Glücklicher Gehorsam

Mo 16.09.2024

Lk 7:1-10 Der Hauptmann von Kapernaum

Der heidnische Hauptmann

Bei Lukas taucht die heidnische Mutter aus Syrophönizien nicht auf – dafür aber diese Geschichte. Sie hat offenbar Ähnlichkeit:

  • Es geht jeweils um Heiden. Einzelne Menschen, die in das Leben Jesu einbrechen.
  • Diese Heiden kennen Jesus. Sie kennen wohl auch die Thora, denn sie ordnen Jesus richtig ein.
  • Beide bitten nicht für sich, sondern für jemanden in ihrer Verantwortung.
  • Beide demütigen sich sehr.
  • Beide sind Vorbild für Israel. Wie Paulus sagt: Sie reizen die Juden zur Eifersucht.
  • Beide sind an Hierarchie gewöhnt, damit vertraut und ordnen sich ein.

So möchte ich zu Jesus und zu Israel stehen. Wie Ruth, wie die Syrophönizierin, wie der römische Hauptmann.

Hierarchie

Der Hauptmann redet nicht davon, was er für die Juden getan hat. Er bittet die Juden selbst für ihn zu beten! Warum sollte ich nicht die Auserwählten bitten, bei Jesus für mich, genauer für die mir Anbefohlenen zu beten, zu bitten? Z. B. bei Theresia Benedikta vom Kreuz.

Er offenbart seine vollkommene Einordnung in die Befehlskette. Und seine Erkenntnis darüber, wer Jesus in dieser Kette ist.

Genau genommen auch, wer die Juden in der Hierarchie sind – denn er bittet sie, weil sie Jesus näher sind. Sie stehen in der Hierarchie höher als der römische Hauptmann, der doch die Truppen des weltlichen Kaisers befehligt.

Demut und Befehlsgewalt

Ich suche nach Vorbildern. Menschen suchen nach Vorbildern und greifen sich wild irgendjemanden, nur um ein Vorbild zu haben.

Selbst eitle Leute tun das – sie reden nur nicht darüber.

Und ungefragt gehorchen sie unausgesprochenen „Befehlen“. Indem ich etwas tue, was ich am Vorbild sehe, bin ich blind gehorsam. Trotz allem Gerede von Freiheit.

Niemand ist dort wirklich frei.

Denn das Universum beruht dem Wesen nach auf Hierarchie. Und ich, ich gehöre in die Natur und ich gehöre einem „Vater“.

Dem Herren der Welt – oder dem Schöpfer der Welt.

Was ist meine Angst vor dem offiziellen Gehorsam?

Wenn ich Befehle geben sollte, hätte ich nur eine Angst.

Das ich Befehle gebe, weil ich mich dann mächtig fühle.

Wenn das nicht so wäre, wäre es fein und lieblich, Menschen zu helfen ihren Weg zu finden. Ihnen Weisung aus Weisheit zu geben. Und ich würde dort stehen, wo der Hauptmann steht – mitten in der heiligen Hierarchie.

So brauche ich die zwei Bedingen, die dazu nötig sind:

1) Ich muss unbedingt und absolut demütig sein. So wie dieser Hauptmann. Wie der Sauerteig bei den Juden zu Pessach, so muss der Eigennutz, die Selbstliebe aus meinem Herzen entfernt werden. Gründlich, die ganze Nacht hindurch ( בְּדִיקַת חָמֵץ Bedikah Chametz, 2. Mo 12:15-20).

2) Ich brauche unbedingt meinen eigenen Gehorsam gegen Jesus Christus. Und die Autoritäten, die Er für mich eingesetzt hat. Nur in dem Gehorsam gilt meine Autorität. Nur sprechend im Namen dessen, der mich angesprochen hat.

Willkommen, liebe Demütigung

Ich spüre, wie mein Herz zunächst jede Demütigung maßlos gehasst hat. Die Demütigung von anderen – aber auch die Demütigung von mir selbst, denn ich immer mehr meine Selbstliebe spüre.

Wie oft gesagt, lernt man Demut nicht, indem man versucht, demütig zu sein!

Sondern indem man Demütigung zulässt – letztlich willkommen heißt.

Jemand behandelt mich ungerecht. Schaut auf den kleinen Fleck auf der großen, doch sonst (vermeintlich) weißen Tischdecke.

Menschen würdigen nicht meinen Eifer um sie, sie achten Mühe und Liebe gering.

Und schlimmer: ich selbst. Ich lebe in scheinbar neutralem Land und werde so kalt erwischt von meiner Selbstsorge, meiner Eitelkeit.

Nach einer Weile nehme ich wahr, dass diese Demütigungen oft die unerwartete Antwort Gottes auf mein Gebet ist. Ich bitte um Demut – und Du schickst sie mir, gut getarnt, so dass ich es erst spät merke.

Ich sehe: Sie dient mir.

Eine Demütigung ist wie eine Dusche – danach ist mein Herz reiner als zuvor.

Und ich erkenne Dich, der Du durch Paulus sagst:

„Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.”

(Hebr 12,6)

Die Zucht ist kein Selbstzweck, sie bereitet für „Hauptmanndienst“.

Dann aber, dann ist es makarios, glückseliger Gehorsam.

Hinterlasse einen Kommentar