Nägel der Soldaten.

Erst im letzten Atemzug Jesu ist der Pfeil von der Sehne befreit und das Recht des Sohnes Gottes auf die Welt ist gültig. Der Herr der Welt (Luzifer) ist eine geschlagene Attrappe seiner selbst.

Sagt das etwas zu mir?

Ich spüre: Ich habe keinen Auftrag, das Gericht über meine Heimat zu predigen, sodass sie mich vom Berge stürzen wollen. Das ist eine Etappe vor der herrlichen Wirksamkeit in Kapernaum.

Und war ich überhaupt schon 40 Tage in der Wüste? Bei dem Herren der Welt?

Oder bin ich überhaupt da, wo Jesus mit 12 Jahren im Tempel die Schriftgelehrten so beeindruckt hat?

Was soll mir dann dieser Text? Und ist es nicht auch alles Fügung, die ich überhaupt nicht machen kann?

Meine Wirksamkeit

In den 10 % des Lebens Jesu, auf die das Licht der Evangelien fällt, ist sehr viel Fügung Gottes, Kairos Gottes.

Aber ich schaue genau. Was will Jesus selbst, wo ist er ohne Fügung hingegangen?

„Bei Tagesanbruch verließ Er die Stadt und ging an einen einsamen Ort“.

Das ist das, was in Seinem freien Willen liegt – und in meinem freien Willen.

Und ich sage: Die Zeit der Bereitung ist mehr meine Aufgabe als eine spätere Zeit der Wirksamkeit.

Darum: Bereite dich jetzt, den später ist kaum noch Zeit.

Denn: sie kamen eilend zu Jesus in Seine Stille hinein und wollten Ihn festhalten.

Werde ich denn je wirksam sein?

Was denn sonst!!

Ein gelebtes Leben, das einfach nur gelebt ist, ist ein verlorenes Leben. Unser Leben ist allemal ein Bereitung.

Wir leben hier kein mehr oder weniger frommes und gutes Leben und kommen dann ins Paradies der Erholung und des fröhlichen Genusses.

Sondern wir bereiten uns, mit Gottes Gnaden und Fügungen – aber unserer Bereitschaft.

Jeder Katholik, jeder Orthodoxe weiß: Ein Heilger ist ausschließlich der, dessen Wirksamkeit NACH dem Tod offenbar ist.

Das schließt eine gewisse Wirksamkeit vor dem Tod nicht aus – die ist aber nicht der Maßstab. Ein „heiligmäßiges“ Leben ist zumeist notwendig – reicht aber nicht.

Das Spannen des Bogens

Damit der Pfeil ins Ziel fliegt, muss der Bogen gespannt werden.

1.000 Mal muss es geübt werden, vielleicht 10.000 Mal?

Nein.

Einer, dessen Lebensinhalt das Bogenschießen ist, schießt zuvor Hunderttausende von Pfeilen ab und spannt den Bogen wohl Millionen mal.

Und der Sinn unseres Lebens ist es, den Pfeil ins Ziel zu bringen (telos). Zielverfehlung ist das griechische Fachwort für Sünde. Sünde ist nicht ein „Fehler“, sondern ein Verfehlen! Verfehlen des Ziels.

Nicht wirksam sein, sondern bereitet werden

Daher ist die Frage nicht, ob ich wirksam bin, sondern ob ich zur Wirksamkeit zu gebrauchen sein werde – sobald Gott mich gebrauchen will.

Und das will Er unbedingt. Er sucht keine „Erlösten“, die sich mit Erlöst-sein zufriedengeben. Das wäre auch eine Respektlosigkeit der Krone der Schöpfung Gottes gegenüber.

Er sucht Herrscher. Herrscher über Seine Schöpfung, wie es der Urauftrag des Menschen war – und ist.

Wie geht das?

Sich dem Meißel Gottes aussetzen. Gott tut es – aber Er tut es an willigen Geschöpfen. An Knechten und Erlösten, die als Erlöste ganz die Verherrlichung des Erlösers wollen – koste es, was es wolle.

Bereite dich, denn dann wirst du ganz ausgegossen.

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