Eine wirkliche Wahl

Fr 07.02.2025

Mk 6:14-29 Herodes und der Täufer

Der Text

Herodes hält Jesus für den auferstandenen Täufer. Markus erzählt nun die Geschichte von Herodes, Herodias und dem Täufer. Jeder kennt diese Geschichte.

Kompromisse

Herodes folgt seinem Gewissen ein Stück weit. Ist es bei mir auch so? Folge ich meinem Gewissen, solange es mich nicht „mein halbes Königreich“ kostet?

Sein Gewissen ist da, sein „gern hören“. Ich bin oft gerührt und betroffen, wenn ich Geschichten ganzer Hingabe höre – wie Herodes.

Aber wie konsequent folge ich selbst meinem Gewissen?

Und wenn ich es vernachlässige – warum?

Macht

Herodias war eine Frau, die „nach oben“ wollte. Sie wollte Königin werden. Bisher war sie die Frau eines Tetrarchen. Die Genfer Übersetzung ist genau, sie sagt: „Tetrarch Herodes, der aber oft als König bezeichnet wurde“.

Im Begleittext zu Herodias wird deutlich, dass Herodias die treibende Kraft war und ihr Streben nach dem Königstitel letztlich Herodes alle Macht kostete: Er endet im Exil.

Was ist das Verlockende an Macht?

Warum will ein Bundeskanzler Bundeskanzler sein – ist es nicht ein undankbarer Job, mit sehr viel Arbeit und zumeist wenig wirklicher Macht?

Ich fürchte, die Verlockung der Macht eines Elon Musk, Wladimir Putin oder Donald Trump ist nur die Spitze eines Eisberges, der in jedem Menschen steckt – natürlich auch in mir.

Macht ist im Wesentlichen Unabhängigkeit und Wirksamkeit. Macht will Bestätigung des Selbst durch sich selbst.

Person will sein und will bestätigt sein. Niemandem reicht das Zeugnis seiner selbst, jeder will ein weiteres Zeugnis.

Das ist an sich nichts Falsches.

Das sein (die Person) ist dazu da, um (Person) zu sein und es findet nur in der Beziehung sein selbst, in der Beziehung und in der Frucht.

Gottes Allmacht

Allmacht scheint die Zusammenfassung aller Macht zu sein.

Unter dem Schatten gäbe es keine weitere Macht.

Mehr als Allmacht ist Gott aber Liebe. Sein Wesen ist Liebe – es ist keine Eigenschaft.

Liebe verzichtet auf Macht für den je anderen.

Sobald aber die Allmacht ihre Allmacht losläßt, damit es Liebe geben kann, taucht die Gefahr auf, dass jemand anderes Macht über Liebe stellt.

Das kann nicht anders sein, denn die Liebe hat als eine unverzichtbare Basis die Freiheit (also die Ohnmacht dem anderen Gegenüber).

Ich habe in den letzten beiden Tagen mit Schmerz meine Ohnmacht erlebt. Die Ohnmacht, einem Freund die Liebe Gottes zu vermitteln. Die Köstlichkeit, die Selbstbestimmung an die Liebe hinzugeben.

Es ist schrecklich, schlimm. Aber ich berge mich in den Schmerz Gottes. Meine Liebe zu dem Freund ist keine einsame Liebe.

Eine echte Wahl

Sein eigens Sein selbst zu bestätigen – oder das Sein eines anderen zu bestätigen und dem anderen die Freiheit zu lassen, mich zu bestätigen, ist eine echte, existenzielle Wahl. Ein Entweder-oder.

Nur in dem Maß, in dem ich der Liebe Gottes traue, kann ich meinen Blick ganz auf den Bruder richten.

Oder andersherum: Kämpfe ich um mein Gesehen-Werden, drücke ich damit mein Misstrauen gegen Gott aus.

Kämpfe ich um Anerkennung und Respekt, um Gerechtigkeit oder doch einen Krümel Aufmerksamkeit von anderen – ich wende darin Gott den Rücken zu.

Gebe ich Gott, gebe ich Dir, einen Freibrief, mir solches aus der Hand zu schlagen?

Ich selbst halte immer wieder an mir fest.

Aber ich erlaube Dir, ja ich bitte Dich, nimm es mir weg.

Ich bin zumeist nicht frei, das Gute zu tun – aber ich bin frei, Deine Erziehung anzunehmen.

Am Ende ist Herodias ihrem Mann Herodes ins Exil gefolgt, obwohl sie es nicht musste. Vielleicht habe Worte und Gebete des Täufers doch ihr Herz erreicht.

Denn wenn ich falle – vielleicht bleibt ein Bruder im Gebet für mich.

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