Fr 15.11.2024
Lk 17:26-37 Der Tag des Menschensohnes
Nicht dieses oder das Gegenteil
Mein Bruder sandte mir einen Beitrag von Prof. Guérot in dem „das Dritte“ thematisiert wurde. Z. B. These, Antithese → Synthese.
Meine Formulierung ist z. B.: Das Gegenteil von etwas Falschem ist noch lange nicht das Richtige.
Der Fehler, am Besitz zu hängen, wird nicht durch völlige Besitzlosigkeit gelöst.
Mein Lehrer Maria-Eugen Grialou behandelt z. B. auch das Thema, wie ich Entschlossenheit haben kann, ohne ein konkretes Ziel. Also wie ein Soldat, der heute nicht weiß, wo er morgen kämpft, aber dennoch entschlossen ist, zu kämpfen.
Er bekommt seine „Motive“, seine Ziele von woanders her.
Der Text heute ist eine Prophetie mit Beispielen.
Die Beispiele zeigen, dass man vor dem Eintreffen Jesu nicht erkennen kann, wer bereit ist. Die jeweiligen Paare, die Jesus beschreibt, sind in der gleichen Situation – und handeln erst im Ruf Jesu anders – ganz anders.
Worum es nicht geht
Es ist kein Unterschied, ob Jesus in vier Wochen wiederkommt oder in 1.000 Jahren. Wer sich gerade deshalb vorbereitet, weil die Wiederkunft nahe ist, der hat nicht die rechte Motivation – und vielleicht auch nicht den langen Atem.
Es ist kein Text für Prepper (also solche, die Pläne und Vorbereitung für die kommende Krise treffen). Ich gehe nicht davon aus, dass es eine reale Wüste geht, in die wir fliehen sollen. Dieser Text zeigt etwas anderes.
Verwalter, nicht Eigentümer
Der treue und gute Knecht flieht nicht, wenn die Wölfe kommen. Er lässt die nicht zurück, die „nichts verstehen“. Er rettet seine Haut nicht. Er hört nicht auf die Wölfe – er hört auf Gott.
Denn er kostet die Stunde bis zuletzt aus. Am Sonntag schrieb ich über die Witwe von Zarpat. Bis zum letzten Holzscheit bleibt sie in ihrer Berufung. An dem Ort, an dem Elia sie finden wird.
Das Salz salzt nur, wenn es nicht separat im Schrank liegt.
Aber auch hier gilt: Das Gegenteil von feiger Flucht ist nicht automatisch richtig.
Aufgespannt sein
Es gibt kein entweder oder – sondern nur ein lebendiges Hören.
Nur in der Spannung bin ich ein Lauschender. Nur in dem Aufgespannt-sein habe ich eine existenzielle Frage an Gott.
Nur der, der jederzeit fliehen kann, kann bleiben, bis er fliehen soll.
Abraham kämpft um Sodom – sicher besonders deshalb, weil sein Neffe Lot mit seiner Familie in dieser Stadt lebt.
Gott selbst weiß noch nicht, ob er diese Stadt richten wird. Er geht hin, um „zu schauen“.
Vielleicht finden sich 50 Gerechte. Vielleicht weniger. Zumindest zehn müssen es sein.
Wenn ich die Stadt verlasse – sind es dann vielleicht nur noch neun?
Will ich mich retten und es zulassen, dass Gott mit Schmerzen die Stadt richtet?
Denn viel lieber will Er Geduld haben. Siehe, da sind jene zehn. Ich kann die Stadt nicht richten, es sind noch zehn Gerechte dort.
Dann aber: Jetzt!
Als der Zeitpunkt kam, war es ein jetzt.
Dann entscheidet sich, ob ich die Stadt als Stadt geliebt habe oder als mögliche Braut.
Ist sie nicht Braut, darf ich nicht an dem hängen, was sie sonst noch ist.
Ich darf ihre Selbstliebe nicht lieben, weil sie mir doch von mir selbst vertraut ist. Ich hasse sie in mir – und in der Stadt.
Jetzt gilt: Wende dich nicht um.
Es ist Gott, der spricht – deine eigentliche Liebe.
Willst du etwas aus der Stadt retten, wirst du mit ihr gerichtet.
Übungen annehmen
In meinen Betrachtungen wie frei ich vom Geld bin, brauche ich beides. Physische Übungen und Übungen des Hörens.
Seit Tagen geht es um das Thema – und Gott hilft mir.
Gestern kam eine überraschende Nachzahlung an die Krankenkasse von fast 3.000 EUR.
Pikst es oder pikst es nicht. Habe ich das Geld gedanklich schon anderweitig gesehen und gebe einem Verlustschmerz Raum?
Oder freue ich mich über die kleine Übung, die es doch eigentlich ist. Eine Übung in Loslassen. Genau richtig: Von woanders her, aber mit der Frage: Schaust du zurück auf den potenziellen Nutzen dieses Geldes?
Eine kleine, nicht zu schwere Übung – danke, Vater.
Literaturhinweis:
Wer mit ganzem Herzen Gott schauen will, für den weiß ich Besseres als meine Andachten: Eugen Maria Grialou: Ich will Gott schauen. Diese 1.300 Seiten sind das kostbarste (außer der Bibel) was ich kenne. Ich habe sie im Laufe von Jahren als tägliche Lektüre mehrmals durchbetet.
