Di 15.04.2025
Joh 13:21-33.36-38 Jesus und der Verräter
Der Text
Nach der Fußwaschung! Jesus offenbart Sein Erkennen des Verrates. Judas geht in die Nacht. Petrus hält sich für besser, er würde Jesus nie verraten.
Die Fußwaschung des Judas ist der Auftakt zu einem einmaligen Zeugnis über Jesus. Es heißt „Jesus wurde in Seinem Geist erschüttert“.
Einmalig
Diese letzte Formulierung gibt es nur an dieser Stelle in der Bibel. Es geht nicht mehr um die Seele Jesu – es geht um den Geist. Und Er ist nicht erschüttert, sondern Er wird erschüttert – von woanders her.
Ich sehe einen Zusammenhang mit der Versuchungsgeschichte Jesu in der Wüste. Ein Zusammenhang mit der Existenz des Universums und seiner Gefährdung.
Genaueres ist ausführlich im Begleittext zu lesen: Der Mensch berührt die Trinität.
Wesen Gottes
Gott ist Trinitarisch. Würde Jesus die Welt retten und dafür die Beziehung zum Vater aufgeben, würde sich die Welt auflösen. Es gäbe sie nicht mehr, weil es Gott nicht mehr gäbe. Welt entstand als Frucht der Bezogenheit der Personen der Trinität. Es gibt keine Existenz ohne Bezogenheit.
In der Menschwerdung Gottes bin ich, ist Judas, Teil Gottes. Denn Gott bleibt für immer auch Menschensohn. Und die Bezogenheit des Menschen wird Teil der Bezogenheit Gottes in sich. (Für Bezogenheit kann man auch das Wort „Liebe“ nehmen, es wird aber so oft missverstanden).
Der Verrat Jesu erschüttert Gott in dieser Grundfeste. Nicht allein Jesus als Person, sondern Gott als Trinität.
In allen anderen Erschütterungen Jesu (Blick auf Jerusalem, vor dem Grab von Lazarus) ist die Person Jesus betroffen. Hier ist Gott selbst erschüttert.
Verrat bleibt nicht im Außen.
Warum Gott sich überhaupt darauf einlässt? Siehe Begleittext.
Annahme der Erschütterung
Menschen berichten mir von Enttäuschungen. Enttäuschungen bleiben im Außen, verletzen etwas, berühren mich – aber ich bleibe doch ich. Wenn auch verletzt.
Eine Erschütterung geht tiefer. Sie betrifft die Substanz. Sie betrifft mein Innerstes, mein Sein, die Quelle von allem.
Die Betäubtheit des Menschen führt dazu, dass sie nicht in sich leben, sondern so im außen, dass die Erschütterung nur noch wenig empfunden wird.
Ich nenne eine Erschütterung, die die Qualität des Selbstverlustes hat:
Wenn Kinder erleben, dass sich ihre Eltern trennen.
Das Leben löst sich auf in ein Davor und Danach. Ich bin nicht mehr der, der ich war, nämlich die Frucht der Liebe meiner Eltern. Ich war es vielleicht – aber wer bin ich nun?
Gott ist im Innersten erschüttert. Er schuf den Mensch als Mann und Frau und offenbarte es am Kind.
Mir fehlen die Worte dafür.
Sich vom Verrat küssen lassen
Das ist Substanz Gottes. Die Liebe bleibt, selbst im Verrat. Jesus wäscht Judas die Füße. Er reicht ihm das Brot. Er bleibt, als Judas ihn mit einem Kuss verrät.
Und es ist nur durch einen Kuss möglich.
Denn der ist es, dem die Liebe alles bedeutet. Der sich vom Verräter küssen lässt, der ist es, den ich meine.
Aber warum liebt Gott so sehr?
Nicht weichen
Der Mensch, so geliebt und so Ebenbild Gottes, kann ebenso sein wie Gott.
Er kann dem Verrat die Seite hinhalten, ja den Kuss der Lüge empfangen.
Erst dann gebe ich Jesus eine Antwort – wenn ich im Verrat verbunden bleibe – bis zuletzt.
So wie Gott erschüttert werden kann durch Verrat – so kann Er auch gesegnet werden durch Treue. Treue in allem, in jeder Enttäuschung sowieso, aber auch in der Verletzung, ja in der Erschütterung.
Der Mensch ist von Gott her eingesetzt Ihn zu ehren. Er ehrt Ihn nicht mit Worten oder nur mit Danken. Sondern in der Bestätigung Seines Wesens.
Was auch an Verrat geschieht – ich bleibe mit dir verbunden.