Der Keimling

Mi 26.02.2025

Mk 9:38-40 Im Namen Jesu

Der Text

Der Text gehört unbedingt in die Linie der Texte davor und danach. In den Rangstreit der Jünger und der Verführung zum Abfall.

Die Jünger hatten jemandem, der im Namen Jesu böse Geister austrieb, genau das verboten, weil er „uns“ nicht nachfolgt. Jesus sagt: Verbietet’s ihm nicht.

Ist es Toleranz?

Ist Jesus tolerant? Passt schon irgendwie. Kommt nicht so genau drauf an. Hilft alles irgendwie. Ist das Seine Motivation?

Und die Nachfolge? Nur für einzelne?

Leb dein Leben und tue hier und da mal was für Jesus? Geht es um den zu großen Eifer der Jünger?

Ich glaube nicht.

Der Acker meines Vaters

Mein Vater hat, meist einmal im Jahr, ein großes Stück des Gemüsegartens umgegraben. Das ging zügig und alles Unkraut und dazu der Kompost verschwand dabei. Immer war der Acker dann wunderbar frisch und ganz eben – das habe ich nie so hinbekommen.

Wenn ihm nun beim Graben ein kleines Pflänzchen vor den Spaten kam, das einen Wert hatte, so unterbrach er das Graben, grub das Pflänzchen vorsichtig aus und setzte es sorgfältig an einen geeigneten Ort.

Egal, wie klein – niemals grub er es einfach um.

Wie viel mehr auch nur ein Keimling des Glaubens an Jesus Christus in einem Menschen.

Welches Pflänzchen?

Jesus redet nur von der Pflanze des Glaubens an Ihn.

Im Text morgen z. B. bei dem Becher Wasser, der jemandem gegeben wird, weil er ein Jünger Jesu ist.

Sind denn sonst gute Werke vergebens?

Wenn jemand bei einem einsamen Menschen verweilt, weil er dessen Einsamkeit wahrnimmt – dann hat der Jesus gedient – ob er den Namen kennt oder nicht.

Immer, wenn meine Liebe sich von mir selbst abwendet und dem anderen zu, ist es auch Jesus, den ich antreffe.

Ich treffe Ihn an, der da steht und fragt, wer will mir Bruder sein, in meiner Liebe zu jenem?

Brauche ich dann Jesus überhaupt?

Dazu benötige ich mehr Raum – hier nur ein paar Hinweise:

Etwas Notwendiges, etwas Kostbares ist damit, dass es wertvoll ist, noch nicht unbedingt hinreichend. Ein Keimling ist kein Baum, in dessen Zweige die Vögel Zuflucht finden.

Der Sinn des Umgrabens meines Vaters war nicht die Rettung kleiner Pflanzen.

Aber wer die kleine Pflanze nicht liebt, welch ein Gärtner ist der denn?

Vielleicht ein Gärtner, der seinen schnellen Erfolg liebt? – also doch sich selbst.

Ein Arzt, dem das Leid der Nachbarn egal ist, solange sie nicht in die Praxis kommen. Ein Seelsorger, dem eine unglückliche Bewerbung um eine Wohnung nicht leidtut.

Die Jünger sind in Gefahr – das ist wesentliches Anliegen Jesu in diesen Geschichten. Es ist die ganze Zeit Thema: Was sieht dein Herz?

Siehe es dich, vielleicht sogar uns?

Oder wen sieht es?

Den Kleinen da, mit seinem kleinen Glauben – er ist mir alles wert.

Kleines Nachwort

Es gibt Menschen, die im Namen Jesu reden – und Schaden anrichten. Leider. Und leider nicht selten.

Es ist nicht so einfach. Wie soll ich es erkennen?

Ich kann nie ganz sicher sein, ob ein aufhalten des Bösen nicht etwas Gutes mit ausreißt. Es entlastet mich aber nicht davon, Verantwortung zu haben.

Ein Merkmal, um dies zu erkennen ist die eigene Motivation.

Komme ich von oben? Urteile ich? Stehe ich dabei als der Bessere da?

Oder bin ich Teil von allem – auch vom Irrtum des Bruders.

Ein anderes Merkmal ist: Handelt es sich um eine kleine Pflanze, die da vor mir ist? Oder ist es selbst ein Lehrer, ein Leiter, ein Verantwortlicher im Reich Gottes.

Ich lese nie, dass Jesus Schafe kritisiert – nur Hirten.

Bin ich selbst in einer Ordnung? Lasse ich mir etwas sagen?

Zuerst und zumeist will ich Jesus an meinem Herzen arbeiten lassen, das Er es beschneide und reinige und ich die Kostbarkeit des Kleinen am anderen erkennen lerne. Herr Jesus, gib mir die Salbe, die meine Augen sehend machen.

Hinterlasse einen Kommentar