Fr 14.02.2025 Heiliger Cyrill und Methodius
Lk 10:1-9 Die Aussendung der 72 Jünger
Der Text
Vor diesem Text geht es um den Ernst der Nachfolge. Jesus ist auf dem Weg nach Jerusalem, zu Seiner Erfüllung.
Nun sendet Er 72 Jünger aus, je zwei und zwei. Er sendet sie wie Lämmer unter die Wölfe, ohne alles. Sie suchen Häuser des Friedens, heilen dort die Kranken und verkünden die Nähe des Reiches Gottes.
Im Anschluss an die heutige Lesung kommt ein trauriger Satz: Sodom wird es erträglicher gehen als denen, die die Jünger nicht aufnahmen.
Mission?
Cyrill und Methodius gelten als die Missionare der Slawen. Allgemein wird dieser Text wie eine Anleitung zur Mission gelesen. Vielleicht kann man das.
Ich lese ihn eher als innere Mission.
Israel ist „bekehrt“, so wie ein getaufter Christ „bekehrt“ ist. Beide gehören eigentlich zu Gott. Sie haben die Schlüssel in der Hand und wissen von Gott.
Aber nach der Geburt kommen verschiedene Lebensphasen. Und die Frucht eines Lebens bemisst sich nicht allein daran, dass jemand geboren wurde; also Jude ist oder getauft ist (ich meine auch die Glaubenstaufe).
Es ist ein Weg des Wachstums, der Prüfung und der Bewährung.
Hin zur Reife.
Dass jemand Christ wird, bedeutet nicht, dass Gott „erntet“. Denn es ist eine Geburt, ein Anfang – kein Ende.
Der letzte Aufruf
Ich weiß, das Israel nicht verworfen ist. Dennoch gibt es ein Israel vor Christus und ein Israel im Exil, auch geistigem Exil.
Wenn das „am grünen Holz“ geschieht – wieviel mehr an der Kirche. Ich sehe nicht, dass die Kirche heute besser da steht, als Israel zur Zeit Jesu.
Der Text heute scheint mir eine letzte Ernte in Israel zu sein – bevor die dunkle Zeit kommt. Eine Zeit der Zerstreuung, der Heimatlosigkeit, der Verfolgung und partiellen Vernichtung.
Diese Zeit war keine Strafe eines ärgerlichen Gottes. Sondern ein Feuer der Heiligung. Israel hat im Exil den Samen des Glaubens durchgebracht – vielleicht gut am Bild der Sprache zu erkennen. Wie hebräisch auferstanden ist, so auch die Saat Israels – wenn auch etwas noch fehlt.
Was ist zu tun?
Wenn die Zeit reif ist, ist die letzte Entscheidung von überaus großem Gewicht. Wer den Frieden nicht annimmt, den die letzten beiden Boten bringen, dem wird es schlechter gehen als den Menschen von Sodom.
Gemeint sind die Christen – das ist meine Überzeugung.
Ich arbeite viel mit Christen und sehe ihre Dämonen.
Das Wort für Heilung ist hier θεραπεύετε (therapeúete). Es gibt auch ἰάομαι (iáomai) als Heilung, das ist eher eine Wunderheilung.
Hier geht es, so scheint mir, um das Nahebringen des Reiches Gottes als Heilung.
Ich sehe bei mir große Mängel in der Fähigkeit, so zu heilen. So rufe ich mich auf, alles loszulassen, was ich meine, mit mir führen zu müssen. Nur das Lamm kann heilen, auch das Lamm-sein, zu dem Jesus mich beruft. Ein Lamm unter Wölfen. Es bereitet dem anderen das eigentliche Lamm, das kommen will.
Jesus wird mich anschauen und all die vor mich stellen, die mir nahe waren.
Warst du ihnen das Lamm – wird Er mich fragen. Aber viel mehr wird er sie fragen: Ist er, Andreas, euch als Lamm begegnet?
Oha.
Der Wolf will das Seine. Das Lamm steht als Bild für den, der sich dem anderen gibt.
Auch in einer sterbenden Kirche gibt es viele, die Gott beruft. Selbst wenn es die Kirche nicht rettet, so schaue ich auf die Treue Gottes an Israel über 2000 Jahre Diaspora.
Ich glaube, am Ende wird auch die Kirche wieder aus der Saat auferstehen, die jetzt gesät wird: Denn das ist der Sinn der Ernte, von der hier die Rede ist: die Saat für zukünftiges (nicht mein eigenes Heil).
PS
Ich benutze das Wort Christ nur zum allgemeinen Verständnis. Ich sehe eine Bekehrung als Bekehrung zum Jünger sein. Ein Jünger ist noch nicht Christ. Ein Christ ist jemand, dem Christus vollständig König geworden ist. Das braucht Reifung und Prüfung. Ein Christ ist sich selbst gestorben.