Mo 14.04.2025
Joh 12:1-11 Die Salbung in Bethanien
Der Text
Sechs Tage vor dem Passahfest geht Jesus nach Bethanien, ins Haus von Maria, Martha und Lazarus. Dort geschieht die Salbung Seiner Füße durch Maria in großem Übermaß. Judas jedoch, rechnet es in Silbergroschen um.
Bethanien
Das Wort ist eine griechische Umschreibung eines hebräischen Ortsnamens. Die Bedeutung ist nicht völlig klar, wahrscheinlich ist es Beit-Anyah, Haus des Elendes, Haus der Armen.
Der Ort ist eine Art Gegenpol zu Jerusalem. Zwar findet in Jerusalem alles Sichtbare statt – und soll auch nicht verborgen bleiben – aber in Bethanien ist die Wurzel von ebendiesem Sichtbaren.
Sechs Tage vor Passah und vier Tage vor dem Abendmahl mit den Aposteln findet hier ein anderes Mahl statt. Das Mahl der Freundschaft. Aber – es ist noch mehr.
Gott und Mensch
Dieses Mahl, so scheint es mir, ist der eigentliche Grund für Jesu Kreuz.
Lazarus ist „der arme Mann“, dessen Name nicht zufällig mit dem armen Mann in der Geschichte vom armen Lazarus und dem reichen Mann diese Geschichten verbindet (Lk 16:19 ff).
Lazaros – Gott hilft.
אֶלְעָזָר (ʾElʿāzār)
Es gibt diese Familie, heiliggesprochen als Maria, Martha und Lazarus erst 2021 durch Franziskus.
Maria, schon lange eine große Heilige in der Orthodoxie – katholisch erst sehr spät erkannt.
Sie sind „eins“.
Wie auch gestern ist hier „eins“ eine untrennbare Mehrheit. Das eine ganz und gar, aber zugleich das andere in anderer Weise, aber auch ganz und gar.
Gott rettet keine einzelnen Menschen, und Er begegnet sogar niemandem, um ihm und nur ihm zu begegnen.
Was ist der Mensch?
Was ist der Mensch, dass Du seiner gedenkst (Ps 8:5)?
Hier ist dieser Mensch in einer Weise mit Jesus, dem Gottessohn, dass es ganz natürlich ist, dass einer für den anderen alles tut.
Es gibt die Verbindung zwischen Maß und ohne-Maß.
Das Mahl hat Maß, die Narde ist ohne Maß.
Wer die Maß-losigkeit nicht kennt, sondern sie in ein Maß umrechnet (300 Denare), der verliert die Verbindung zu Gott – er ist ein Dieb. Er raubt nicht Geld, er raubt allen alles.
Es sind zwei Welten und sie können und sollen doch nur als eine existieren. Maria gibt es nicht ohne Marta – Marta aber reicht nicht ohne Maria.
Und beide nicht für sich, sondern für/mit Lazarus.
Wer ist für Lazarus der Nächste (siehe Jesu Frage in Lukas 10,36!)?
Lazarus hat Maria und Marta, sie sind ihm die Nächsten, wie der Samariter dem der Nächste ist, der unter die Räuber gefallen ist.
Indem dies geschieht, geschieht Reich Gottes – denn der Menschensohn verbindet all das.
Es ist nicht ein Tun am anderen, es ist ein Vollziehen einer anderen Wirklichkeit.
Ein leben in einer Welt, die nicht gibt oder nimmt, sondern die zueinander gehört.
Ich liebe meinen Nächsten nicht „wie“ mich selbst im Sinne eines Vergleiches. Sondern im Sinne meiner Natur. Ich bin dem anderen ich-selbst.
In allem allerdings: Unvermischt!
Person bleibt Person, auch wenn „der Mensch“ erst bei zwei anfängt.
(Adam ist „der Mensch“ – und erscheint als Mann und Frau).
Verkosten
Ich spüre, dass mir die Worte fehlen. Dieses alles gilt es zu verkosten – nicht zu erklären.
Ich stehe in einem Raum und empfange eine Wirklichkeit. Sie ist ganz präsent – aber ich kann sie nicht wie eine Beute formulieren und mitnehmen.
Ich nenne Dinge – vielleicht hörst du, Leser, diese Musik, riechst dieses Duft? Dann sind wir gemeinsam hier – in dem Haus Bethanien.