Das andere Abendmahl

Do 17.04.2025 Gründonnerstag

Joh 13:1-15 Die Fußwaschung

Der Text

Vor dem Passahfest erkennt Jesus Seine Stunde und Seinen Weg. Johannes berichtet nun von der Fußwaschung der zwölf Jünger – ganz bewusst auch von Judas.

Petrus diskutiert mit Ihm – und folgt dann, wie Jesus es sagt.

Warum kein Abendmahl?

Johannes berichtet mit keinem Wort vom Abendmahl. Das zentrale Ereignis bei den Synoptikern.

Aber Johannes macht keine Fehler. Es ist ein wenig wie bei einer Fuge von J.S.Bach – kein Ton ist auch nur im Geringsten zufällig oder könnte ebenso gut ein anderer sein – kein „Jota“.

Anders als die Synoptiker hat Johannes dem Abendmahl ein ganzes Kapitel gewidmet. Das Kapitel sechs.

Erst als ich katholisch geworden bin, habe ich gemerkt, dass das ganze Kapitel davon handelt, angefangen bei der Speisung der fünftausend.

Johannes komponiert die Offenbarung Gottes anders, dies ist ein Teil eines Puzzles.

Als Er erkannte

Die Fußwaschung erfolgt in einem besonderen Licht. Nicht einfach so – sondern indem Er erkennt, dass Seine Stunde gekommen ist und in der Erkenntnis, „das Ihm der Vater alles in die Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging.“

Es ist also der höchste Ausdruck der Erkenntnis, der Göttlichkeit des Sohnes. Anders formuliert: Jesus war sich nicht immer schon alles und allem bewusst. Aber als Er die Fülle erkannte, stand Er auf vom Mahl und legte sein Obergewand ab, nahm einen Schurz und umgürtete sich.

Dienst ist Gotteserkenntnis. Gotteserkenntnis ist Dienst.

Nicht etwas zu Erledigendes

Ein Freund aus unserer Männerrunde steckt in großen Schwierigkeiten. Er sagte in etwa, dass er sich sehr darauf freue, wenn dies überwunden sei.

Aber diese Schwierigkeiten sind gerade der Ort seiner Reifung. Es ist das, was er aus einer späteren Perspektive als die wertvollste und beste Zeit seines Lebens ansehen wird.

Mose, der Mann Gottes, der vielleicht mehr getan als alle Menschen jemals, dichtet Psalm 90. Dort heißt es in Vers 10:

Die Tage unserer Jahre – in ihnen siebzig Jahre,
und wenn in Stärke – achtzig Jahre;
und ihr Stolz (ist) Mühsal und Nichtiges,
denn schnell ist es vergangen, und wir fliegen dahin.

Mose war nicht etwa melancholisch oder gar depressiv.

Er hatte eine andere Kostbarkeit geschmeckt.

Er dient Gott und Seinem Volk. Und das ist Herrlichkeit, das Dienen selbst, der Vollzug dieses Wesens Gottes.

Durchbohrt

Die durchbohrten Hände Jesu, die durchbohrten Füße, die offene Seite. All das ist ewig an Ihm.
Und es sind keine Narben und es sind keine Trophäen, es sind ständige Wirklichkeiten. Gott war nicht einmal so, im Jahre 30 n.Chr., Er ist immer so.

Es ist ein fundamentaler und unvermischbarer Unterschied zwischen dem Denken und Handeln für sich selbst einerseits, und dem Reich Gottes, dessen Wesen im Geben, Denken und Handeln für den anderen ist, andererseits.

In gewisser Weise sehe ich es in den Falten im Gesicht eines Menschen, oder an seiner von Arbeit gezeichneten Hand. Dort ist ein Mensch der lebt, weil er gelebt hat. Gedient, gewirkt, sich verbraucht hat.

Nicht zu bewahren sind wir gerufen, sondern zu verschenken.

Jugend hat keinen eigenen Wert – sie ist nur Potenzial. Ohne dass sie sich investiert, bedeutet sie nichts.

Wenn Gott Ursache von allem ist und zugleich gut ist, dann ist dies die Verheißung, dass das Ausschütten des eigenen Lebens in Dienst und Hingabe Herrlichkeit ist – nicht Verlust.

Fürchte dich nicht vor dem täglichen Sterben, fürchte dich vor der Verkrampfung deiner Hand, die halten will, das doch nicht gehalten werden kann.

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