Fr 18.10.2024 Hl. Lukas
Lk 10:1-9 Aussendung der 72 Jünger
Zu diesem Text habe ich eine Reihe von Andachten geschrieben, zuletzt am 03.10.2024 In Gottes Hand. Heute schaue ich auf ein Detail, das für meine Praxis wichtig ist.
Esst und trinkt, was man euch vorsetzt
In den neun Versen von heute kommt es zweimal vor, Vers 7 und Vers 8. Einmal als Annahme und einmal als nähere Bestimmung.
Es steht da nicht: Verzichtet auf Essen. Oder: Esst kein Fleisch. Oder: Fallt den Leuten nicht zur Last.
Aber es steht da: Esst, was sie euch vorsetzen. Nicht: Esst, wozu ihr Lust habt oder was euch schmeckt.
Offenbar geht es nicht um generellen Verzicht und das, was manche fälschlich unter Askese verstehen.
Askese wurde zuvor oft Aszese geschrieben und als Handwerk des Aufstiegs zu Gott verstanden (Newman, Kierkegaard, Schelling, Scheeben und andere).
„Ich mag das nicht.“
In vielen Häusern ist das ein Satz, den ich oft bei Kindern höre – aber auch bei Erwachsenen, wenn es um das Essen geht.
Etwas nicht zu mögen, wird als verfeinerte Selbstverwirklichung verstanden. Das Leben ist zu kurz um Dinge zu Essen, die mir nicht schmecken. Oder ich bin ich und das erkenne ich daran, dass ich dies mag und jenes nicht mag.
In der Psychologie geht dies oft mit einem inneren Protest einher, wenn Kinder überbehütet werden und Eltern viel aus ihren Kindern machen wollen. Das heißt, sie suchen sich selbst in den Kindern. Ein häufiges Problem.
In der Regel wird zudem Individualität mit Personalität verwechselt. Genauer: Der Mangel an Personalität wird durch Überindividualität zu kompensieren versucht. Aber das ist nicht möglich und mündet in einer Individualitätssucht.
Will Jesus, dass ich alle „schlucke“?
Es klingt fast so.
Den 72 Jüngern wird gesagt, was sie zu tun haben. Es gibt keine Wahl und sie sollen auch noch alles runterschlucken, was man ihnen vorsetzt.
Zumal ich vermute, dieses „Essen“ ist nicht nur in Bezug auf Nahrungsmittel gemeint. Es geht im Tieferen um das große Thema „Meinung“. Darüber habe ich einige Notizen gemacht.
Mir scheint: Der Kampf um meine substanzielle Stellungnahme zum Vater, zu Christus, wird auf Nebenkriegsschauplätze umgelenkt.
Ich habe jeden Augenblick die Wahl, meinem Gewissen (Christus) zu folgen, mich für Ihn zu entscheiden.
Diese Entscheidungen brauchen meine Kraft, meine ganze Kraft. So fühlt es sich an. Aber genauer: Sie brauchen meinen Mut, mein Vertrauen – meine Person.
Das, was mich zum Menschen macht. Meine Bereitschaft, den Preis zu bezahlen.
Das Problem ist: Ich muss dafür die Verantwortung tragen – die Schuld, wie es sich auch anfühlen könnte.
Ich laufe weg und kämpfe einen anderen Kampf, einen Kampf, der nicht mit Schuld und Unschuld zu tun hat – aber das Gefühl des Selbst-seins vermittelt: die Meinung, der Geschmack, die Lust. All das ist billig zu haben – und beliebig inflationierbar.
Alle machen es – wie bequem.
„Makarios“ – Glückselig
Wenn ich im Willen Gottes bin, ist dies reine Glückseligkeit. Ich bezeuge es und viele bezeugen es.
Friede, Stimmigkeit, Glückseligkeit, Verbundenheit, ohne Sorge, ohne Angst – einfach zu Hause, Daheim.
Ich räume den Platz für die Herrlichkeit Gottes.
Ich bezeuge: Wenn ich meine Lust zurückgestellt habe, um Dir Raum zu geben, war es immer viel schöner, als wenn meine Lust befriedigt worden wäre.
Zumeist gewaltig schöner.
Sensibilität
Die Fähigkeit zu schmecken, was gut schmeckt, ist davon nicht betroffen. Zu erkennen, was schön ist, auch nicht. Im Gegenteil.
Die Annahmen meiner Begabung ist sogar sehr wichtig und Ausdruck der Gottesliebe.
Nicht aber die Versklavung dieser Gabe unter der Ichbezogenheit, der Lust und Knechtschaft unter Geschmack und Meinung.
Wenn ich z. B. meinen Geschmack benutze, um anderen ein köstliches Mahl zu bereiten, ist es eine Freude für Gott zu sehen, wie ich Seine Gabe nutze.
Siehe auch: Gleich, ganz, gern