Mo 24.03.2025
Lk 4:24-30 Jesus in Seiner Heimatsynagoge
Der Text
Jesus kommt aus Seiner Berufung (Taufe, Wüste) in Seine Heimatstadt Nazareth. Nach der Lesung des Jesajatextes bezeugt Er, dass ein Prophet in seinem Vaterland nichts gilt. Er nennt die Witwe von Zarpat und Naaman als Beispiel.
Nun entbrennt der Zorn der Hörer – sie wollen Ihn töten. Ohne Erfolg.
Was geht uns das an?
Ist bei uns nicht alles anders? Warum erzählt Lukas dies uns? Mir?
Und warum redet Jesus so mit den Menschen Seiner Vaterstadt, den Leuten aus Seiner Heimat, den Menschen, die Ihm nahestehen und auch gernhaben?
Und bedeuten die Beispiele etwas Besonderes?
Zunächst einige kleine Dinge.
Nicht zu gefallen suchen
Allgemeine Richtigkeiten sind das eine – ein Weg mit Gott geht aber darüber hinaus, zuweilen drastisch darüber hinaus.
Gestern gab es eine weitere Predigt über Leiterschaft. Professionell und gut – ich habe die Erfahrung und das Wissen gespürt. Besonders habe ich mich über die Betonung der Einheit in der Leitung gefreut.
Ich vermute, dass es jetzt bei dem Stand bleibt – aber es gibt doch auch weiteres, wichtiges.
Jesus ist auch ganz anders.
Zwar gilt das kluge, menschliche auch im Geistigen (= Geistlichen). Aber der Geist kann existenziell aus dem Leib-Seele-Kontinuum heraustreten (Ex-).
Ein ausführliches Thema in der Logotherapie, die deshalb auch den anderen Namen „Existenzanalyse“ haben kann.
Nicht nach dem zu reden, was den Menschen in den Ohren juckt, wie Paulus es Timotheus schreibt. Dazu muss ich wissen und verantworten, dass dies hier und jetzt mein Auftrag ist. Nicht das Provokante an sich, sondern das Wahre, das Prophetische.
Prophetisch reden ist nicht das sagen, was den Menschen gefällt. Das Prophetische ist wesentlich das zu sagen, was sonst nicht gesagt werden darf – weil es nur als lebendige Rede zu dieser Zeit, an diesem Ort, zu diesen Menschen recht und nötig ist.
Den Ort annehmen, den Du zeigst
Elija wurde an den Bach Krit (נַחַל כְּרִית – Naḥal Kərīt) geschickt. Dort, und nur dort, hatte Gott dem Raben geboten, ihn zu versorgen. Es war ein Wadi, nur für eine Zeit floss dort Wasser. Es bereitet den Weg zur Witwe in Zarpat – ein anderer Ort zu einer anderen Zeit.
Aber was hätte Nazareth anders machen können?
Was offenbarst Du mir in diesem?
Rolle
Heimat ist auch Heimat, weil jede Rolle dort klar ist. Der ist der und jener ist jener. Und auch ich bin der, der ich war und der zu sein alle erwarten.
Ich hatte in meinem Leben schon sehr verschiedene Rollen – teilweise zeitgleich, in anderen Kontexten.
In der Lehre war ich der müde Typ in der letzten Reihe. Im Shotkan war ich der, dessen Eifer kaum zu überbieten war.
Aber auch: Wer ich war, war ich, weil ich es gestern war und weil alle es erwartet haben. Ich denke noch sehr an eine Rolle, die ich nicht wollte – die ich aber nicht verlassen konnte – alle haben alles, was ich tat, als Teil dieser Rolle gedeutet (ich war damals der Klassenkasper).
Jesus kommt in gewisser Weise in einer anderen Rolle aus Taufe und Wüste zurück. Er ist für die Welt nun ein anderer.
Die Welt aber will Ihm aufnötigen, was Er für sie immer war.
Praxis:
Welche Rolle spielt der andere für mich?
Kenne ich meine Frau nur als die, die ich meine zu kennen?
Oder kann ich ein Staunender werden.
Kann ich für nicht selbstverständlich nehmen, was sie mir ist?
Kann ich mir von Dir, Vater, sagen lassen, wie Du sie siehst?
Wie sie sein könnte, wenn ich sie nicht in ihrer bisherigen Rolle festlegen würde?
Und:
Wer ist Jesus für mich?
Welche Rolle spielt Er in meinem Leben?
Auf was habe ich Dich festgelegt, mein Herr und Freund?
Darfst Du mich auffordern, mit Dir die Heimat zu verlassen und Dich als einen auch noch ganz anderen zu erleben?
Mit Dir, an den „Bache Krit“, wo das Wasser austrocknen wird. Und nach Zarpat, den Ort der Prüfung? (צָרְפַת – Zarpat = Ort des Schmelzens, Schmelzofen, Läuterstätte). Oder wohin Du auch rufst?
Die Wohnung meiner Erwartung und Vorstellung verlassen.
Es geschieht selten – Du aber rufst durch Lukas: Stelle nicht deine Heimat und dein Weltbild über die unfassbar neue Wirklichkeit der Prophetie des Jesaja: Heute! Heute ist dieses (so alte) Schriftwort erfüllt.