Sterben vor dem Sterben

Do 24.10.2024 🌷 Borris

Lk 12:49-53 Entzweiung um Jesu willen

Vorwort

Dieser Text kommt, wie jeder andere, immer wieder vor. Und darum habe ich auch schon öfter darüber nachgedacht. Man findet diese Gedanken z. B. über die Suchfunktion unter Angabe der Bibelstelle (Lk 12:49).

Dem Text ist nicht mit einem Gedanken oder einer Andacht angemessen zu begegnen.

Sondern ich umkreise ihn und durchwandere ihn, um mit der Zeit bereit zu werden, zu hören, was heute die Korrektur für mein Leben sein soll.

Keine „christliche Ethik“

Christentum ist nicht zuerst Ethik.

Auch dieser Text ist keine neue Ethik. Denn zur Ethik passen keine Worte von Feuer und von Spaltung – schon gar nicht von Vater gegen Sohn u.s.w.

Wer das Christentum als Ethik versteht, ist noch vor dem eigentlichen – wenn auch die Ethik dennoch eine Bedeutung hat, gerade in ihrer Wirkung in die Welt.

Feuer und Spaltung ist kein christliches Ziel und kein christlicher Wert – sondern ein Zwischenergebnis auf dem Weg.

So spalte ich niemanden von mir ab, aber ich bleibe Jesus so nahe, dass es passieren kann – und wird – dass sich Menschen von mir abspalten. Noch einmal: es ist kein Ziel.

Selbst wenn es geschieht: Vorsicht. Das Niveau unserer Nachfolge hat in aller Regel nicht die Qualität, dass es zu Recht dazu kommt.

Sondern in der Regel ist jede Spaltung anders begründet, viel egozentrischer, als es hier gemeint ist.

Als die Jünger Feuer vom Himmel rufen wollen, als ein Ort Jesus ablehnt, nennt Er sie Kinder des falschen Vaters.

Hindurch

Eine Annäherung scheint mir in dem zu liegen, was auch schon gestern Thema war.

Dort ging es darum, dass ich nicht das letzte Wort habe, was Gott als Gott mir auferlegt.

Das dass, was ich vor mir sehe, oder meine zu sehen, nicht das ist, was sich am Ende zeigen wird.

Leid liegt vor mir, Sterben und Tod – ich aber hoffe und glaube an Freude, Auferstehung und Leben.

Hänge ich an einem Menschen mehr als an Gott, dann ist er mein Gott!

Ich bin gewiss, dass Gott keine Spaltung in der Familie will – genauso wie Er kein Leid, keinen Schmerz, keinen Tod will.

Wir aber hängen uns an das Zweite vor dem Ersten.

Jesus redet von der Taufe, durch die Er hindurch muss. Eine Taufe, die Ihn „bedrängt“. Von der Er aber will, dass sie bald komme.

Nicht um der „Taufe“ willen, sondern um der Frucht der Taufe willen.

Die Würde steckt in der freien Annahme

Ich werde sterben. In jeden Fall – außer, der Messias kommt zuvor.

Der große Spurgeon sagt, nicht zu sterben wäre gar nicht besser, denn auch mein Herr ist gestorben. Will ich jenen Weg meiden?

Entweder, ich „werde gestorben“ oder ich sterbe in Annahme meiner „Taufe“ meinem Leben schon zuvor.

Und zwar vollständig.

Inklusive aller meiner Lieblingsbindungen.

Und das heiligste und höchste dabei ist die Familie.

Die Spaltung in der Familie offenbart indirekt, dass dies die Krone des irdischen Seins ist – und selbst diese Krone darf mir nicht Gott sein.

Reihenfolge

Wer Familie nicht leben kann, kann ihr auch nicht sterben!

Wer meint, der Bruder in Christus sei ihm Familie, ohne das ihm die Familie Familie ist, der irrt.

Erst nach und in der Vollendung der Familie darf das Einfügen des anderen in die Bindung so nahe werden, wie es die Familie schon immer ist.

Familie ist Vorbild der himmlischen Beziehung – dann erst wird sie überboten.

Das letzte, was Jesus am Kreuz getan hat ist, dem Johannes Maria zur Mutter zu geben (und umgekehrt).

Gemeinde im Muster von Familie, nach dem Bilde von Familie.

Lass alles los, was in Deiner Hand ist – und ich (Gott) werde es dir gereinigt wiedergeben.

Nicht ohne Streit

Zur Praxis.

Eine Familie, in der es keinen Streit gibt, in der gibt es entweder keine Personen – oder keine Liebe.

Nicht Streit im zerstörerischen Sinn, sondern im Sinne des GEGEN-über seins.

An der Andersartigkeit entsteht Wachstum – nicht an der Gleichheit.

Es braucht Harmonie UND Dissonanz.

Die Liebe ist erst in der Dissonanz bedeutsam und damit wirklich.

Bestätigung UND Herausforderung. Selbst-sein UND bezogen sein.

Niemand ist sich selbst genug und der andere ist ein anderer.

Notweniger-weise vertraut und fremd, freundlich und provokant zugleich.

Was nicht „pikst“ dient mir nicht zur Liebe.

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