Do 06.03.2025
Lk 9:22-25 Jesu Ankündigung des Kreuzes und: von der Nachfolge
Der Text
Jesus redet von seinem eigenen Kreuz. Und dann spricht Er zu allen die bekannten Worte von der Nachfolge. „Wer mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach“.
„Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren. Wer es aber um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.“
Was ist das „selbst“? Was ist das Leben?
Was verliere – oder opfere ich da?
Ist es mein Person-sein? Werde ich zu einer Arte Jesus-Zombie? Man sieht nur noch Jesus in mir und ich komme nicht mehr vor?
Eine Art Verteilung Jesu auf alle Nachfolger?
Was soll ich denn verleugnen? Mich?
Was bleibt dann übrig?
Mein Selbst
Es kann nicht um die Auslöschung der Person gehen.
Aber ich schaue in mein Selbst.
Es wird von Wollen und Nichtwollen bestimmt.
Das Wollen ist zumeist Lust und das Nichtwollen ist zumeist Sorge.
Was bleibt, wenn ich das aufgebe?
Psyche und Zoe (Leben)
In diesem Text steht bei Luther: Leben – im Griechischen jedoch Psyche.
Es gibt ein anderes, typisches Wort für Leben, das ist Zoe. Siehe Genaueres dazu im Begleittext Psyche und Psyche.
Zoe ist das eigentliche, das göttliche Leben.
Warum wird hier also nicht gesagt: Wer sein psychisches Leben verliert, wird das eigentliche, göttliche Leben gewinnen?
Jesus spricht von einer Unterscheidung innerhalb des psychischen Lebens! Siehe den Begleittext.
Es geht nicht um Leben und Tod des selbst, sondern um totes Leben oder lebendiges Leben.
Praktisch
Das tote Leben ist das Leben, das sich selbst lebt. Das Leben, dessen eigenes Leben der Mittelpunkt ist. Das, womit ich als Mensch immer beginne, sobald ich in der Pubertät merke, dass ich ich bin.
Das lustige Leben (Leben aus der Lust) und das besorgte Leben (Leben aus der Angst).
Aber eigentlich ist die Quelle allen Lebens nicht das Sein – sondern das Mit-Sein. Mein physisches Leben kam aus dem Ich und Du meiner Eltern. Meine Seele aber kommt aus der Begegnung Gottes mit Menschen.
Wenn Gott mir nicht im Alltag begegnet, kann ich kein eigentliches Leben leben!
Denn dann bin ich mit mir allein.
An jedem Tag!
Im Alltag nehme ich an, was Gott mir gibt, und folge darin Jesus nach. Immer. Immer Ihm nach.
Darin werde ich nicht weniger – sondern ich werde mehr. Zwar stirbt die Selbstbezogenheit – mein bisheriges Zentrum. Es entfaltet sich aber ein Ich, das aus dem Du und Ich kommt.
Gott stiftet ein neues Ich in mir, oder vielleicht besser: Er offenbart ein neues Ich in mir.
Ich mache die Buchhaltung (auch ohne Lust) und indem ich es tue, bin ich mehr ich, als wenn ich meiner Lust gehorche und die Buchhaltung noch eine Woche liegen lasse.
Gott sagt mir, wer ich bin, indem er mir meine Aufgabe nennt. Nicht: Mach das und das, sondern: Das zu machen entspricht dir jetzt am meisten.
Kein Volk weint so um seine Toten wie Israel. Kein Volk sehnt das Weiterleben der Geiseln so herbei wie Israel.
Von außen könnte man sagen: Kein Volk leidet so am Leid eines anderen (der Geisel).
Und dies macht seine Würde aus.
Nicht der Spaß in Tel Aviv, sondern die leidende Verbundenheit offenbart die Würde der Menschen.
Indem ich die Würde des anderen ganz in mein Herz lasse, werde ich dieser neue Mensch – der Jesus immer war und ist.
Mensch-sein fängt bei zwei an – und hört bei zwei nicht auf!