Was aus dem Herzen kommt

Mi 12.02.2025

Mk 7:14-23 Nicht was in den Magen kommt, sondern was aus dem Herzen kommt

Der Text

Er setzt den Text von gestern fort. Jesus erklärt, dass das, was aus dem Herzen kommt, den Menschen unrein macht.

Umdrehung

Müsste das Böse nicht zuerst in mein Herz hinein?

Oder ist etwa mein Herz von Natur aus Böse?

Dann kommt das Böse heraus – was soll ich machen?

Wer ist der Mensch, wenn nicht sein Herz – wie macht er sich selbst unrein?

Nicht allein die Umstände

Die Psychotherapie geht davon aus, dass der Mensch an sich gut ist. Alles Böse kommt durch Umstände, zumeist in der Kindheit. Hin und wieder ist es endogen – also biologisch bedingt.

Viktor Frankl hat nie so geredet. Er hat immer von dem „dennoch“ gesprochen. Von meiner Würde in all dem dennoch ein anderer zu sein, ein anderer zu werden.

Ja, wir sind soziale Menschen. Und so bedeutet das Verhalten des einen oft sehr viel für den anderen. Menschen werden von anderen schwere seelische Schulden aufgeladen. Das bezweifle ich nicht.

Und doch spricht Jesus hier von dem je eigenen Herzen und nur von dem.

Es kommt aus meinem Herzen

Aber mein Ich ist mehr als mein Herz!

Es ist besonders auch mein Gewissen. Mein Ohr zu Gott hin.

Ich kann nicht verhindern, dass die bösen Gedanken kommen.

Dann aber passiert es, dass sich das Gewissen hinzugesellt und leise anklopft. Zumeist leise – selten laut.

Es stellt mich vor eine Wahl. Will ich denken, was ich will (genauer: was mir in den Sinn kommt) – oder will ich mein Denken vor den Richter meines Gewissens stellen?

Das Gewissen hat Konkurrenz. Besonders das von Freud sogenannte Über-ich. Das „man“ der Gesellschaft oder der Erziehung.

Ich aber erkennen mein Gewissen als die freundliche Stimme meines Heilandes. Er redet freundlich zu mir – aber anders als mein Herz.

Es ist eine Unterscheidung der Geister.

Der Marsch in den Abgrund

Lasse ich meine Gedanken laufen, wie sie wollen, dann rechtfertigen sie die Lust (Unzucht). Sie rechtfertigen den Eigennutzen (Diebstahl). Es sind am Anfang immer ganz kleine Dinge – aber der Vollzug, die Tat räumen ihnen ein Zuhause in meinem Herzen ein.

Ich füge die Liste Jesu am Ende noch einmal an. Erläutert durch die KI entfaltet es sich etwas klarer.

Es ist in gewisser Weise eine Steigerung. Der Diebstahl als Diebstahl von Ehre ist mir vertraut. Die späteren Punkte scheinen schon einen Soziopathen zu beschreiben – wie abgründig ist dieser Weg.

Wo stehe ich?

Wie steht es mit meinen Gedanken? – Hm.

Und mit meiner Lust? Auch dem Nachgehen der alltäglichen Lust vor dem Hintergrund des Textes von Bonhoeffer über die Zucht (siehe gestern)?

Wie ist es mit Mord? Das scheint sehr weit vorn zu stehen – es hilft ein Blick in die Bergpredigt (Matt. 5:21 ff.). Mord beginnt mit Zorn und Verachtung.

Mit dem Abschreiben eines anderen Menschen, dem Aufgeben.

Kann ich das denn?

Am Montag bin ich erneut bei Radio Horeb im Gespräch. Gestern hatten wir das Vorgespräch. Daraus ein Punkt:

Ich kann wollen – aber nicht vollbringen. Dazu muss Gott gnädig sein.

Aber das ist Er. Er ist es immer.

Seine Gnade erweist sich in der Verantwortung.

Die Verantwortung beschreibt ein Dreiecksverhältnis. Ich erhalte einen konkreten Auftrag an einem Menschen und Verantworte vor Gott meine Stellungnahme dazu.

Dieser Auftrag Gottes ist immer machbar. Und immer erhalte ich genau die Kraft, die ich für diesen Auftrag brauche – währenddessen, nicht im Voraus (das habe ich anderswo beschrieben).

Den Auftrag erhalte ich durch mein Gewissen.

