Eifersucht auf Johannes

Fr 27.12.2024, Fest des Hl. Johannes

Joh 20:2-8 Wettlauf zum Grab Jesu

Der Text

Nachdem Maria von Magdala den Jüngern die Auferstehung verkündet, laufen Johannes und Petrus zum Grab. Johannes wird nur als „der andere Jünger, den Jesus liebte“ bezeichnet. Johannes ist schneller – aber Petrus geht zuerst ganz ins Grab. Petrus sieht außer den Leinenbinden auch das Schweißtuch, danach geht auch Johannes hinein und sieht beides. Dann sagt er von sich: „Er sah und glaubte“.

Warum redet Johannes von seinem geliebt sein?

Warum gibt es diesen Wettlauf? Schon dort: Johannes redet davon, dass er schneller ist. Warum?

In mir sind so viele Fragen:

  • Redet Johannes davon, geliebt zu sein, weil er es so erstaunlich findet? Warum behält er das nicht für sich selbst?
  • Gibt es verschiedene Maße, von Jesus geliebt zu sein?
  • Folgt daraus nicht Eifersucht und ein „relativer Liebesmangel“?
  • Ist das nicht auch die Quelle der Eifersucht auf Israel?
  • Habe ich ein Recht auf „das volle Maß“?
  • Hatte nicht auch schon Petrus damit Not (was wird aus dem?)?
  • Liebe ich auch mit einem Maß?
  • Muss ein unendlicher Gott nicht unendliche Ressourcen der Liebe haben? Muss ein gerechter Gott nicht „äquidistant“ lieben?
  • Ist mein Geliebt-sein erst gut, wenn es kein „vor mir“ mehr gibt?
  • Sind wir nicht strukturell je „Einer“?
  • Oder kann ich mit Jesus Johannes lieben – und so auch Israel?
  • Freue ich mich mit dem Täufer über jene Braut mit dem Bräutigam? Also einer, der daneben steht (nicht der Eigentliche ist).
  • Muss totale Liebe nicht totale, uneingeschränkte (unrealtive) Gegenliebe wollen?
  • Kann ich für mein Volk sterben – wie ein israelischer Soldat?
  • Jesus vertraut Johannes Seiner Mutter an. Nur Johannes (gut, es ist auch kein anderer Jünger da).
  • Braucht das Intime nicht das „nur“.
  • Wenn es wohl möglich ist, ist es auch willkommen?
  • Hat gar das geliebt sein, einen noch ganz anderen Charakter, wenn es um das „nur“ weiß?

Das gilt auch schon für die Frage des erlöst seins.

Ertrage ich es, erlöst zu sein, wenn jener neben mir nicht erlöst ist?

Oder ist das Erwählt-sein vielleicht ein besonderer Kick, ein heimliches Gefühl großen Wertes? Und schäme ich mich dessen und will darum die Allversöhnung.

Braut Jesu

Das Israel die Braut Gottes ist, ist eindeutig. Siehe Hosea 2:18; Jes. 54:5; Jer. 2:2.

In NT scheint es auch die Kirche zu betreffen – aber viel weniger klar.

Besonders die Offenbarung hebt Israel wieder deutlich hervor. Zwölf Stämme sind die zwölf Stämme Israels.

Jesus redet nie davon, dass die Kirche Braut ist. Bei Paulus geht es zum Teil um Jungfräulichkeit und um die Ehe als Metapher.

Die Kirche selbst ist an dieser Stelle ein schwacher Zeuge. Wir haben so sehr in Eifersucht mit Israel gelebt – puh.

Könnte ich es ertragen, wenn das himmlische Jerusalem Israel ist?

„Und die Nationen (also ich) werden in ihrem Licht wandeln, und die Könige der Erde bringen ihre Herrlichkeit zu ihr.“ (Offene. 21:23).

Diese Situation wird bei den Propheten noch deutlicher geschildert.

Ich will keine Theologie betreiben! Aber ich will mich prüfen, ob ich etwas glaube, weil ich die Wahrheit nicht ertrage – oder es von ganzem Herzen wollen kann, dass ein anderer mehr geliebt ist als ich.

(Theologisch siehe Begleittext: Gehöre ich dazu?)

Ich will

Um sagen zu können, was ich will, muss ich zunächst zugestehen, was sonst noch in mir ist. Besonders meine Gefühle.

Kenne ich meine Gefühle nicht, wird mein Wille eher Ausdruck meiner Emotionen sein. Nicht meines Geistes.

Will ich die Freude Gottes eigentlich nur, weil Er mich liebt?

Oder entscheide ich mich, Ihm alles zu erlauben, was Ihn erfreut – auch wenn ich dabei nicht Thema bin.

Will ich Dich lieben um Deinetwillen, auch Deine Liebe zu Israel als Freude an Deiner Freude?

Ja, ich will.

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