Mi 28.01.2025 Jerusalem, heilige Stadt
Mk 4:1-20 Gleichnis vom vierfachen Acker
Der Text
Sehr bekannter Text. So sehr bekannt, dass man meinen könnte, man hätte ihn erledigt.
Gerechte unter den Völkern
Gestern waren wir in der Allee der Gerechten der Völker.
Einem Juden im dritten Reich das Leben zu retten, war mit der sehr ernsten Gefahr für das eigene Leben verbunden.
Etwa 25.000 Menschen werden dazu gezählt. Vielleicht, so vermutete man, waren es noch etwa zehnmal mehr, deren Geschichte man nicht kennt.
Sie haben den damals geringsten Bruder Jesu gerettet, sie haben damit Jesus gerettet, so sagst Du es.
Mir ging es wie vielleicht fast jedem, die Frage war da: Was hätte ich getan? Ja, was würde ich tun, heute?
Und eigentlich: Was werde ich tun?
Der Weg des Christen
Als Christ meint man schnell, die drei problematischen Formen des Wachstums würden mich, mit Jesu Hilfe, schon irgendwie nicht betreffen. Es ist ja alles Gnade und am Ende schenkt Jesus Frucht.
Warum erzählt Jesus diese Geschichte dann? Wem erzählt Er sie? Bin ich besser als die, deren Alltag den Halm erstickt, bevor er Frucht bringt. Habe ich einen gnädigeren Jesus als jener?
Ich lese das Gleichnis auch als Weg des Christen. Nicht nur als Schicksal von Menschen.
Dabei geht es nicht allein um die Stationen, die genannt werden. Sondern darum, dass ich auf dem Weg als Christ auch untergehen kann. Untergehen in der Weise, dass Jesus am Ende nicht vom guten und treuen Knecht spricht, wenn Er auf mich schaut.
Bereit werden an dem Jetzigen
Frucht ist nicht Absonderung. Es sind nicht meine guten Taten.
Es ist immer die Antwort auf die von Gott gestellte Aufgabe. Frucht aus der Reifung.
Ich bin entweder Gottes, oder meiner Selbst.
Tue ich das meine, ist es immer vorläufig.
Antworte ich auf Dich, kann es zur Reife führen, wenn es gleich, ganz, gern geschieht. Denn Reife ist, absehen von mir.
Habe ich Angst in Israel? Z. B. auch letztes Jahr im Sperrgebiet an der Nordgrenze?
Ich spüre, es gibt diese Frage praktisch nicht, wenn ich gewiss bin, ganz nahe an Deiner Hand zu sein.
Lichtkegel Gottes
Du leuchtest in meinem Leben auf etwas, heute und hier.
In Yad Vashem sehe ich die Opfer – und mich, als Teil der Täter.
Ich sehe zumeist, dass das wegsehen der Anfang der Schuld ist.
Nur im verbundenen Blick auf den, der an meinem Wegesrand ist, wächst mein Herz.
Ich sehe den Lichtkegel Gottes.
Was tue ich nun?
Bleibe ich stehen und schaue hin? Solange, bis mein Herz bereit ist.
Jetzt wieder, in der neuen Anbahnung der Judenfeindlichkeit in meiner Heimat.
Gern möchte ich mit Menschen Yad Vashem besuchen – vielleicht als Zentrum einer Reise. Denn es ist nicht nur ein Ort der Anklage, sondern zumeist ein Ort, an dem Israel auf seine Geschichte schaut und diese annimmt. Annimmt, um das Volk zu werden, das es sein soll.
So will ich auch werden, der ich sein soll.