Des Herzens Härte

Fr 28.02.2025

Mk 10:1-12 Von der Ehe

Der Text

Die Pharisäer versuchen Jesus und verweisen auf das Mosaische Gesetz. Jesus geht anders mit dem Mosaischen Gesetz um und erklärt die ursprüngliche Unauflöslichkeit der Ehe.

Was ist die Versuchung darin?

Zu Jesu Zeiten gab es zwei Schulen. Schammai, ein Zeitgenosse Jesu. Er legte Mose streng aus, nahe an Jesus. Die stärkere Schule war aber die von Hillel. Hillel war pragmatischer und erlaubte viele Gründe für eine Scheidung.

Auch vor dem Hintergrund des Schicksals des Täufers war die Frage der Pharisäer eine gefährliche Frage.

Hat Jesus im Sinne von Schammai geantwortet und die strenge Auslegung empfohlen?

Nicht A oder B

Jesus will nicht dem Gesetz folgen, sondern dem, um dessen Willen das Gesetz ist. Das Gesetz ist der Nachhall dessen, was eigentlich war. Das Provisorium um des Herzens Härte willen. Die Erinnerung an Gott – nicht Gott selbst.

Als ich junger Christ war, ertappte ich mich dabei, wie ich während der Arbeitszeit Tetris gespielt habe. Ich stand auf und stempelte ab und arbeitete dann in etwa die Zeit nach, die ich gespielt hatte.

Als ich nach Hause fuhr, bewegte mich die Frage, ob es nur um die gestohlene Arbeitszeit ging – oder ob Gott gar wolle, dass ich gar nicht mehr spiele. Was erlaubst Du Gott, war meine Frage.

Mir kam der Gedanke einer Leine und als ob ich fragen würde, wie lang sie ist.

Aber so ist Gott doch nicht. Gott verlangt keine Perfektion – aber was denn?

Damals spürte ich das Bild des Lagerfeuers, von dem ich oft spreche. Dort sitzt Gott und wartet, dass ich näher komme. Seine Frage ist nicht, wie weit weg ich (noch) bin. Seine Frage ist: In welche Richtung schaust du?

Ein Meilenstein

Das Gesetz hält mich „im Zaum (Zaun)“. Ja.

Es ist aber auch ein Meilenstein, der mir zeigt, wie weit ich von Gott weg bin. Stoße ich an den Zaun des Gesetzes, bin ich in die falsche Richtung unterwegs. Weg von Gott.

Drehe ich mich zu Gott und suche Ihn von ganzem Herzen, ist das Gesetz in meinem Rücken. Ich kenne es kaum noch und aus der Sicht anderer bin ich der dennoch innerhalb. Ohne mich begrenzt zu fühlen.

Gott ist in der Ehe

Ich suche Gott in der Ehe – und finde Ihn dort. Suche ich Gott, suche ich meine Frau – das ist kein steinernes Gesetz, sondern liegt in der Natur der Sache – besser: in meiner Gottähnlichkeit.

Drehe ich mich weg von Gott, wird mein Herz hart und eine harte Mauer muss es vor Schlimmerem bewahren (das Gesetz). Mose bewahrt vor Schlimmerem, wenn er Regeln für die „Entlassung der Frau“ einführt. סֵפֶר כְּרִיתוּת, Sefer Keritut heißt es, wörtlich etwa: das Schriftstück der Abschneidung, Abtrennung. Wie grauenvoll.

Die Bibel

Als ich mich vor 39 Jahren von meiner Frau trennen wollte, forschte ich gründlich in der Bibel. Und sie erlaubte es mir – so legte ich es aus (nach dem Wort: Wenn die Frau die Ehe mit einem gläubigen Mann nicht will).

Aber die Bibel ist nicht die letzte Instanz – genau wie Mose nicht für Israel.

Wer sich hinter der Bibel versteckt, kann trotzdem mit dem Rücken zu Gott stehen. Als ich zu Ihm schaute, sah ich Ihn bei meiner Frau.

Jesus hat mit dem Finger in den Sand geschrieben – aber nichts Schriftliches hinterlassen (Er konnte sicher schreiben). Die Essener waren sehr fromm – und schieben viel.

Jesus kannte die Thora mehr als ich und sonst jemand sie kennt – und nimmt sie dennoch nicht als letztes Wort.

Am Ende bist Du es, der lebendige Gott. Suche ich nicht Dich, finde ich nur Steine. Steine des Gesetzes – aber auch die Steine, die wir auf der Israelreise gefunden haben. Z. B. in Qumran (in Form von Schriftrollen).

Schöne Steine – sehr schön.

Die Härte meines Herzens ist ein Indikator dafür, wohin ich schaue. Ein Blick in Dein Antlitz zerbricht allen Stein und alle Sicherheit. Allen Wunsch nach einem großzügigen Gesetz.

Ich lege die Bibel nicht beiseite – sie spricht doch von Dir. Besser als alles andere Menschenwerk. Sie ist mir Weggefährte zu Dir.

Denn Dein Antlitz suche ich, Du lebendiger Gott. Du bist heute da und schaust mich an.

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