Fr 29.11.2024
Lk 21:29-33 Vom Feigenbaum
Der Text
Seht den Feigenbaum und alle Bäume an: Wenn sie jetzt ausschlagen, so seht ihr es, so wißt ihr das der Sommer nahe ist. Ebenso mit den Zeichen. Wißt, dass das Reich Gottes nahe ist.
Noch in diesem Geschlecht. Himmel und Erde werden vergehen, aber das Wort Jesu nicht.
Der Text muss im Kontext gesehen werden, besonders auch mit dem folgenden Abschnitt, der von der Wachsamkeit und der Nüchternheit handelt.
Wissen ist nicht spekulieren
Ich habe die Befehlswörter hervorgehoben – sie erschrecken mich.
Es sind keine Trostworte. Keine Zusagen. Noch gestern habe ich meine Hoffnung ausgedrückt, dass Gott selbst mir und uns zeigen wird, wann die Zeit da ist.
Aber hier dreht Jesus die Verantwortung um.
Er befiehlt mir zu sehen und zu wissen!
Ich bin so geprägt von den ständigen Zusagen in der Kirche, Gott werde schon alles machen, dass ich mir selbst diese Befehle laut sagen muss – ich höre sie kaum.
Und dann noch diese fundamentale Sache, die nicht mich allein betrifft, sondern den ganzen Leib Jesu.
Und hat es nicht 2.000 Jahre Fehldeutungen gegeben? Solch eine lange Zeit der Verzögerung. Entweder es gibt wilde Spekulationen – oder alle schlafen ein, wie die zehn Jungfrauen es taten, als der Bräutigam verzögerte.
Wie kann ich es wissen? Das will ich nicht vorwegnehmen, es ist Sonntag Thema.
Es ist nicht so und so
Ich deute die Bibel nicht als Lehrbuch. Nicht alles gilt für jede Zeit. Ohne das Reden Gottes führt das Bibelstudium in die Irre. Man soll die Bibel kennen, man soll die Väter im Glauben kennen (damit meine ich auch meine geliebte Theresa von Avila).
Dann ab: Es gibt Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Die Entdeckung, dass es einen Unterschied bei den ersten drei Jahreszeiten gibt, war ein Teil des Grundes, warum ich vor ca. 35 Jahren sehr angeeckt bin.
Mein damaliger geistiger Vater nannte mir dann noch den Winter. Den konnte ich mir als junger Christ damals nicht vorstellen.
Aber den Winter, also die Nacht, zu kennen, ist Bedingung den Frühling zu erkennen!
In Israel gibt es viele immergrüne Bäume. Von denen können wir nichts lernen.
Aber die Terebinthe und der Eichenbaum verlieren ihre Blätter im Winter – und Granatapfel und FEIGE. Darum redet Jesu vom Feigenbaum. Das gilt besonders in Galiläa.
Unsere Welt hat die Beachtung der Zeiten verlernt. Wir essen das ganze Jahr Äpfel und Bananen.
Die Welt um mich herum hat den Kommerz als Gott und schmückt sich im November weihnachtlich. Richtig wäre es, Weihnachten erst Weinachten zu begehen – nicht im November und auch nicht im Advent.
Und die Kirche hat den Anspruch eines prophetischen Amtes weitergehend verloren.
Zersplitterung → Bindung → Verantwortung
Die Menschen zersplittern sich, weil sie den Gehorsam ablehnen. In der Welt und in der Kirche – genauer: in der Kirche und darum in der Welt.
Die Heilung geschieht in Bindung und Gehorsam.
Bis zur Vollendung.
Ganz am Ende wächst die Verantwortung so, dass es wieder eine Unterscheidung geben wird. Fünf Jungfrauen werden zum Hochzeitsfest gehen – die anderen fünf nicht.
Gott fordert an Ende das je eigene sehen und wissen.
Ganz, ganz am Ende wird geschieden.
Ein „Meinen“ wird dann nicht genug sein. In der Finsternis der Nacht kann ich den Großen Wagen sehen und weiß, wo Norden ist. Das ist nicht eine Meinung.
Bin ich bereit dafür – ja mehr noch: Eifere ich darum, mich so in die Dunkelheit führen zu lassen, dass ich selbst die Sterne sehe – und weiß.