Kein Vorzug, weil ich Christ bin

Di 07.01.2025

Mt 4:12-17, 23–25 Beginn des Wirkens und Krankenheilungen

Der Text

Nach der Gefangennahme des Täufers beginnt Jesu wirken. Matthäus betont, dass Jesus nach Kapernaum zieht, gemäß der wunderbaren Prophetie des Jesaja über Naftali und Sebulon: „Das Volk, das im Finstern saß, hat ein großes Licht gesehen“.

Jesu beginnt mit den Worten, mit denen Johannes aufhört: Tut Buße.

Zu der Zeit werden alle Kranken geheilt und viele folgen Jesus. Es ist eine so große Schar, dass Jesu auf einen Berg gehen wird, um zu ihnen zu sprechen.

Ist es nicht wunderbar?

Jesus zieht umher und lehrt und heilt alle Gebrechen. Und viele, sehr viele kommen. Und Jesus wirkt: Er macht alle gesund. Es ist das Präludium für die gigantische Bergpredigt, in der alles gesagt ist – so scheint es.

Die meisten Christen, die ich kenne, wollen es genau so haben. Heilung, Predigt, Wachstum – herrlich.

Jesus, das Original selbst, macht es so. Sollten wir es nicht genauso machen?

Ich glaube: Nein.

Wie breitet sich das Christentum aus?

Recht wenig an den Stellen, wo Jesus gewirkt hat. Galiläa war kein Zentrum. Das heidnische Antiochia, viel weiter im Norden, war eines.

Kapernaum dagegen: „Und du, Kapernaum, wirst du bis zum Himmel erhöht werden? Nein, bis zum Hades wirst du hinabgestürzt!“ (Matthäus 11,21–23)

(Siehe wieder den Begleittext Jesus und Kapernaum)

Es ist ernüchternd, wie wenig nachhaltig Jesu öffentliches Wirken war. Mir sitzt der Schreck in den Knochen, dass praktisch alle, die später die Brotvermehrung erleben, also tausende Jünger, Jesus den Rücken kehren, als Er von der Eucharistie, von Leid und Schmerz spricht.

Warum sage ich also „Nein“?

Unser Anteil

Der ist zunächst das, was sowohl Johannes als auch Jesus sagt:

Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

Jesus sagt das von Sodom und Tyrus. Sie werden erhöht werden. Sie, die den Messias garnicht kannten.

Selbst Jesus, der beste Prediger aller Zeiten, der große Wunderheiler und Sohn Gottes, schafft das eine nicht, das eine, das nur ich „schaffen“ kann:

Buße tun, wahrhaftig umkehren.

Verwöhnte Kinder

Viele Christen sind verwöhnte Kinder. Sie wünschen sich Gnade und Segen, mehr und mehr. Und bekehren doch ihr Herz nicht.

Im Gegenteil. Sie halten sich für gerettet, ob all des Segens, den sie empfangen haben.

Die Freikirchler tragen ihre Bekehrung vor sich her, wie Israel einst die Bundeslade gegen die Philister (1. Sam 4). Die Landeskirchen tun Ähnliches mit der Taufe.

Sie meinen, Gott könne gar nicht anders als sie in Seiner Liebe zu sich zu nehmen.

Im Gegenteil.

Die Liebe Gottes kann den nicht aufnehmen, der nicht durch den Tod der wahrhaftigen Buße geht. Der nicht sein ganzes „Gold“ Jesus zu Füßen legt (siehe gestern).

Denn Gott will den Menschen bei sich, der Seinem Wesen entspricht. Nicht einen Hund, den Er zwar gernhaben kann, der Ihm aber kein Gegenüber ist, so wie kein Tier Adam ein Gegenüber war.

Ich habe oft über Gottes Ohnmacht geschrieben (z. B. hier).

Nichts als Buße?

Die Buße gibt Gott die Ehre.

Worauf bezieht sich die Buße?

Auf zu viel Marzipankartoffeln?

Sie bezieht sich auf mein zentrales Interesse an mir selbst. An meinem Wohlergehen und dem Segen, den ich erhalte.

Sie bezieht sich auf die Selbstliebe.

Umkehr ist also Umkehr zu dem Vertrauen in Jesus, das mir erlaubt, mich nicht um mich selbst zu kümmern (das hat Er schon getan) sondern um den je Nächsten.

Das geschieht zumeist nicht, indem ich ihm eine Bergpredigt halte.

Es geschieht, indem ich sein Kreuz mit ihm trage, wie Jesus mein Kreuz mit mir trägt.

Wem alles vergeben ist, der kommt darum noch lange nicht in den Himmel.

Er wäre dann ja ein Niemand.

Die Vergebung ist der Anfang, sich gestalten zu lassen in das Bild Jesu.

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