Di 17.09.2024
Lk 7:11-17 Die Totenerweckung des Sohnes der Witwe von Naïn
Totenerweckung
Die Geschichte der Witwe von Naïn gibt es nur bei Lukas. Die Erweckung des Lazarus nur bei Johannes. Die Heilung der Tochter des Jaïrus bei den Synoptikern (Mt, Mk, Lk).
Es geht dabei nicht darum, Tote zu erwecken. Wäre es so, wären mehr besser und letztlich sollten alle erweckt werden und niemand mehr sterben.
Das ist ganz offensichtlich nicht der Fall. Es geht also um etwas anderes.
Symbole
Ich vermute stark, dass viele dieser Symbole mit Maria zu tun haben.
Eine Geschichte voller Symbole.
- Naïm (נָעִים) ist ein hebräisches Wort. Es kommt in der Bibel oft vor und bedeutet lieblich, freundlich, schön. Die Wurzel hängt mit „Gefallen finden“ zusammen. Es ist erbaulich, die Vorkommen zu erkunden. Hier ein paar Stichworte: Ps 133,1 → Gemeinschaft; Ps 16,6 → liebliche Orte; 2 Sam. 1:23 → Freundschaft; Ps 147:1 → Gotteslob; Sp 22:18 → Weisheit.
Nicht umsonst steht dieses Wort da und steht auf Hebräisch da.
Maria, Tochter Israels, Tochter Davids. - Kommen aus der Stadt heraus.
Das Verlassen der Heimat, der Stadt, gehört immer zum Neuanfang. Zuerst ist da immer die enge Pforte.
Maria wird mit ihrem Sohn die Stadt Jerusalem verlassen und erleben, wie ihr Sohn vor der Stadt gekreuzigt wird. - Witwe, einziger Sohn:
Maria ist Witwe und Jesus ist ihr einziger leiblicher Sohn. Mit Ihm verliert sie alles.
Die Spannung dieser Geschichte mit dem Erbarmen, das Jesus auch für Maria, Seine Mutter hat, ist mit Händen zu greifen.
Keine Antwort – eine Spannung.
Jesus und Maria.
Familie
Die Totenerweckungen geschehen nicht um der Toten willen – sondern immer um Familienangehöriger willen.
Hier die Mutter, bei Jaïrus der Vater, bei Lazarus die Schwestern.
Gibt es keinen Fürbitter, keinen dazu Gehörenden, gibt es keine Erweckung.
Niemand, wirklich niemand wird um seiner selbst willen gerettet. Das Wesen Gottes und das Wesen des Menschen ist Bezogenheit. Das ist kein Zusatz, sondern Substanz.
Darum heißt das Vater-unser auch Vater-unser und niemals Vater-meiner.
Gerechtigkeit
Der Tod ist der „Sünde Sold“. Der Sünde der Menschen – nicht unbedingt des je einzelnen Menschen.
Jesus kann dies nicht einfach aufheben. Gottes Gerechtigkeit ist Basis des Universums. Es gibt keine Willkür. Könnte Gott jedem kostenlos vergeben, wäre es ein Spott für das Opfer.
Wenn z. B. ein Onkel seine Nichte missbraucht und Gott vergibt ihm – was würde das für das kleine Mädchen bedeuten?
So funktioniert es nicht.
Die „billige Vergebung“ scheint mir ein wichtiges Problem der Christen.
Bei der Vergebung bezahlt immer! ein anderer den Preis. Und nicht als Gott, sondern als Mensch. Das Bezahlen ist nicht locker vom Hocker, weil es ja Gott ist.
Es geschieht unter Schmerz, Schrei, Tränen und Wehklagen (Hebr. 5:7). Bei Jesus!
Öffentlich
Jesus weckt den Sohn öffentlich auf. Nicht, weil Er Jesus-Christ-Superstar ist. Sondern, weil Er uns ein Vorbild gibt.
Nicht ein Vorbild der Macht, sondern des Erbarmens, der Liebe.
Jesus wird diese Totenauferweckung später bezahlen müssen. Mit Seinem eigenen Tod. Und Er ist uns damit ein Vorbild.
Für
Das große Wort „Für“.
Schlüssel der Liebe, Schlüssel des Lebens.
Vermutlich muss ich nicht gleich heute Nachmittag mein Leben für jemanden geben (aber wer weiß es).
Aber schon heute Vormittag: wenn ich erkenne, ich kann eine kleine Schuld eines anderen, eines „Nächsten“, für ihn tragen – dann los!
Nur dann, wenn er es nicht selbst kann (nicht übergriffig). Nur dann, wenn er mir vor die Füße gelegt ist.
Aber kann er sich selbst ein Lächeln schenken. Eine Aufmerksamkeit, die nicht nur aus dem Spiegel der Selbstliebe grinst?
Kann er sich selbst vergeben, weil er umaufmerksam war, vielleicht harsch?
Es ist nicht Psychologie – es ist die Annahme der Sohnschaft des Vaters des eingeborenen Sohnes.