Haus Israel – Bethesda

Di 01.04.2025

Joh 5:1-16 Heilung am Teich Bethesda

Der Text

Nach der Geschichte von gestern geht Jesus hinauf nach Jerusalem. Dort ist ein Fest „der Juden“. An den fünf Säulenhallen des Teiches Bethesda trifft er auf den gelähmten Mann. Seit achtunddreißig Jahren ist er gelähmt. Jesus heilt ihn. Später sagt er zu ihm:

„Siehe, du bist gesund geworden. Sündige hinfort nicht mehr, dass dir nicht etwas Schlimmeres wiederfahre.“

Es ist ein Johannes-Text

Ein Baustein in einer Komposition.

Ich betrachte nicht den Sabbat, die Heilung, die Sünde des Mannes. Welche Sünde wäre das überhaupt?

Ich staune dagegen.

Ich staune, dass der Kranke nicht um Heilung bittet. Dass Jesus, auf den ersten Blick, heilt, obwohl kein Glaube da ist. Der Mann glaubt an die Tradition des bewegten Wassers. Für die Tradition ist er aber allezeit zu spät.

Fünf Hallen – fünf Bücher Mose, Bethesda – Haus der Gnade. Achtunddreißig Jahre – das sind „noch nicht vierzig“ Jahre.

Die KI konnte mir zunächst nicht helfen. Am Ende kann sie aber schön erläutern, was aus der rechten Frage entspringt: Haus Israel.

Hebräisches Denken

Die Grundentscheidung ist: Ich versuche viel öfter hebräisch zu denken, auch wenn ich darin gewiss ein Anfänger bin.

Es geht nicht um das Individuum des Mannes.

Es geht: um die Gesamtlage Israels.

Ich glaube nicht, dass Jesus ohne Glaube heilt.

Hier ist kein Glaube des Mannes zu erkennen.

Aber er ist „im Raum des Glaubens“. In Israel. In den Fünf Hallen der Gnade des Bundes Gottes mit Israel.

Unsere Kirche betet: Sieh nicht auf meine Schuld, sondern auf den Glauben Deiner Kirche.

Ich werde erlöst – weil die Kirche glaubt.

Und ich glaube als Baustein in der Kirche – für meine anderen Brüder, die diesen Glauben gerade brauchen.

Als Kind des Hyperindividualismus sind mir solche Gedanken immer noch fremd und ich vermute, manchem Leser noch mehr.

Gott schenkt einem Mann kein Kind – aber auch keiner Frau.

Sondern nur und immer dem Ehepaar. Auch wenn unsere Zeit das zerbrechen möchte und teilweise zerbrochen hat. Es ist Rebellion gegen das Wesen Einheit in Mehrheit (Trinität).

Niemand ist er selbst und sonst nichts.

Er ist Sohn und er ist Vater.

Kein Vater zu sein ist wie achtunddreißig Jahre in einer Säulenhalle zu warten.

Israel steht zur Zeit Jesu davor, seine Fruchtbarkeit zu verlieren. Seine Vaterschaft. Jesus verlängert die Zeit in diesem Mann.

Aber:

Sündige hinfort nicht mehr.

Und immer, wenn es so klingt, als kritisiere ich Israel, sage ich:

Wenn dies am grünen Holz geschieht, am Augapfel Gottes –

wo stehen dann wir?

Ich bin gewiss: Es wird der Tag kommen, an dem Israel für die Kirche bitten muss, damit der jüngere Bruder nicht umkommt.

Klöppel

Ich fühle mich heute wie der Klöppel in einer Glocke.

Ist da keine Glocke um mich, taumle ich im Leeren.

Und ein wenig fühlt es sich so an. Ich spüre kaum einen Raum, eine Kirche, eine Gemeinschaft, die nicht die Sünde des Zerfalls, des Zerfaserns, der Entfremdung lebt.

Der Mann lag einsam da.

Niemand war da, der ihn trug.

Wo warst du, Israel?

Und mehr noch:

Wo bist du, Kirche, heute?

Trägst du deinen Bruder?

Trage ich meinen Bruder?

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