Mehr als: „Werkzeug“ Gottes

Mi 20.11.2024

Lk 19:11-28 Von den anvertrauten Pfunden

Gegen den Strich

Dieses Gleichnis ist unbequem und ruft mich aus mancher kuscheligen Ecke.

Kuschelig ist auch der reine Gehorsam. Das reine Knechtsleben. Das tun, was man hört – von dem ich oft und gerne rede.

Und ich nehme es auch nicht zurück. Horchen, die Ohren spitzen und gleich, ganz und gern gehorchen bleibt zentral.

Die Entwicklung der inneren Bereitschaft zum Hören ist auch ein Pfund, das ein „mehr“ ist, als das, was mir gegeben ist.

Aber offenbar gibt es einen weiteren Raum.

Der Fürst geht weg

Wie soll ich Knecht sein, wenn der Herr nicht da ist?

Ein Land braucht eine Regierung, ein Haus braucht einen Herren.

Soll ich etwa selbst „Herr“ sein? Über die Güter des Fürsten?

Ich wage zu sagen: Die Güter des Fürsten sind die Seelen der Menschen.

Kinder

Kinder sind in der Hand der Eltern. Im Großen und Ganzen hält Gott sich raus. Gott immer um alles Mögliche für die Kinder zu bitten ist gut – aber nicht das Eigentliche. Eigentlich fragt Gott mich (als Vater). Mehr noch: Er hat mich an Seiner statt eingesetzt – so deute ich das Gleichnis.

Treuhänderisch, Prokura – aber mehr oder weniger allein, ohne Ihn. Der Chef ist „außer Haus“.

Eine Mutter, die eine wesentliche Zeit ihres Lebens ihren Kindern gibt, hat ihr Pfund wahrhaft vermehrt.

Viele wehren sich gegen diesen Bezug auf die leibliche Familie. Ich sage: Es ist das erste und normale und eine Freude Gottes – mehr als alle möglichen guten Werke der Welt.

Denn das Leben ist das eigentliche Pfund, das uns nicht gehört, aber uns zur freien Verfügung anvertraut ist.

Wer damit zumeist sich selbst verwirklicht, seine Freuden sucht, der verbraucht das Pfund und hat noch nicht einmal ein in einem Tuch vergrabenes Pfund, was er zurückgeben kann.

Das Leben geben

Wer sein Herz für einen Menschen öffnet, den anderen etwas Existenzielles für sich sein lässt, der kann schwer verletzt und tief enttäuscht werden.

Aber unter dem ist wahres Leben nicht zu haben.

Will ich mich davor schützen, indem ich etwas zurückhalte, verliere ich alles.

Sein, wie ein ausgeschütteter Schluck Wasser. Unrettbar in die Erde versinkend. Sich selbst dem geben, von dem ich glaube es ist Reich Gottes.

Reich Gottes hat als Quelle auch den Menschen selbst, der in seiner Souveränität will, wirklich will, was Gott will.

Spannung

Auch hier wieder die Spannung.

An anderer Stelle redet Jesus vom Weinstock und den Reben. Das klingt zunächst gegenteilig.

Souveränes Handeln ohne sein Herz in der Hand Gottes, führt zu dem, was Eva wollte.

Nach eigenem Wissen von richtig und falsch handeln.

Aber zugleich war Gott nicht da. Gott hat die Kontrolle losgelassen.

Ja, Er selbst hat den Baum der Erkenntnis in den Garten gepflanzt.

Souveränität, Prokura hat immer zwei Ausgänge. Mich selbst – oder das Reich Gottes.

Ohne Prokura ist es nicht Reich Gottes. Aber ohne Hingabe ist es Reich Luzifers.

Auf dem Weg

Neben der Spannung, von der ich oft rede, gibt es auch den Weg. Oder anders: Die Zeit, für die etwas gilt.

Lange Zeit geht es um das Lernen von Vertrauen und Gehorsam. Um den Geschmack des Reiches Gottes im Vaterhaus.

Die Knechte im Gleichnis sind vertraut mit ihrem Herren, keine Fremdlinge.

Danach, erst danach, kommt die Zeit der Verantwortung. Verantwortung setzt Freiheit und Wirkmacht voraus. Die ich selbst habe.

Mein Sohn berichtet das als entscheidenden Unterschied im Militär. Ein Befehl, der so zu tun ist, wie er gegeben ist – oder ein Befehl, der nur das Ziel benennt, und dann Situationsgemäß durchgeführt wird. Das Zweite ist nichts für Anfänger.

Deine Seele, Bruder

Dafür ist heute zu wenig Platz.

Aber das Thema der Verantwortung auch für den Bruder scheint mir hier deutlich. Gott braucht kein „Pfund“ Silber. Er will das Leben der Menschen in seinem Reich.

In dem Maß, indem ich mein Herz an dich binde, Bruder, wird meine Rettung auch deine bedeuten. Das Salz hat eine Wirkung auf das Ungesalzene, auf das, was selbst nicht Salz ist. Es verliert sich dabei – und steht vielfach wieder auf.

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