Mi 27.11.2024
Lk 21:12-19 Die Verfolgung der Gemeinde
Zum Text
Die Verfolgung der Gemeinde erfolgt vor den Vorzeichen, die gestern Thema waren. Schon vor den Erschütterungen wird die Gemeinde angeklagt, vor der Kirche, vor den Machthabern. Jesus befiehlt, sich keine Worte vorzubereiten.
Die Trennlinie geht durch die engsten Kreise von Familie und Freundschaft.
Und: allein durch Geduld wird meine Seele gerettet.
Was ist das Schöne daran?
Ein mir vertrauter Mensch hat die physische Verfolgung durch kommunistische Machthaber erlebt. Bis hin zu Schlägen im Gefängnis und vielerlei Schikanen – um seines Glaubens willen.
Er berichtete eine glücksselige Nähe Jesu in diesen Momenten.
Wenn ich endlich nicht mehr um meiner eigenen Fehler willen leide, sondern wirklich um Christi willen – welche wundervolle Klarheit ist dann da.
Andere bezeugen mir, was ich selbst nur hoffen darf: Zugehörigkeit zu Christus.
Aber Achtung: Die Rettung der Seele geschieht erst durch Treue (Vers 19). Dazu ein wunderbarer Text von Katharina von Siena (c) Evangelium Tag für Tag.
Ich stehe dort nicht.
Bisher habe ich Risiken um Jesu Willen gewagt – aber keine Nachteile erlebt.
Woran erkenne ich einen Christen?
Nicht den, der sich für einen Christen hält.
Das ist der, der sich vielleicht mit Worten und Zeichen, mit Kultus und Überzeugungen schmückt.
Aber woran erkenne ich einen Christen als Christen?
Mir scheint, wenn ich in Ihm Christus als König (Kyrios) erkenne.
Was meine ich damit?
Was sind Kennzeichen eines Menschen, dem Jesus nicht nur eine Art bester Freund ist – sondern Kyrios, König?
Ich nenne drei Merkmale:
Demut – Treue – Mut
Demut
Der Demütige kann und will den anderen höher halten als sich selbst.
Auf einer Feier traf ich einen erfolgreichen, frommen Pfarrer. Wir sprachen eine Weile. Mir fiel auf, dass ich mich auch nach längerer Zeit nicht gefragt fühlte. Er wusste nach dem Gespräch nichts Wesentliches von mir. Sein Interesse schien mehr seiner Frömmigkeit selbst zu gelten, als dem Menschen gegenüber.
Und das Gespräch bezeichne ich als eines der besseren. Ich kenne viele Menschen, die meinen, ein gutes Gespräch mit mir zu führen – aber danach doch fast nichts von mir wissen.
Ein Knecht des Königs kommt nicht mit dem seinen. Er kommt im Namen des Königs. Und der König Jesus kommt mit dem brennenden Interesse am anderen, am Bruder, am Menschen.
Als Autor dieser Texte bin ich sehr in Gefahr mitzuteilen – aber nicht zu hören. Umso intensiver will ich es tun, wenn Menschen bei mir sind (und das sind viele).
Treue
Die oben genannte Feier war Ausdruck der Treue dessen, der Jubilar war.
Jahrzehnte sind unsere Wege ohne Berührung verlaufen. Wir aber haben aneinander gedacht – und er hat seine Kinder beauftragt, meine Frau und mich ausfindig zu machen und einzuladen.
Seine Umarmung war die Umarmung eines Freundes – dessen Gebete ich all die Jahre und Jahrzehnte gespürt habe. Dort fand ich den Kyrios der Treue.
Nur die Treue ist Teilhaber des Schmerzes Jesu. Nur wer auch denen treu bleibt, die ihn in der großen Erschütterung ablehnen, ja vielleicht verraten werden.
Wenn die Einheit nicht mehr Zeuge sein kann, dann das Leiden an der fehlenden Einheit – die Verfolgung.
Das ist die Treue.
Mut
Der Mut zeigt sich an der Klarheit der Person. An der Erkennbarkeit und der Treue zu dem, was er in Christus geworden ist.
Der Mut umhüllt den Menschen mit einem Schimmer der Heiligkeit seines Herren.
Und diese Eigenschaften sind Licht. Licht, das zur Eifersucht reizt. Zur Eifersucht bis hin zum Hass.
Die Welt ist eifersüchtig auf Israel, auf seine Erwählung, seine Treue und seinen Mut.
Israel dagegen leidet.
Wenn niemand eifersüchtig ist, weil er meine Nähe zum Kyrios der Liebe sieht, dann will ich Ihn neu aufsuchen und mich in Seinen Dienst stellen lassen.
Man kann nicht beides haben: Erfolg und Liebe.