Welcher Gefangene ist denn nun frei?

Fr 10.01.2025

Lk 4:14-22a Jesu Predigt in Nazareth

Der Text

Nach Jesu Prüfung in der Wüste kehrt Er in der Kraft des Heiligen Geistes zurück in Seine Heimatstadt Nazareth. Wie gewohnt geht Er in die Synagoge und tut, was man Ihm aufträgt.

Er liest Jesaja 61, 1-2 von der Erlösung der Armen und der Freiheit der Gefangenen.

Auf den Blick der Menschen hin bekennt Er: „Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.“

Hinweis: Es gibt wieder einen Begleittext unter Babylon, Jesaja und Jesus.

Wovon redet Jesaja, wovon redet Jesus?

Jesaja redet von den Gefangenen aus Babylon. Und zur Zeit Jesu ist für jedermann die Gefangenenschaft die Knechtschaft unter Rom.

Jesaja redet von etwas anderem als Jesus. Welche Gefangenen werden frei, welche frohe Botschaft hören die Armen von Jesus?

Ja, Jesus heilt Kranke – aber welche Folgen hat Jesu Dasein während Seiner Erdenzeit sonst? Welche Zerschlagenen werden frei und ledig?

(Siehe Begleittext).

Solange ich Jesaja lese und versuche Jesus als Antwort darauf zu verstehen, gelingt es mir nicht.

Aber sobald ich Jesus anschaue und verstehe was Er getan hat (komme gleich drauf) verstehe ich Babylon und Jesaja als Symbol für etwas anderes und als Teil einer nun erst vollständigen Geschichte.

Gefangenschaft

Die KI zählt die Bedeutung von Babylon sehr schön auf:

Gefangenschaft in der Sünde, Stolz und Selbstherrlichkeit, kulturelle und geistliche Korruption usw.

Als Geisteshaltung nennt sie:

Materialismus: Ein Leben, das sich nur auf Besitz und Reichtum konzentriert und Gott ignoriert.

Relativismus: Die Leugnung göttlicher Wahrheit zugunsten menschlicher Meinungen.

Hochmut: Die Überzeugung, dass der Mensch Gott nicht braucht und alles selbst erreichen kann.

Machtstreben: Der Versuch, andere zu kontrollieren oder sich über sie zu erheben.

Götzendienst: Das Setzen von Ersatzgöttern (z. B. Erfolg, Vergnügen, Macht) anstelle des wahren Gottes.

Als Seelsorger erlebe ich diese Gefangenschaft jeden Tag. Gefangen ist ein Mensch, dessen Freiheit hinter ihm liegt. Hat er gestern noch leichtfertig mit der Welt gespielt, sich lockere Sprüche in der Ehe erlaubt oder ganz nebenbei, sein doch recht gut-sein benannt. So kann er heute nicht anders, ja er ist so tief im Loch, dass er das Licht garnicht mehr kennt.

Wie soll ich denn leben?

Ich sage: Es ist unmöglich richtig zu leben.

Israel offenbart es.

Kein Volk kannte das „richtige Leben“ besser als Israel. Und wie oft hat Israel alles getan, um auch so zu leben.

Und wie viel öfter ist es daran gescheitert.

Niemand kann recht leben, solange Gott da droben ist, und ich hier unten.

Denn mein Leben ist ein Leben in der Fremde.

Außerhalb des Garten-Eden.

Hier aber wird meine Sehnsucht nicht erfüllt. Denn sie kommt aus meiner Gottesverwandtschaft, die in nichts eine volle Befriedigung empfängt als in Gott.

Wie auch immer ich lebe: ich kann nur ein wenig weniger falsch leben – aber nicht richtig.

Und Christus bringt dort nicht Erlösung!

Er ist die Erlösung.

Jesus bringt die Erlösung nicht

Nicht in der Weise, dass Er uns eine neue, bessere Lehre bringt. Ein genaueres, psychologisch ausgefeiltes Gesetz oder eine Methode, richtig zu leben.

Sondern Sein „Menschensohn“ sein ist die Erlösung selbst.

Gott verbindet sich unwiderruflich mit dem Fleisch des Menschen (wie ich oft beschrieben habe).

Und nun geschieht etwas Doppeltes:

Genauso, wie Er dadurch „schuldig“ wird, genauso werden wir heilig.

Wir können nun heilig leben, weil wir in der Heimat angekommen sind.

Seit einigen Tagen ist in der Lesung zum Tag der 1 . Johannesbrief dran. Dort steht es wortwörtlich.

In dem Maß, in dem wir erlöst sind, sind wir Liebende. Was an uns nicht Liebe ist, ist auch nicht erlöst.

Niemand und nichts, was nicht liebt, ist erlöst.

Wozu sind wir frei und los?

Die Erlösung ist kein Scheck des Vaters, der dem Sohn bei den Schweinen zugestellt wird, damit er weiter in der Welt lustig sein kann (siehe verlorener Sohn).

So wollen aber viele Christen leben.

Weiter in Babylon – aber mit einem Flugticket in den Himmel in der Tasche – direkt neben dem Segensscheck.

Mein Leben ist ausgegossen in das Leben des anderen – weil ich vom Geblüt Jesu bin. Weil Gottes Wesen sich mit mir verbunden hat.

Sein Wesen ist nicht Macht oder Allmacht – es ist zunächst und zumeist Liebe und Bezogenheit.

Gott ist nicht „wie“ ein Vater, Er ist Vater. In Jesus auch in Fleisch und Blut.

So bin ich frei, wie Er frei ist. Frei zu lieben, wie Er liebt.

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