So, 01.12.2024, 1. Advent
Lk 21:25-28; 34-36 Ermahnung zur Wachsamkeit
Der Text
Zuerst wird der Text vom Freitag wiederholt. Dann warnt Jesu vor dem Rausch eines ausschweifenden Lebens und dem Nebel der Lebenssorgen. Der eine Tag wird kommen wie ein Fallstrick. Auf der ganzen Erde.
Seid allezeit wachsam und betet, dass ihr sehr würdig werdet, zu entfliehen, und zu stehen vor dem Menschensohn.
Ängstliche Erwartung
Sollen wir ängstlich warten? Uns vorbereiten mit Mitteln und Techniken?
Aber eine Warnung, deren Inhalt nicht eintrifft, macht müde – oder führt dazu, die Dinge nicht ernst zu nehmen.
Wie kann man auch allezeit wachen und beten?
Wachen und beten
Mir scheint, es ist nicht nur das physische Wachen und das worthafte Beten gemeint. Das auch – gerade am Anfang.
Dann aber: eine Veränderung der Grundsehnsucht, weg vom Glanz der Welt, hin zur Stille der Nacht.
Eine Verlagerung des Herzens von der Welt in den Himmel.
Ein Gegenstück vom Rausch der Freuden der Welt und vom Nebel der Lebenssorge.
Die Stille des Wachens versetzt das Herz in eine Wahrnehmung einer anderen Welt.
Ich bibbere nicht mehr, ob ich „die Zeichen der Zeit“ mitbekomme, sondern ich lerne vom äußeren Hören der Nachrichten auf das innere Hören des Gewissens umzustellen (siehe gestern).
Denn Angst um sich selbst zu haben ist ein Indiz für die Zugehörigkeit zur Welt – zu der Welt, die vergeht.
Das starke Bild des Schusters Martin von Leo Tolstoi habe ich schon genannt – es trifft hier erneut die innere Haltung (siehe Kinder des Lichtes).
Es reicht nicht, sich zu retten
Denn es geht darum, vor dem Menschensohn zu stehen – und dort stehen zu können.
Wenn ich dort stehe, wird Er sehen, wie ich meine Zeit des Wartens verbracht habe.
War es in der Stille und im Sehnen nach Jesus, werde ich sensibel gewesen sein für den Hungrigen und den Durstigen. Für den Fremden und den Bloßen. Für den Kranken und den Gefangenen.
(Bisher nicht veröffentlicht: das Faktische des Anderen).
Wie es Tolstoi beschreibt.
Jesus erkennt den, der Ihm ähnlich ist.
Zu den anderen sagt Er: „Ich kenne euch nicht. Weicht von mir“. Siehe Mt 7:21-23 und Lk 13:24-27.
Gleiches wird von Gleichem erkannt.
Hier: Personen erkennen einander, indem sie in dem Anderen etwas Vertrautes erkennen. Eine je eigene Sehnsucht.
Nicht: Ich liebe dich und du liebst mich.
Sondern: Du liebst, was ich liebe, und ich liebe, was du liebst.
Gott ist nicht dualistisch, sondern trinitarisch.
Gott erkennt Maria daran, dass Er die Liebe in ihr sieht, die sie zu Seinem Sohn hat (haben wird). Es ist die Liebe, die auch in Ihm ist.
Wer glaubt, er liebt Jesus, und liebt den Bruder nicht, der liebt sein Glaubenskonstrukt. Jesus wird ihn nicht erkennen, denn er kennt Jesu Liebe nicht.
Ganz konkret oft in der Ehe.
Wer seine Frau nicht so liebt, dass er ohne sie nicht in den Himmel will, der kennt Jesus nicht. Denn Jesus liebt sie so sehr, dass Er händeringend jemanden (mich) gesucht hat, der Seine Liebe (eben meine Frau) in den Himmel liebt.
Am Ende werden wir (Jesus und ich) auf unsere Liebe schauen – meine Frau.
Das genau, das macht unsere Ähnlichkeit aus.
Ich kann mich nicht retten – aber den Anderen. Denn meine Liebe zum Anderen zählt.
Ein Kommentar zu „Rette sich, wer kann?“