Di 25.02.2025
Mk 9:30-37 Zweite Ankündigung der Leiden Jesu; Rangstreit der Jünger
Der Text
Dreimal kündigt Jesus Sein Leiden an, dreimal reagieren die Jünger konträr. Dieses Mal mit dem Rangstreit unter den Jüngern – wer ist der Größte. Jesus antwortet mit Worten, die von Hingabe und Dienst handeln. Hier: Wer ein Kind aufnimmt, in meinem Namen, der nimmt mich auf.
Zusammenhang
Es ist gut, die drei Vorgänge zugleich zu betrachten. Es ist das gleiche Muster.
Nach der ersten Ankündigung kommt: „Das widerfahre Dir nur nicht“ von Petrus. Jesus reagiert extrem hart und redet dann über das Kreuz von jedem, der Ihm nachfolgen will. Siehe: Geh weg von mir, Satan.
Dieses Mal geht es um das Kind und den unscheinbaren Dienst an ihm. Siehe dazu:
Im zehnten Kapitel geht es um die Zebedäussöhne. Dort sagt Jesus: „Wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein.“
Das Wort nicht hören können
Wenn ich einen Klienten habe, der sich selbst für erstaunlich schwach und fehlerhaft hält, dann bin ich begeistert und habe kaum noch einen Weg mit ihm. Schnell eilt seine Heilung voran.
Aber in der Regel kommen die Menschen und erklären mir, wie schlecht ihr Ehepartner mit ihnen umgeht, oder der Chef oder das Leben oder die Eltern, oder die Gesellschaft.
Hier vergehen oft Wochen ohne ein Weiterkommen. Vielleicht passiert auch nichts und wir gehen irgendwann wieder auseinander.
So geht es Jesus.
Seine Leidensankündigungen passen nicht in den Automatismus ihres Denkens. Denn mein Denken schütz mich zunächst vor dem anderen und ist um mich besorgt.
So auch die Jünger.
Wenn Jesus solch einen Weg gehen würde, wäre ihre Welt in Gefahr, ja es wäre „undenkbar“, was dann passiert.
Sie würden dann leise wieder nach Hause gehen und voller Scham ihren Irrtum bekennen.
„Wir aber hofften, Er sei der, der Israel erlösen werde“ (Emmaus Jünger). So etwas will niemand erleben.
Das Leben ist geprägt von Selbstsorge. Und die Wahrnehmung stellt sich ganz in diesen Dienst. Aber: Jeder Gedanke an mich selbst verstopft das Loch, durch das ich eine andere Wirklichkeit wahrnehmen könnte.
Und die Krone der Sorge um mich selbst ist die lebenslange Aufgabe, mich nicht schuldig fühlen zu müssen. Denn wer bin ich, wenn ich schuldig bin?
Jedenfalls keiner, den man achtet oder gar liebt.
Ich weiß aus vielen Jahren der Stille (ich wusste zuvor nicht, wie sehr ich um mich sorge) und vielen Jahren der Seelsorge: Die Haut, die mich vor der unangenehmen Wahrheit schützt, ist hermetisch dicht und lässt kein Loch, durch das mein Ohr hören könnte.
Das Merkmal ist: Das Denken an mich selbst – so wie es in allen drei Fällen geschieht.
Kann es aufgebrochen werden?
Ich weiß es nicht.
Jesus gelingt es während seiner Erdenzeit nicht.
Die Jünger werden bis zum Tag des Kreuzes nicht verstehen und nicht hören können.
Obwohl Jesus ihnen alles offenbart hat – alles.
Ich sehe aber, dass Jesus dennoch das Wort sät. Dreimal.
So oft, wie es nötig ist.
Dreimal erträgt Er den Schmerz, dass die Seinen es nicht hören, im Gegenteil.
Ich teile diesen Schmerz Jesu.
Menschen, die von mir „ihre Wahrheit“ hören wollen und nicht, was wirklich ist, nehmen oft nach einer Zeit eine Distanz ein. Das reißt ein Loch in mein Herz.
Manchmal möchte ich mich dann umdrehen und gehen – aber damit würde ich die Liebe verraten.
Erfolg ist ein vergänglicher Trost.
So suche ich Trost in der Treue und in der Annahme, auch der Annahme des Stachels, der in mir bleibt.
In dem bin ich Dir nahe. Näher als an jedem anderen Ort.
Ein Kommentar zu „Das Wort nicht verstehen“