Tödliche Liebe

Mi 30.10.2024

Lk 13:22-30 Von der engen Pforte und der verschlossenen Tür

Kein Trost

Ein Mensch fragt Jesus, ob es nur wenige sind, die selig werden.

Jesus sagt nicht das, was wir Hörern wollen. „Mach dir keine Sorgen“, oder „die Gnade wird am Ende alles richten“, oder „ich mache das schon für euch“.

Sondern Er verschärft. Sogar für den Fragenden sagt Er, dass solche, die mit Ihm hier auf der Straße gehen, am Ende vor einer verschlossenen Tür stehen.

Er sagt auch nicht, dass die Frage schon sein gutes Herz offenbart.

Kein einladendes, süßes Evangelium.

Die Tür wird verschlossen

Heute ist der Tag, an dem es gilt, durch die enge Pforte zu gehen.

Nicht erst, wenn alles so klar ist, dass es keinen Zweifel mehr gibt: Die Tür ist zu. Wenn ich warte, bis ich es ganz verstehe, werde ich es erst verstehen, weil die Tür zu ist.

Aber müsste die Liebe die Tür nicht weit aufreißen und alle, alle einladen?

Ich erlebe in der Beratung wie Christen so handeln und die Tür grenzenlos öffnen.

Aber was geschieht?

Eine Entwürdigung des anderen geschieht.

Liebe ist nicht einfach Erbarmen und Mitleid.

Liebe will mehr. Sie will die Würde des anderen.

Die Würde des Menschen besteht in dem, dass er selbst, gegen einen Widerstand hinein will.

Eine Katze geht rein und raus wie sie will.

Ein Sohn dagegen, der das Erbe haben und in die Welt gehen will, dem wird die Tür nicht geöffnet, bis er erkennt: „Ich bin nicht länger wert, dass ich Dein Sohn heiße“.

Denn die Liebe des Vaters ist keine abhängige Liebe.

Gottes Gegenüber

Gott schuf den Menschen nicht für den Menschen – sondern als Sein Gegenüber.

Wäre nun Seine Liebe keine Liebe, die den Menschen zum Gegenüber haben will, hätte Er ihn wohl in die Welt entlassen können – hinein in seine Selbstliebe.

Aber Gott ist nicht nur Agape, Er ist auch Eros. Liebe, die den anderen in eine reale Beziehung zu sich selbst bringt.

Gott rettet den Menschen nicht, damit er gerettet weiter lebt – sondern damit er ganz Gott lebt.

Gott ist ein eifersüchtiger Gott.

Wenn die Tür geschlossen wird, fällt kein Licht mehr auf die Straße.

Niemand wird dann, außerhalb dieses Hauses, noch glücklich sein.

Die Bestimmung des Menschen ist Gott – und sonst nichts. Er ist sich selbst nicht genug.

Es geht nicht darum, im Paradies zu leben wie im Schlaraffenland. Vielleicht ganz korrekt nach den Gesetzen.

Der Liebe genügt nicht ein „funktionieren“.

Sie will Hingabe.

Tödliche Liebe

Diese Liebe, der nichts genügt als dieses Alles, die hast Du am Kreuz offenbart.

Die Liebe ist für Dich tödlich gewesen – weniger kann sie auch für mich nicht sein.

Die enge Pforte ist der Tod der Selbstsucht, der Eigenliebe, der Vorläufigkeit.

Nach diesem Tod gibt es keine Zweifel mehr – ein Toter zweifelt nicht.

Es gibt entweder Leben in Christus – oder es war der größte Fehler überhaupt.

Ist Christus nicht auferstanden, darf solches nicht gewagt werden. Es wäre eine Verachtung des Lebens.

Ist Er aber auferstanden, wäre es eine Verachtung Jesu Christi, weniger als alles zu geben.

Die Liebe Gottes fordert von mir den Tod. Sie kann nicht weniger sein als „göttlich“. Und meine Gottähnlichkeit findet sich in nichts mehr als der Freiheit zu dieser Hingabe.

Praxis

Solange ich nichts Besseres höre:

Ich opfere meine Pläne und Absichten in das Hören hinein.

Nicht pauschal, sondern in wachem Lauschen.

Wenn Gott es mir selten wegnimmt, fürchte ich, taube Ohren zu haben. Gott hat zumeist eine bessere Aufgabe für mich. Besser heißt zumeist besser an sich, besser für das Reich Gottes – und erst darin besser für mich. Für mich als jemand, der zu diesem Reich gehört.

Er nimmt mir die Kartoffeln aus dem Topf und gibt mir Haferschleim. Die Kartoffeln kommen in den Acker Gottes – ihre Frucht werde ich schauen – vielleicht erst vom Himmel aus – bei den Menschen, die ich Liebe.

Hinterlasse einen Kommentar