Ein Vater sein

Di 18.03.2025

Mt 23:1-12 Gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer.

Der Text

Es sind die letzten Tage Jesu. Die geistige Elite wird Jesus töten. Jesus redet zu den Jüngern über die Ich-Sucht der Schriftgelehrten und Pharisäer. Sie kennen die Schrift! Aber sie leben sie nicht – im Gegenteil.

Dann: Ihr sollt euch nicht Rabbi, Vater, Lehrer nennen – denn einer ist Meister, einer ist Vater, einer ist Lehrer.

Eine Betrachtung.

Ist es nicht ein klares Wort?

Ein klares Wort ist noch lange kein verstandenes Wort. Denn ob ich ein Wort empfange, hängt immer zumindest von zwei Dingen ab: Von dem Wort selbst – und von meinem Herzen.

Aber es hängt an so viel mehr. An der Zeit, an der Lebensphase des Hörers, der Kirche, des Volkes. An der Rolle und dem, was gerade mir gesagt werden muss – dem anderen vielleicht eher anderes.

Und es hängt noch mehr daran, ob der Redner selbst im Raum ist. Jahrhunderte hat Gott geschwiegen, so glaubten die Juden selbst. Maleachi, Esra, Haggai, Sacharja. Und nun schweigt Gott.

Die Schriftgelehrten und Pharisäer müssen mit dem überlieferten Wort leben, mit der Tradition.

Aber die Propheten haben zumeist aktuell gesprochen – selten allgemein. Und was sie für später gesprochen haben, gilt wohl für Epochen – nicht allezeit.

Wenn nun der Autor, die Quelle, selbst da ist und redet – dann Vorsicht vor eigenen Bibelauslegungen!

In tönernen Krügen

Meine Sicherheit liegt nicht in dem Wissen über die Bibel, den elektronischen Analysemethoden, der KI oder der Tradition.

Ich habe solche Sicherheit nicht – ja: Ich habe keine Sicherheit.

Redest Du nicht, höre ich nicht – ich habe nichts Gültiges, nichts Heiliges allein in mir.

Und meine ich zu hören – dann im tönernen Krug, zerbrechlich, durchzogen mit allerlei Gefahren.

Ich höre – mit allem Zittern – dass Du Väter im Glauben suchst und einsetzt – trotz dieses Wortes. Und setzt Du ein, ist es eitle Besserwisserei, dem nicht zu folgen.

Du setzt ein und Du begrenzt.

Mir scheint, der Hauptmann von Kapernaum zeigt es. Ein Vater im Glauben, der selbst nicht Knecht ist und ganz in der Ordnung Gottes – der ist anmaßend, wie Jesus die Schriftgelehrten seiner Zeit einordnet.

Ich bin weder in meinem Bibelverständnis noch dem Verstehen der Tradition und auch nicht im Hören auf Dich ganz sicher.

Aber ich bin oft sicher, dass ich dennoch aktiv werden soll, dennoch diese Texte schreiben soll – nicht aus einer Selbstherrlichkeit heraus, sondern aus der Liebe heraus.

Die Liebe ist mein Antrieb – nicht meine Gewissheit.

Aber Du bist mein Gott – der mich liebt, der mich aber auch erzieht, ermahnt, korrigiert. Denn es sind Deine Schafe, zu denen ich spreche.

Leiterschaft

Am Sonntag hat Andreas Tim eine kluge Predigt über Leiterschaft gehalten. Ich stimme ihm ganz zu.

Einen Aspekt hat er – vielleicht etwas nebenbei – gesagt, der mir wichtig ist: Ein Leiter ist der, der selbst lebt und tut, was er anderen sagt.

Wenn ich meine gehört zu haben, und will selbst den Preis für das Risiko, dem zu folgen, nicht bezahlen, dann darf ich es nicht anderen vorschlagen.

Ist kein Preis enthalten, dann ist es vermutlich auf meinem Mist gewachsen. Ich will aber ein Glaubender sein, einer, der Dir vertraut in dem nicht-wissen.

Résumé

Zum einen: Die Bibel ist kein Steinbruch. Bibelverse allein klären Dinge nicht. Ich bin nicht so gebildet wie die Schriftgelehrten zur Zeit Jesu – und die waren Ziel scharfer Kritik Jesu.

Dann: Der Herr ist auferstanden und hat uns Seinen Geist gesandt. Ich höre auf Dich in stillem Lauschen. Deine Worte bürsten mich gegen den Strich. Ich suche Zucht und Einordnung in Deinen Tempel.

Und: Leben heißt sterben können. Wage ich das lebensgefährliche Leben nicht, bin ich schon tot.

Das Leben nun ist immer ein Leben im Tempel (siehe gestern).

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