Jesus, Fresser und Säufer

Mi 18.09.2024

Lk 7:31-35 Weder der Täufer noch Jesus tanzen nach der Pfeife der Kinder.

Einordnung

Jesu Worte stehen zwischen zwei Texten und sagen viel über diese. Es ist gut, alles im Zusammenhang zu betrachten.

Zuvor ist von Johannes dem Täufer die Rede. Die Pharisäer lassen sich von Ihm nicht taufen.

Danach wird Jesus von einem Pharisäer eingeladen. Eine unreine Frau reinigt Jesu Füße und der Gastgeber denkt, das dürfe nicht geschehen.

Warum handelt Johannes so anders als Jesus?

Johannes handelt so, wie ich mir einen Heiligen, einen Gottesmann vorstelle. Weltabgewandt und in äußerster Selbstbeschränkung. Mir fällt der Filmtitel ein: „Ein Mann will nach oben“. Nicht auf der Karriereleiter, sondern auf der Himmelsleiter.

Und Jesus – Du?

Du kommst und lässt Dich beim Zöllner und beim Pharisäer einladen. Du isst und trinkst mit allen zusammen.

Wirkt nicht so heilig – eher menschlich.

Geschichte

Als ich als junger Mann eine strenge Karateschule führte, hatten die Schüler hohen Respekt vor mir. Eines Tages folgte ich einer Einladung zu einer Strandparty.

Ich hatte das Gefühl, von da an war ich plötzlich „ganz normal“. Kaum noch Respektsperson. Ich hatte meine Rolle verlassen.

Du kommst in die Welt

Du, Gottes Sohn, warst Dir nicht zu schade, die herrliche, majestätische, prächtige Rolle, die Du im Himmel hattest, zu verlassen – um mit uns zu essen.

Ganz Mensch.

Der Vater hat am Sinai so gewaltig geredet, dass Israel in großer Angst war. Voller Respekt baten sie Mose, dass sie selbst nicht in der Nähe bleiben müssen, sondern Mose mit diesem gewaltigen Donnergott reden möge.

Du kannst mit Schwert und Blitz kommen.

Du kannst mit bezwingender Weisheit kommen.

Du kannst mit herrlichen Wundern kommen.

Aber Du kommst, um mit uns zu essen.

1.Kor. 13

Das ist die heutige Lesung.

Das hohe Lied der Liebe.

Wer strebt schon danach?

Möchte ich nicht hier und jetzt mit Engelszungen schreiben können? Möchte ich nicht genau verstehen, was die Geheimnisse Gottes sind?

Und hätte ich all das – und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts – so steht es da.

Du hast all Deine Majestät verborgen. Bist Menschensohn geworden und ganz gewesen.

Denn mit einem anderen Menschen das Brot zu brechen in Bruderschaft, in Liebe ist mehr als alle Heilungswunder und alle Gottesoffenbarungen.

Ohren zu hören

Wer anderen pfeift, kann selbst nicht hören.

Die Weisheit ist da – aber nur der Liebende kann sie hören.

Solange mein Wille nicht geschieht, erkenne ich, dass ich nicht in der Liebe bin.

Denn die Liebe macht meinen Willen mit Deinem gleichförmig – und ich brauche nur zu beten „Dein Wille geschehe“.

Er geschieht, wenn die Liebe mich erreicht hat.

Gedanken an Erfolg vertreiben die Liebe.

Gedanken an Wunder ebenso.

Gedanken der Weisheit ohne Liebe sind eitle Torheit.

Ich spüre, ich bin ganz am Anfang.

Wie oft rede ich noch, wo ich hören sollte.

Wie oft (be)lehre ich, wo ich das Herz des anderen (be)lauschen sollte.

Zeit, das Brot zu brechen, in Freundschaft.

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