Jeden Morgen steht mein Gewissen neu mit mir auf – und es ist dies die Würde, die mich zum Menschen macht (Details in dem Interview).

Wenn ich über den konkreten Auftrag hinaus gehe, werde ich scheitern. Dort holt mich meine Eitelkeit ein. Es ist genau dies, was ich jetzt höre. Es ist Gehorsam.

Im Gehorsam werden sich neue Dinge im Raum meines Herzens niederlassen. Friede, Vertrauen, Mut, Geborgenheit, Freude → Glückseligkeit.

Heute ist es weniger eine Andacht als eine Botschaft aus dem, was auch viel mit meiner Arbeit zu tun hat. Aber immer gilt es für mich nicht weniger als für andere.

Positivliste

Zum Schluss will ich erwähnen: Es gibt auch eine Positivliste, und diese ist noch wichtiger als diese Liste hier: die Seligpreisungen der Bergpredigt.


Anhang

Hier sind die 13 Punkte aus Markus 7,21-22, jeweils mit einer detaillierten Erläuterung:

  1. Böse Gedanken (διαλογισμοὶ πονηροί – מַחְשָׁבוֹת רָעוֹת)
    • διαλογισμοί (dialogismoi) bedeutet Überlegungen, Gedankenspiele oder innere Diskussionen.
    • πονηροί (poneroi) bedeutet „böse, verderbt, schädlich“.
    • Im Hebräischen מַחְשָׁבוֹת רָעוֹת (machschavot ra’ot) sind „böse Gedanken“, also nicht nur spontane Einfälle, sondern bewusst gepflegte und überlegte Pläne zum Schlechten.
    • Diese Gedanken sind die Quelle für alles, was folgt – Sünde beginnt oft mit einem inneren Impuls, der zur Tat werden kann.
  2. Unzucht (πορνεῖαι – זְנוּת)
    • πορνεία (porneia) bezeichnet jede Form von sexueller Unmoral.
    • Im Hebräischen זְנוּת (zenut) bedeutet es wörtlich „Hurerei“ und kann sich auf Prostitution, außerehelichen Geschlechtsverkehr oder allgemein auf unmoralische sexuelle Handlungen beziehen.
    • Im biblischen Sprachgebrauch steht es oft auch für „Untreue gegenüber Gott“ – Israel wird als eine Ehebrecherin beschrieben, wenn es sich von Gott abwendet.
  3. Diebstahl (κλοπαί – גְּנֵבוֹת)
    • κλοπή (klopē) bedeutet „Diebstahl, Betrug, heimliches Nehmen“.
    • גְּנֵבָה (geneva) im Hebräischen ist das allgemeine Wort für Diebstahl.
    • Der Dieb nimmt etwas, was ihm nicht gehört – sei es materiell (Besitz) oder immateriell (Ehre, Rechte).
    • Während Gewaltverbrechen auffälliger sind, ist Diebstahl oft heimlich und zeigt eine egoistische Gesinnung.
  4. Mord (φονoι – רְצִיחוֹת)
    • φόνος (phonos) bedeutet „Tötung“, meist im Sinne von Mord.
    • רֶצַח (retzach) im Hebräischen bezeichnet vorsätzlichen Mord, während fahrlässige oder affektive Tötung oft als הֲרִיגָה (harigah) unterschieden wird.
    • Mord ist die äußerste Form der Gewalt gegen einen Menschen und eine direkte Rebellion gegen das Gebot „Du sollst nicht töten“.
    • In der Bibel beginnt Mord oft mit Neid oder Hass (z. B. Kain und Abel).
  5. Ehebruch (μοιχεῖαι – נִאוּפִים)
    • μοιχεία (moicheia) bezeichnet spezifisch den Bruch der ehelichen Treue.
    • Im Hebräischen נִאוּף (ni’uf) wird der Begriff in den Zehn Geboten verwendet: „Du sollst nicht ehebrechen“ (2. Mose 20,14).
    • Während Unzucht allgemein für sexuelle Sünde steht, betrifft Ehebruch speziell das Vertrauen innerhalb einer Ehe.
    • Im Alten Testament ist Ehebruch oft ein Bild für Untreue gegenüber Gott.
  6. Habgier (πλεονεξίαι – חַמְדָנוּת)
    • πλεονεξία (pleonexia) bedeutet „ungezügelte Gier“, das Verlangen nach mehr, als einem zusteht.
