Mo 21.10.2024
Lk 12:13-21 Vom Reichen Mann
Gerechtigkeit
Lukas leitet die Geschichte damit ein, dass ein Mann aus dem Volk nach Gerechtigkeit ruft. Er will Gerechtigkeit in einer Erbsache.
Jesus offenbart diesen Ruf als das, was er verbergen will. Gerechtigkeit ist uns zumeist ein Werkzeug, um einen Anspruch gegen andere mit Hilfe von Dritten durchzusetzen. Sogar mit Hilfe von Gott.
Forderung nach Gerechtigkeit ist die kalte Seite des Gesetzes. Sie meint, Gott auf ihrer Seite zu haben (oder doch den Gesetzgeber, oder die Moral).
Sie ist Ausdruck des Arm-seins bei Gott.
Ich erkenne in mir, dass Gerechtigkeit mein Untergang wäre. Ich brauche Gnade und Erbarmen. Und ich habe es erfahren – von Menschen und von Gott.
Materialismus
Die Dinge der Welt haben bei Menschen, die nicht reich bei Gott sind, die Tendenz sich zu einer Sucht zu entwickeln.
Bei Drogensucht meinen noch viele, das könne ihnen nicht passieren. Bei der Droge Alkohol ist das schon etwas weniger klar.
Aber alle Süchte sind Ausdrücke von Fehlbefriedigung.
Und diese kann auch anders getarnt kommen – in allen Dingen der Welt.
Sei es Brot (Versorgung, Macht), sei es Kunst, sei es Glück – ja, besonders Glück.
Der Mensch ist kein Tier, auch kein „intelligenter Affe“.
Der Unterschied ist des Menschen Herz, dessen Hunger nur durch Den gestillt werden kann, der dem Menschen Seinen Hauch, Seinen Odem, Seinen Geist gab.
Alle anderen Befriedigungen stellen sich schnell als „nicht genug“ heraus.
Und auch der stoische Verzicht, die Betäubung mit Disziplin oder Ablenkung ist dem Menschen ebensowenig gemäß.
Er muss „reich bei Gott“ sein.
„Reich bei Gott“
Was ist das?
Im späten Verlauf dieses Textes nennt Jesus „Wachen und Warten“.
Was heißt das?
Es gibt einen Kontrast in der Geschichte vom Reichen Mann und dem Wachen und Warten bei Jesus.
Der Reiche Mann löst sein Problem.
Er findet eine Antwort auf die Unruhe seines Herzens. „Was mache ich bloß mit der großen Ernte?“ Er ist reich. Also kann er doch neue, größere Scheunen bauen. Dann hat seine Seele Ruhe – wie er sagt.
Lösbare Probleme sind nicht von der Art des „Reich bei Gott“ seins.
Gestern war Sonntag
Ich war im Gottesdienst, habe mit Männern aus meiner Männerrunde gesprochen und anderen. Dann habe ich an einem Treffen der Bruderschaft teilgenommen, in der ich bin.
Das Gemeinsame und Wesentliche bei allem war die Mischung aus Freude und Schmerz. Aus großer Ohnmacht und sehr kleinen Möglichkeiten.
Der Schmerz betrifft nicht meine Beziehung oder sonst direkt mich – sondern den Wahn, den ich in all den Situationen gesehen habe.
Das Galoppieren der Menschen eher weg von Gott, dem Wahn, sich Antworten nach Wunsch und Meinung zu basteln.
Das Falsche wird als Meinung zur eigenen Richtigkeit.
Gott wird zurechtgebastelt, damit ich bleiben kann, wie ich bin.
Dieses Erleben und Tragen ist Reichtum bei Gott.
Seine Last mit Ihm tragen.
In Seinem Joch gehen.
Denn Reich-sein ist: viel von dem sein, was Gott ist.
Und was Er ist, sehe ich an Jesus. An Jesu Geduld und Seinem Tragen der Torheit von uns Menschen.
(Ein Trost war: Ein Freund hat etwas gesehen von meiner Last.)
Hoffnung
Das Wort ist oft so verkitscht, dass ich Mühe habe, seinen Sinn zu finden.
Ich hoffe für die Brüder.
Nicht eine billige Hoffnung, die mein Herz nicht belastet. Sondern eine teure Hoffnung, die mir manchmal den Magen umdreht. Eine Hoffnung, die nicht schon hat, aber auch nicht loslassen darf (und will) – ohne wesentlichen Einfluss zu haben.
Seitdem ich mehr und mehr die Härte meines eigenen Herzens erkenne, verweht mein Zorn, den ich manchmal ob der Torheit habe. Ich bin keinesfalls besser.
Das hebt aber den Schmerz nicht auf – im Gegenteil. Denn ich kann auf niemanden herausschauen.
Mir ist Erbarmung widerfahren
Zum Schluss zwei Verse aus einem Liedtext von Philipp Friedrich Hiller (1767).
Von Erbarmung. Erbarmung, die nicht billig war, vom Menschensohn dennoch geschenkt.
Erbarmung, die meine Torheit trug – so wie ich sie jetzt tragen will.
Denn am Ende gibt es doch einen Preis: Jesus will, dass ich werde, wie Er ist.
1) Mir ist Erbarmung widerfahren,
Erbarmung, deren ich nicht wert;
das zähl ich zu dem Wunderbaren,
mein stolzes Herz hat’s nie begehrt.
Nun weiß ich das und bin erfreut
und rühme die Barmherzigkeit.
2) Ich hatte nichts als Zorn verdienet
und soll bei Gott in Gnaden sein;
Gott hat mich mit sich selbst versühnet
und macht durchs Blut des Sohns mich rein.
Wo kam dies her, warum geschieht’s?
Erbarmung ist’s und weiter nichts.
3) Das muss ich dir, mein Gott, bekennen,
das rühm ich, wenn ein Mensch mich fragt;
ich kann es nur Erbarmung nennen,
so ist mein ganzes Herz gesagt.
Ich beuge mich und bin erfreut
und rühme die Barmherzigkeit.
4) Dies lass ich kein Geschöpf mir rauben,
dies soll mein einzig Rühmen sein;
auf dies Erbarmen will ich glauben,
auf dieses bet ich auch allein,
auf dieses duld ich in der Not,
auf dieses hoff ich noch im Tod.
5) Gott, der du reich bist an Erbarmen,
reiß dein Erbarmen nicht von mir
und führe durch den Tod mich Armen
durch meines Heilands Tod zu dir;
da bin ich ewig recht erfreut
und rühme die Barmherzigkeit.