Mi 06.11.2024
Lk 14:25-33 Von der Nachfolge und Selbstverleugnung
Ungelöste Spannung
Franziskus von Assisi (1181 bis 1226) hat seinen großen Besitz verkauft. Er folgte Vers 33, in dem Jesus sagt: „Wer sich nicht lossagt von allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein.“
Zugleich ist von einem Mann die Rede, der einen Turm bauen will. Die Aufforderung ist nicht, diesen auf jeden Fall zu bauen, sondern genau zu prüfen, ob er es ins Werk setzen kann.
Es ist zudem die Rede von einer großen Menge, die mit Ihm geht, und zu der Er dies spricht.
Immer wenn ich diesen Text lese, denke ich: Wie sollen diese Dinge zusammen gehen, ohne einzelne Aspekte abzuschwächen?
Ich füge noch erschwerend hinzu: Es ist keine Lösung, dies in etwas „zumeist Geistiges“ zu sublimieren.
Der Kehrwert
Man braucht viel Geld, um einen Turm zu bauen. Rechne nach, ob du genug hast.
Das ist:
Man braucht viel Freiheit vom Geld. Rechne nach, ob deine Bindung an Geld und Besitz wirklich so gering ist, wie du denkst.
Freiheit ist das Gegenteil von Reichtum. Bilde dir nicht ein, du wärst frei, Andreas.
Letzt sprach jemand davon, dass er jemandem wüsste, der für uns die Bücher entsorgen würde, die da im Regal stehen. Ich kenne diese Person. Sie liest Bücher und hebt sie nie auf. Entweder sie verschenkt sie sofort oder entsorgt sie unmittelbar nach dem Lesen.
Ich spürte den Piks, den meine Bindung an Bücher verursacht. Eine ganze Reihe davon kann man nirgends mehr kaufen – wunderbare Schätze.
Schätze. Oh.
Bilanz und Gehorsam
Ich bin gewiss, dass die Botschaft nicht lautet, dass alle Menschen alles verkaufen sollen – es gäbe dann ja keine Käufer mehr.
Ebensowenig ist es aber rein geistig gemeint. Am Leib, am Buch im Regal, entscheidet sich Freiheit. Der Kopf allein führt in schwärmerische Illusionen.
Und: Die Botschaft gilt doch für alle Menschen.
Was nun?
Im Augenblick scheint mir ein neues Wort und ein altes Wort die Antwort zu geben.
Neu:
Ziehe Bilanz. Setze dich hin und schreibe auf, was du hast. Gib dir Rechenschaft über deine Bindungen und Lügen zu dem Thema.
Rede es dir nicht schön, nimm die Finsternis zur Kenntnis, die in dir ist (ich rede von mir).
Jedoch: Gerade in einer Ehe gibt es offenbar Dinge, die ich nicht willkürlich ändern darf.
Ich lege meine Bilanz auf den Tisch. Es sind diverse Posten in verschiedenen Abteilungen.
Altes Wort:
Und nun lausche ich auf Dich, Vater.
Wo geht Dein Blick hin?
Traue ich mich, Dich anzuschauen und mit existenziellem Vertrauen, das eine loszulassen, auf das Dein Blick fällt? Das eine zur Zeit.
Ich weiß, dass Du alles im Blick hast. Besonders auch meine Frau. Du wirst mir niemals sagen, dass ich ihr etwas nehmen soll.
Was ist es, das mein Herz reinigt, ohne das ihre zu kränken?
Wie oft verstecke ich mich hinter ihr.
Neuland
Die Erfahrungen meines Glaubens wiegen mich in Sicherheit. Ich habe Schritte der Nachfolge getan und wähne mich nun auf sicherem Land.
Ist es so?
Ist nicht die Anfrage Gottes immer neu, anders, ja irgendwie entsetzlich?
Das, das willst Du?
Ausgerechnet das?
Ich fürchte mich.
Vor wem oder was? Vor Dir? – Nein – sondern vor mir.
Dem alten Ego-Andreas. Dessen Mut eingerostet ist und der dabei ist, auf dem Turm der Erfahrung einzuschlafen.
Wach auf, fasse Mut.
Ein Kommentar zu „Welchen Turm baue ich?“