Der je größere Gehorsam

Sa 07.09.2024

Lk 6:1-5 Raufen der Ähren am Sabbat

Die neue Freiheit?

Jesus erklärt, warum die Jünger das dürfen. Und betont zum Schluss, dass der Menschensohn Herr über den Sabbat ist.

Ist dies eine neue Freiheit gegen all die Gebote und kultischen Ordnungen?

Vielleicht ja – aber nicht für jeden und nicht für alle Situationen.

Bei der Frage des Fastens gestern habe ich gehofft, dass noch Raum ist, darüber zu sprechen. Denn ich will fasten lernen – aber in welchen Raum gehört das?

In welchen Rahmen gehören diese Worte

Mir scheint, sie gehören zu Jesu Worten von dem unreinen Geist, der einen Menschen verlassen hat. Später kommt er zurück und findet das Haus gekehrt und geschmückt. Und er ruft sieben weitere Geister und es wird ärger als zuvor mit jenem Menschen (Lk 11:24 ff).

Das Gesetz und der Kultus reinigen den Menschen. Darum sind sie wichtig und nötig. Aber sie füllen ihn nicht mit dem, wozu er gereinigt ist!

Das Gute ist schnell des besten Feind – und wenn es um ein Ziel geht, ist das Verharren bei einem Meilenstein eine Zielverfehlung.

Nicht der, der nicht fastet, ist frei und richtig. Aber auch nicht der, der fastet um des Fastens willen. Ich faste als Durchgangsstation zum Eigentlichen.

So auch der Kultus.

Wer nicht zur Messe geht, weil er sich frei wähnt, der ist garnicht frei. Wer aber seine religiösen und moralischen Pflichten erfüllt, der ist erst am Start für das eigentliche, was daraus erwachsen soll.

Erwächst es ihm nicht, wird ihm Kultus und Ethik zur Gefahr – ja zur Sünde, denn er verfehlt das Ziel.

Wo stehe ich?

Weit vor der ersten Etappe, vor dem Kultus und der Ethik. Uns schreckt das Gesetz nicht und es ist uns kein Zuchtmeister.

Darum gelten die Worte des Paulus für uns (noch) nicht. Wir waren nie frei zum Gesetz, wie die Juden. Darum war es uns kein Zuchtmeister und das Tor, durch das jeder gehen muss, ist uns zur Wand geworden.

Niemand wird wegen des Gesetzes gerettet. Wer aber meint, er wäre schon frei, bevor er am Gesetz gestorben ist, sitzt in Straßenkleidern im Hochzeitssaal.

Was macht es so schwer?

Therese von Lisieux beschreibt ein kleines Kind, das versucht eine Treppe hinaufzukommen. Aber sie ist noch viel zu steil für das Kind.

Die Mutter sieht dem Bemühen eine Weile zu – und freut sich an dem Wollen und Bemühen des Kindes. Am Ende nimmt sie es auf den Arm und trägt es hoch.

Gott erlöst den, der alles getan hat – und NUN ganz nach Gott schreit.

Nicht den, der sich auf die Stufe setzt und sagt: Die Gnade muss mich hinauftragen.

Sonst trägt Er ihn hoch und hört sich das Gejammer an, dass es unten (in den Freuden der Welt) viel schöner war.

Praxis

Warum gelingt es mir so wenig?

Ein paar Gedanken dazu.

a) Ich schaue zu sehr auf das, was ich verliere (z. B. die Bequemlichkeit, den Genuss). Ich will ein wenig weiter schauen, auf die Freude der späteren Frucht.

b) Ich habe Entzugserscheinungen. Wie ein Süchtiger. Ja, es ist eine tiefe Weltsucht in mir. Eine Fleisches-sucht würde Paulus sagen. Ich kann nicht einfach aufhören und denken, das wars. Es ist ein umfassendes Suchtgeschehen.

c) Den „Dämonenkeller“ zu reinigen ist wohl das, dass die Alten die Reinigung der Erinnerung nannten. Ein mühsames Aufräumen. Immer von dem, auf das der Geist Gottes gerade Sein Licht richtet.

d) Ich will meine Aufmerksamkeit auf das Ziel richten – den lebendigen Gott. Was ich am Morgen in der Stille empfange, über den Tag pfleglich bewahren und verkosten.

e) Nur dort, wo ich gern alle Ordnungen und alles Fasten einhalte und nach dem strebe, für das ich dies tue, bin ich Jesus nahe und mit Ihm „Herr über den Sabbat“.

Hier wird das Wort „Litanei“ plötzlich neu bedeutsam. Es hat seinen guten Raum. Vergleiche den Text vom 04.09.2024 zur Notwendigkeit des Übens durch scheinbar unendliche viele Wiederholungen.

Die je größere …

Die Jesuiten sagen: zur je größeren Ehre Gottes.

Ich nenne auch: zum je größeren Gehorsam.

Alles mündet in: zur je größeren Liebe.

Wenn mein Handeln nicht all diesen drei Sieben genügt – was rede ich dann von Freiheit?

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