    • חַמְדָנוּת (chamdanut) im Hebräischen ist Habgier oder Raffsucht.
    • Während Diebstahl eine konkrete Tat ist, ist Habgier die innere Haltung dahinter: ein nie zufriedenes Verlangen nach Besitz, Macht oder Genuss.
    • Jesus warnt oft vor Habgier, da sie den Menschen von Gott und dem Nächsten entfremdet (Lukas 12,15).
  7. Bosheit (πονηρίαι – רָשָׁעוֹת)
    • πονηρία (poneria) bedeutet allgemeine Bosheit, Verdorbenheit, absichtliches Böses tun.
    • רָשָׁעוֹת (rescha’ot) im Hebräischen bedeutet Bosheit oder Schlechtigkeit.
    • Während böse Gedanken eine Möglichkeit sind, ist Bosheit eine Haltung – jemand wählt bewusst das Böse.
    • Es umfasst Herzenskälte, Rücksichtslosigkeit und Freude am Schaden anderer.
  8. Arglist (δόλος – מִרְמָה)
    • δόλος (dolos) bedeutet „List, Täuschung, Hinterhältigkeit“.
    • מִרְמָה (mirmah) im Hebräischen bedeutet Betrug oder Falschheit.
    • Während Bosheit oft offen ist, ist Arglist hinterhältig – es geht um Täuschung und Manipulation.
    • Ein arglistiger Mensch ist nicht nur böse, sondern versucht, das Böse als etwas Gutes darzustellen.
  9. Ausschweifung (ἀσέλγεια – עַזּוּת)
    • ἀσέλγεια (aselgeia) bedeutet „Zügellosigkeit, Schamlosigkeit, Unmoral“.
    • עַזּוּת (azut) im Hebräischen bedeutet eigentlich „Dreistigkeit“ oder „Hemmungslosigkeit“.
    • Während Unzucht einzelne Taten beschreibt, ist Ausschweifung eine Lebensweise, in der alle Schranken gefallen sind.
    • In der Bibel beschreibt es Menschen, die sich bewusst über moralische Normen hinwegsetzen und darin verharren.
  10. Neid (ὀφθαλμὸς πονηρός – עַיִן רָעָה)
    • ὀφθαλμὸς πονηρός (ophthalmos ponēros) bedeutet „böses Auge“.
    • עַיִן רָעָה (ayin ra’ah) ist ein feststehender Begriff im Hebräischen und bedeutet Neid, Missgunst, aber auch der Wille, anderen Schaden zuzufügen.
    • Ein „böses Auge“ steht in jüdischer Tradition für Menschen, die anderen nichts gönnen und in ihrem Herzen Groll hegen.
  11. Lästerung (βλασφημία – גִּדּוּף)
    • βλασφημία (blasphemia) bedeutet Schmähung oder Gotteslästerung.
    • גִּדּוּף (giduf) ist die hebräische Entsprechung für Verhöhnung oder Schmähung.
    • Es kann sich gegen Menschen richten (Verleumdung) oder gegen Gott (Gotteslästerung).
    • In der Bibel ist Blasphemie oft eine bewusste Auflehnung gegen Gott.
  12. Hochmut (ὑπερηφανία – גַּאֲוָה)
    • ὑπερηφανία (hyperēphania) bedeutet Arroganz, Stolz, Überheblichkeit.
    • גַּאֲוָה (ga’ava) bedeutet Stolz, aber in negativem Sinn Hochmut.
    • Hochmut ist die Übersteigerung des Selbst, die andere verachtet und sich über Gott erhebt.
  13. Unvernunft (ἀφροσύνη – אִוֶּלֶת)
    • ἀφροσύνη (aphrosynē) bedeutet „Torheit, Unverstand, moralische Dummheit“.
    • אִוֶּלֶת (iwelet) ist die biblische „Torheit“, die sich gegen Weisheit und göttliche Ordnung stellt.
    • Es ist nicht nur intellektuelle Dummheit, sondern moralische Verblendung – ein Leben, das Gott ignoriert.

Zusammenfassung:

Die Liste beschreibt eine Steigerung von inneren Gedanken zu offenen Handlungen und schließlich zu völliger moralischer Verwahrlosung. Alles beginnt im Herzen – aber erst wenn es das Gewissen passiert, wird es in der Welt wirksam.

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