Entfaltung und Verschattung

Sa 14.09.2024 Fest der Kreuzerhöhung

Joh 3,13-17 Jesus spricht zu Nikodemus vom Kreuz

Hintergrund zu diesem Fest.

In der Frühzeit der Kirche war das Kreuz nicht das zentrale Symbol der Christen. Es gab verschiedene andere, wie den Fisch oder das Christusmonogramm Chi-Rho, der ersten beiden Buchstaben von Christos:

Erst im vierten Jahrhundert änderte sich das. 326 fand Kaiserin Helena das Kreuz Jesu. Am 14. Sept. 335 fand die Weihe der Grabeskirche statt – die Christenheit begeht das Fest der Kreuzerhöhung.

Entfaltung

Früher schien es mir so, dass der Höhepunkt der Christenheit die Urkirche war. Das, was ich in der Apostelgeschichte, in den Briefen lese. Von da an gab es ständig die Gefahr der Verwässerung und des Niederganges.

Ich denke inzwischen, das ist ein Irrtum gewesen.

Die Kirche hatte damals alles, aber in etwa wie in einem Keimling. Was die Kirche ist, entfaltet sich über die Jahrhunderte. Entfaltet – nicht addiert!

So ist die Trinität erst im Jahr 325 Dogma geworden. In diese Zeit fällt auch die Entfaltung des Personenseins an dem Ringen der Kirche um die Natur Jesu.

Und eben auch das Kreuz. Zwar gesät schon von Johannes in obiger Bibelstelle und auch ausgeführt von Paulus. Aber entfaltet im Laufe der Jahrhunderte.

Und erst Johannes Paul II. hat die Theologie des Leibes entfaltet. Ein für mich zentrales Element des christlichen Glaubens. Jetzt erst.

Verschattung

In meiner Zeit und in meiner Welt gibt es eine ungeheuerliche Verschattung des Glanzes des Evangeliums. Besonders die Evangelische Kirche in Deutschland hat sich in ihrem Zentrum weit von der Mitte des Evangeliums entfernt.

Ich verstehe darum (und es ging mir ebenso), dass im Angesicht dieser Verschattung der Ruf zum Original erschallt. Lieber die Urkirche als das.

Dennoch gibt es in all dem Schatten Licht, welches damals noch sehr vorläufig und verborgen war. Es gilt, das Kind nicht mit dem Bade zu verschütten.

Das Kreuz

Jesu Rede von Kreuz richtet sich an Nikodemus. Und es ging in dieser Nacht um das Thema einer neuen Geburt – Nikodemus konnte nicht verstehen, wie das zugehen soll.

Mir scheint, Jesu Hinweis auf das Kreuz ist der Schlüssel.

Das Kreuz ist nicht nur ein rückwirkendes Bezahlen unserer Schuld. Das ist es auch.

Aber wozu? Wozu sollte mir meine Schuld vergeben werden, wenn ich danach immer noch Sünder bin – also das alte Leben führe?

Das Kreuz offenbart, dass Jesus uns von Söhnen Luzifers zu Söhnen Gottes machen will und kann – wenn wir mitgehen.

Söhne der Welt

Die Welt ist des Teufels. Das will keiner hören, weil sie doch so schöne Seiten hat. Aber Satan sagt es klar und Jesus widerspricht nicht: Mir gehört alles.

Immer wieder geht es um Sohnschaft.

Man kann nicht Sohn der Welt sein und Sohn Gottes. Jesus nennt die, die nicht Kinder Gottes sind, Söhne des Lügners. Gerade die Frommen.

Jesus bietet mir an, für mich zu sterben – damit ich neu geboren werden kann und werde. Neu geboren setzt den Tod voraus!

Sich auf den Tod einzulassen braucht einen Glauben an die Auferstehung in einer neuen Welt – vor! dem physischen Tod.

Wer nicht vor dem physischen Tod „aufersteht“ wird es auch hinterher nicht.

Und auferstehen heißt viel mehr als gestorben sein – auch wenn der Tod der Anfang ist.

Wie oft denke ich daran, doch weniger Dinge falsch zu machen. Also in den Kategorien dessen, was noch sterben soll.

Dabei geht es vielmehr darum, als Sohn zu leben.

Ich will weniger fragen, was ich nicht tun soll, sondern wie ich mich bereiten lasse für das Eigentliche, für die Herrlichkeit der Sohnschaft.

Das Kreuz offenbart, dass unsere Verwandtschaft mit Gott Ihn dazu führt, genauso zu sterben, wie wir sterben müssen.

Nicht unsere Sünden sind der wesentliche Grund – sondern unser neues Leben.

Ich starb, damit du lebst!

Als Sohn Gottes – nicht dein altes Leben.

So wird aus dem toten Testament des Gesetzes ein lebendiger Erbe des Gesetzgebers. Mit Leichtigkeit erfülle ich die eigentliche Botschaft des Gesetzes – bin ich doch der Sohn dessen, der es schrieb.

Solange das Christsein ein Teil meines Lebens ist, bin ich ein gebundener Mann. Ich will nicht diesem und jenem Herren dienen – nur Dir, geliebter Vater, in Deinem Sohn Jesus Christus.

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