Herrlichkeit und Leid wohnen beieinander

Do 26.12.2024 Zweiter Weihnachtsfeiertag, Stephanus, erster Märthyrer

Mt 10:17-22 Ansage kommender Verfolgung

Apg 6,8-10; 7:54-60 Zeugnis des Martyriums des Stephanus

Der Text

Jesus sendet die Jünger unter die Menschen wie Schafe unter die Wölfe. Ihre Verfolgung wird zum Zeugnis für Kirche und Heiden sein.

Die Verfolgung geht durch die Familien und geschieht um Jesu Namen willen. Auch die Aufforderung zur Flucht aus der Stadt nennt Jesus.

Spielverderber

Ist nicht gerade Weihnachten? Das Fest der Liebe und der Freude? Das Fest des Friedens?

Und nun: Stephanus.

Nicht umsonst ist sein Fest, das Fest des ersten Märthyrers, am zweiten Weihnachtsfeiertag. Die Offenbarung der Herrlichkeit ruft immer die Offenbarung des Leides hervor.

Aber anders als bei anderen Religionen (Islam) und Ideologien (Sozialismus) nicht das Leid der je anderen! Dort wird das Leid für die zugeteilt, die man für falsch hält, für nicht gut oder störend für das Gute.

Mir scheint, es ist geradezu das Merkmal der Zugehörigkeit zu Christus. Ein Taufbad:

Wer die Lösung in der Veränderung des anderen sieht und nicht in dem schmerzhaften beschnitten werden des Selbst, ist nicht Teil des Leibes Christi.

Und nicht nur des Selbst um meiner selbst willen – auch des Eigenen um des anderen willen.

Nicht um Gottes willen

Selten wird jemand um Gottes willen verfolgt. Die große Ausnahme ist Israel.

Aber um Jesus willen, dessen Triumph nicht Heilungen und Speisungen sind, sondern dessen Triumph das Missverstehen der meisten Jünger, das verlassen werden und das schmachvolle Fallen auf dem Weg zum Kreuz ist.

Dieser Jesus, dieser Gott ist es, der nicht gewollt wird.

Auch unter vielen nicht, die sich Christen nennen.

Wie wird Christus verkündet?

Mir scheint, es wird zumeist nur der erste Weihnachtstag verkündet.

Mit Trostworten und Versprechungen lockt man die Menschen. Mit guten Gefühlen und netten Dingen aller Art. Mit Musik und Spaß. Seelsorge, die die Liebe zum Selbst als Grundlage hat.

All diese Freundlichkeiten scheinen mir aber für die Nichtchristen gemeint zu sein. Jesus heilt so viele Menschen – aber die werden keine Jünger.

Er heilt sie nicht, wie man Werbegeschenke verteilt. Letztlich, um sie für sich zu gewinnen.

Er sagt zu denen, die die Seinen seien wollen:

Ich habe keinen Ort, an dem ich mein Haupt hinlegen kann. Ich habe kaum jemanden auf Erden, der mich wirklich versteht. Der mit mir den Weg zum Kalvarienberg gehen will.

Und wenn du mir folgen willst, verleugne alles. Mach dich darauf gefasst, dass in deinem engsten Freundes- und Familienkreis Ablehnung auf dich wartet.

Baue dir kein Haus in dieser Welt, denn vielleicht musst du bald fliehen.

Ein leichtes Zelt vielleicht, wie Israel in der Wüste.

Folgen der einseitigen Verkündigung

Vor kurzem sprach ich mit einem langjährigen Christen, der ganz in der christlichen Szene tätig ist.

Am Ende bezeugte er mir: Suche ich nach guten Menschen, suche ich besser nicht bei Christen.

Finde ich sie doch einmal bei Christen, sind es vermutlich dennoch gute Menschen – aber nicht wegen ihres Christseins.

Eine Übertreibung? Vielleicht.

Aber doch nur ganz wenig. Ich bezeuge: So erlebe ich es auch. Wahre „Christen“ finde ich unter Heiden. Nur allzu oft gerade in Ehen!

Zeugnis

Ich glaube, Jesus ist nicht gekommen, um mich von einem schlechten Leben zu einem besseren Leben zu erlösen. Von Not und Kummer zu Wohlergehen und Glück.

Sondern von einem Nicht-Leben zu einem Leben.

Alles, was ich vorher als „Leben“ bezeichnet habe, war doch nicht Leben. Es war das Verprassen des Erbes.

Nicht, dass es dort nicht Gutes gibt! Das gibt es.

Aber Leben ist nicht konsumieren des Guten.

Leben ist nicht einfach da-sein – sondern es ist erst in dem erkennbar, was der Vater mit der Sohnwerdung offenbart.

Teilhabe an Gott.

Vorgeschattet in einer Familie.

Ein Mann, der Gesundheit und Lebenszeit für die Versorgung und den Schutz der Familie gibt. Eine Frau, die im meist Unsichtbaren das Gute tut. So besonders, indem sie Leben gebiert. Dann auch, indem sie das Eigentliche tut: das Für-sein an und in Mann und Kind.

Ich propagiere dies nicht als Heil – sondern als vorlaufende Teilhabe. Denn hier ist es wesentlich noch natürlich (heute nicht mehr, aber eigentlich).

Unsere, des Menschen Herrlichkeit, besteht nicht darin, lustige Tiere im Garten Gottes zu sein. Vielleicht eine Zeit lang.

Für die Erde sind wir Gott – so ist unser Schöpfungsauftrag.

Und für Gott sind wir Freunde. Nicht andauernd nur begnadete.

Die Gnade will nicht ständig gnädig sein – sie will das Herrliche schaffen.

Den Herrlichen.

Den, der dem Universum Zeugnis ist dafür, das die Liebe größer ist. Größer als aller Segen, alle Gnade, alles überhaupt.

So groß, dass es recht ist, dass Gott Seinen Sohn vorausgeschickt hat, um das vom Ihm her zu vollziehen.

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