So 22.09.2024
Mk 9:30-37 Ankündigung der Leiden Jesu und die Reaktion der Jünger
Nach unten oder nach oben?
Jesus kündigt Seinen eigenen Weg nach unten an. In die Machtlosigkeit des ausgelieferten Seins. In die Hände von Menschen.
Die Jünger verstehen nicht.
Stattdessen fragen sie nach ihrer eigenen Größe – wenn auch leise ahnend, dass das falsch sein könnte, denn sie schwiegen, als Jesus sie fragt.
Nicht verstehen
Auch als Jünger Jesus, sogar als Apostelschüler, ist die erste Vorfindlichkeit der Selbstbezug und der Weg nach oben.
Wer bin ich und wer bin ich im Verhältnis zu den anderen?
Ich staune oft, wie vollkommen taub Menschen sind. Das Herz hört nicht und es hört wirklich nicht.
Daraus folgere ich, dass es bei mir ebenso ist.
Ich weiß nicht, was ich nicht höre, denn ich höre nichts, was ich nicht mit etwas in mir in Verbindung bringen kann.
Dabei geht es nicht um irgendetwas.
Es geht um alles. Alles für mich, alles für Gott.
Über den Sinn von allem – und gerade da bin ich taub.
So taub, dass ich nicht weiß, das ich taub bin.
Ohne Erklärung
Jesus erklärt den Jüngern nicht, was das alles bedeutet. Sein Weg in die Auslieferung und ihr eigener Weg, der am Ende auch die Auslieferung führen wird. Denn sie werden es nicht verstehen, weil sie es nicht annehmen können.
Die neue Geburt, von der viele Christen reden, geschieht nicht durch einen behaupteten Glauben. Auch der, der Jesus nachfolgt, ist – wie die Jünger Jesu auch – zunächst blind und taub. Und viele werden taub bleiben und umsonst an die Tür zum Brautgemach anklopfen.
Jesus nimmt ein Kind als Beispiel.
Was heißt es, ein Kind aufzunehmen?
- Kinder waren damals „zu viele“ da. Sie starben häufig schon bevor sie 5 Jahre alt wurden.
- Kinder hatten außerhalb der Familie keinen sozialen Wert. Denn ein Kind hat zumeist die Bedeutung der Nachkommenschaft. Ist es nicht mein Kind, hat es kaum Wert.
Kümmere ich mich um ein Kind und nehme es auf, wird meine Mühe vielleicht schon in Kürze durch den Tod des Kindes verloren sein.
Kinder sind nur Potenzial – haben kaum Wert an sich. Es gibt kein humanistisches Weltbild, auch kein Kindergeld oder Pflegegeld.
Es kann sein, dass ich selbst durch das Kind in die direkte Gefahr des Verhungerns komme. Oder dass meine eigenen Kinder krank werden, weil das aufgenommene Kind die Essensration für jeden senkt.
Und wofür?
Heilmittel Jesu
Jesus sagt mir nicht: Vergiss dich und werde wie ich.
Sondern Er füllt den Raum, den ich bisher selbst in mir eingenommen habe, mit einem Kind aus. Jemanden, der nicht wieder ich selbst bin – wie es in gewisser Weise ein eigenes Kind ist.
Jeder Mensch kann lieben – aber seine Hände streicheln sich selbst und so sind sie nicht offen für jenen dort.
Sich nicht mehr selbst in den Mittelpunkt zu stellen geht am besten, indem ich Anteil nehme an der Liebe Jesu zu Menschen. Anderen Menschen.
Erfolg ist ein Irrtum
Wenn das Kind stirbt, wenn meine Mühen ins Leere gehen, wenn es am Ende schlimmer ist als zuvor – dann bleibt noch, was mein Tun mit meinem eigenen Herzen gemacht hat.
Und das ist, was Gott möchte.
Menschen mit einem anderen Herzen.
Gestern war ich mit meiner Schwester in Berlin auf dem Marsch für das Leben.
Menschlich gesehen ein fruchtloses Unterfangen. Der Absturz der Gesellschaft in die Barbarei geschieht in sausender Schnelle.
Und die Menschen wissen nicht, wovon die Rede ist – genau wie die Jünger nicht.
Ich aber, ich will gehorchen meinem Gott und Er wird mein Herz verändern und Frucht wird sein an einem Ort, den ich nicht kenne. Ach, dass meine Hände sich von innen nach außen kehren.
Ein Kommentar zu „Heilmittel gegen Selbstliebe“